Freitag, 15. Dezember 2017
Berlinale auf Oscar-Shortlist gleichauf mit Cannes - Fatih Akins „Aus dem Nichts“ dabei
schwanenmeister, 21:20h
Fatih Akin ist unter den weltweit letzten neun Filmen für den „besten fremsprachigen Film“ bei den Oscars. Ansonsten heißt es Berlinale Vs. Cannes.
„A Fantastic Woman“ | © Piffl Medien
Einerseits wird sich immer über das Auswahlverfahren der Academy Awards beschwert und beklagt, dass da weiße alte Männer wählen, die keine Ahnung vom Weltkino haben. Andererseits gibt es in der Filmbranche keine härtere Währung als eine Oscarnominierung. Auf der diesjährigen Oscar-Shortlist, der Vorstufe zur Nominierung, liefern sich die beiden großen A-Festivals Berlinale und Cannes ein Fernduell.
Die Berlinale stellt überraschenderweise drei der neun auserwählten Filme: Sebastián Lelios „A Fantastic Woman“ (Chile), Ildikó Enyedis „On Body and Soul“ (Ungarn) und Alain Gomis' „Félicité“ (Senegal) sind allesamt im viel gescholtenen Wettbewerb 2017 gelaufen. Die Berlinale selbst rechnet auch John Trengoves „The Wound“ (Südafrika) zu den eigenen Entdeckungen, weil der Film die Panorama-Sektion eröffnete. Seine Weltpremiere feierte er aber auf dem Sundance-Festival.
Frankreichs „120 BPM“ wäre Pflicht gewesenDas prestigeträchtigste Filmfestival der Welt in Cannes schickt Fatih Akins „Aus dem Nichts“ (Deutschland), Ruben Östlunds „The Square“ (Schweden) und Andrey Zvyagintsevs „Loveless“ (Russland) ins Rennen. Den lautesten Protestschrei der Filmkritiker gab es bei der Ignoranz der Jury, nicht den französischen Beitrag „120 BPM“ auf die Shortlist eingeladen zu haben. Eine berechtigte Kritik, weil Robin Campillos Film über die Aktivistengruppe Act Up im ausgehenden Aids-Zeitalter zu den besten Werken des Jahres zählt.
Aber ehrlicherweise muss man dann schon sagen, dass diverse Festival-Highlights auf der Shortlist der Academy gelandet sind. Es sei denn, man wollte irgendwie noch Superstar Angelina Jolie mit ihrem kambodschanischen Film „First They Killed My Father“ reindrücken. Aber wir sind hier nicht bei den Golden Globes, wo es einen Promi-Counter gibt. Klar, übersehen werden immer Filme: Wo ist „Zama“ von Lucrecia Martel, warum nicht „Tom of Finland“ von Dome Karukoski, „Barrage“ aus Luxemburg oder „Die göttliche Ordnung“ aus der Schweiz? Aber verglichen mit anderen Jahrgängen ist das eine geschmackvolle Auswahl.
Die Shortlist (9 Filme):
* Aus dem Nichts (Deutschland)
* A Fantastic Woman (Chile)
* Félicité (Senegal)
* Foxtrot (Israel)
* The Insult (Libanon)
* Loveless (Russland)
* On Body and Soul (Ungarn)
* The Square (Schweden)
* The Wound (Südafrika)
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