Montag, 18. Juni 2018
Netflix-Geheimtipp „Sunday's Illness“

„Sunday's Illness“: Auf den Spuren Fassbinders und Sirks

Auf Netflix gibt es aktuell die spanische Filmperle „Sunday's Illness“ zu entdecken. Das großartige Melodram fand leider zu wenig Untersützung auf der Berlinale.

Ramón Salazars schmerzhaftes Melodram hat seine Weltpremiere in der Panorama-Sektion der diesjährigen Berlinale gefeiert. Der Film hätte von der Qualität her aber auch durchaus im Wettbewerb laufen können. So gab es leider nur wenig und eher negatives Echo vom Festival. Es geht um die reiche Anabel (Susi Sánchez). Sie bekommt von der jüngeren Chiara (Bárbara Lennie) einen Besuch abgestattet. Chiara hat sich als Bedienstete ausgegeben, um Kontakt herzustellen. Sie behauptet, Anabels Tochter zu sein. Deswegen solle diese für acht Tage mit ihr kommen. Anabel lässt sich, nach dem Unterschreiben eines Vertrages, auf den mysteriösen Wunsch ein.

Die indieWIRE-Kritik des Festival-Trüffelschweins Eric Kohn, der nicht auf der Berlinale war, hat mich jetzt wieder auf den Film aufmerksam gemacht. „Sunday's Illness“ ist nämlich still und heimlich am 15. Juni auf Netflix veröffentlicht worden. Keine Ahnung, ob dieses eher langsam und behutsam erzählte Werk über eine komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung auf der Streaming-Plattform sein Publikum finden wird. Aber Kohns Referenzpunkte zu Douglas Sirk und Rainer Werner Fassbinder sind sehr passend. Das Ding ist überragend gespielt, geht wahnsinnig unter die Haut und hat einen besseren 99-Luftballons-Songeinsatz als „Watchmen“. Dicke Empfehlung, wenn man etwas jenseits des Mainstreams sucht.

Link: - Eric Kohns Review

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Sonntag, 21. Januar 2018
Netflix-Tipp: „The End of the F***ing World“

© Netflix

Die britische Serie „The End of the F***ing World“ wandelt zwar auf Tarantinos Spuren, findet aber eigene Wege, seine Geschichte von zwei verwirrten Teenagern auf der Flucht zu erzählen.

Eine gehypte Netflix-Serie, deren Trailer allein auf YouTube über sieben Millionen Mal geklickt wurde, braucht eigentlich keinen Push mehr. Negative Space will nur festhalten, dass das wirklich eine Serie ist, die man wie nichts wegschauen kann, die sehr viel Spaß macht und die letztlich sogar stark anrührt. Eigenartig, wenn man sich die Ausgangsidee vor Augen führt: Zwei britische Teenager flüchten aus ihrem Alltag auf einen Road Trip. Der 17-jährige Junge James kommt vor allem mit, weil er sich vorgenommen hat, das Mädchen Alyssa umzubringen. Das ist die True Romance der Natural Born Killers From Dusk Till Dawn.

Tarantinos popkultureller Einfluss ist unübersehbar. Es gibt auch einen ganz wunderbaren Einsatz von Ricky Nelsons Song „Lonesome Town“. Was „The End of the F***ing World“ aber so sehenswert macht, ist die Lebendigkeit und die Eigenarten seiner Protagonisten. Die beiden wachsen einem ans Herz, weil sie nicht bloße Filmzitate, sondern aus Fleisch und Blut sind. Es ist eine bittere Welt voller trauriger Vergangenheit, trister Gegenwart und ungewisser Zukunft, aus der es das Beste zu machen gilt. Großartig erzählt und sicher inszeniert. Mit einigen atemberaubend poetischen Momenten. Die beiden innerlich kaputten Teenager richten sich aneinander auf – es wären auch sonst keine fähigen Eltern da, die dies übernehmen könnten. Das junge Schauspielpaar Alex Lawther und Jessica Barden ist dabei zum Niederknien gut. Toll auch, den „Game of Thrones“-Liebling Yara Greyjoy (Gemma Whelan) als Ermittlerin wiederzusehen, deren Fokus nicht nur auf der Arbeit liegt.

Die Serie „The End of the F***ing World“, deren acht Episoden jeweils um die 20 Minuten gehen, wurde ursprünglich vom britischen Sender Channel 4 produziert. Netflix kaufte sich die weltweiten Vertriebsrechte und streamt sie seit dem 5. Januar.

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