Sonntag, 21. April 2019
Lapids neuer Film thematisiert berüchtigte Palästinenserin Tamimi

Lapid in Locarno | © נדב לפיד, CC BY-SA 3.0
Mit dem Gewinn des Goldenen Bären in Berlin im Rücken traut sich der Israeli Nadav Lapid an ein heißes Eisen: die Geschichte der jungen Palästinenserin Ahed Tamimi, die einen israelischen Soldaten ohrfeigte.

Der diesjährige Berlinale-Gewinner, der israelische Regisseur Nadav Lapid, hat sein neues Projekt bekannt gegeben. Nach „Synonyme“ dreht er den Film „Le Genou d'Ahed“ (Das Knie von Ahed), der von der französischen Firma Les Films du Bal und der israelischen Firma Pie Films co-produziert wird. Drehstart ist in diesem Dezember.

Zur Handlung schreibt der Sender Arte France, der an der Produktion beteiligt ist: „Der Film handelt von einer aktuellen Begebenheit. Ein Filmemacher stürzt sich in der Wüste kopfüber in zwei Schlachten, die dafür bestimmt sind zu scheitern: Die eine Schlacht geht gegen das Ende der Meinungsfreiheit in seinem Land, die andere Schlacht gegen den Tod seiner Mutter.“

Lapids Mutter Era, die alle seine Filme als Editor betreute, verstarb während der Produktion von „Synonyme“. Ihr ist auch der Gewinner des Goldenen Bären gewidmet. Anhand des Titels lässt sich die wahrscheinliche Protagonistin von Lapids neuem Film erahnen. Das Knie gehört wohl Ahed Tamimi, einer 18-jährigen Palästinenserin, die im Westjordanland lebt. Die eine Seite instrumentalisiert sie als mutige Freiheitskämpferin und Jeanne d'Arc der Araber mit rotem Wuschelkopf in der steten Auseinandersetzung mit den Israelis. Für die andere Seite ist sie eine antizionistische Aktivistin, die israelische Soldaten tätlich angegriffen hat und aus einer höchst problematischen Familie stammt.

Mit Aheds Knie nimmt der Titel wahrscheinlich Bezug auf das Zitat des rechts-religiösen, höchst umstrittenen Knesset-Abgeordneten Bezalel Smotrich. Nachdem Tamimi einen israelischen Soldaten geohrfeigt hatte, schrieb Smotrich auf Twitter: „Meiner Meinung nach hätte sie dafür mindestens einen Schuss in die Kniekehle verdient gehabt.“ Das hätte sie für den Rest ihres Lebens unter Hausarrest gestellt. Damit ist auf jeden Fall sicher gestellt, dass auch dieser Lapid-Film niemanden kalt lassen wird. Das Thema ist geradezu prädestiniert dafür, eine Kontroverse zu entfachen.

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