Donnerstag, 13. April 2017
Fatih Akin und Valeska Grisebach in Cannes
schwanenmeister, 22:59h
Über das Grundgerüst des 70. Cannes-Programms: also über deutsche Comebacks, die bisherigen Highlights und ein Kurz-Plädoyer gegen Sofia Coppolas Remake „The Beguiled“.
Out of Competition: „How to Talk to Girls at Parties“ © See-Saw Films
Erkenntnisse zum heute Vormittag veröffentlichten Programm des wichtigsten Filmfestivals der Welt, nämlich Cannes (17. bis 28. Mai):
* Durch die deutsche Brille: Ich dachte eigentlich, dass Fatih Akin mit dem Diane-Kruger-Film „Aus dem Nichts“ nochmal Luft holt, bevor er mit seiner Adaption von Heinz Strunks Magnum Opus „Der goldene Handschuh“ in die Vollen geht. Pustekuchen. „Aus dem Nichts“, der in den Wettbewerb eingeladen wurde, spielt in einer deutsch-türkischen Community in Hamburg. Es geht um Rache, eine Bombe und St. Pauli. Die „Nordsee ist Mordsee“-Legende Hark Bohm hat am Drehbuch mitgeschrieben. Vielleicht noch ein bisschen schöner ist das Comeback von Valeska Grisebach mit ihrem neuen Film „Western“ in der Un Certain Regard-Reihe. Grisebachs letzter Film „Sehnsucht“ ist über ein Jahrzehnt her. Maren Ades Firma Komplizenfilm produzierte „Western“.
* Die für mich heißesten Filme des Wettbewerbs heißen „The Killing of a Sacred Deer“ (Yorgos Lanthimos) und „The Meyerowitz Stories“ (Noah Baumbach). Auch wenn Lanthimos' „The Lobster“ kein Meisterwerk war wie „Dogtooth“, zeigte der Film doch einen der spannendsten europäischen Regisseure wieder auf der Höhe seiner Fähigkeiten. Noah Baumbach verehre ich seit „Greenberg“ sehr. Sein neuer Film hat Adam Sandler, Ben Stiller und Dustin Hoffman in den Hauptrollen. Das deutet ein magisches Triptychon an. Hollywood-Schauspieler, die endlich wieder an ihre Grenzen geführt werden. Außerdem habe ich eine Schwäche für die Filme von François Ozon, der in den Wettbewerb mit „L'amant double“ zurückkehrt. Es spielen in der Hitchcock-Paraphrase die grande dame Jacqueline Bisset und „Jeune et jolie“-Sternchen Marine Vacth.
Jérémie Renier und Marine Vacth in Ozons „L'amant double“
* Wer braucht das Sofia-Coppola-Remake von „The Beguiled“: Der deutsche Filmkritiker Rüdiger Suchsland wird wieder, wie schon bei „Marie-Antoinette“ oder „Somewhere“, aus dem Häuschen sein, wenn er nicht gerade Naomi Kawase feiert. Aber das Don-Siegel-Original aus den 1970er-Jahren mit Clint Eastwood ist perfekt und ein weitgehend unentdecktes Meisterwerk.
* 4x Nicole Kidman, 2x Hong Sangsoo, die Neuauflage der David-Lynch-TV-Serie „Twin Peaks“, keine Hollywood-Blockbuster wie „Dünkirchen“ und ein Virtual-Reality-Projekt von Alejandro G. Iñárritu.
* Asia-Power von Bong Joon-ho („Okja“), Kiyoshi Kurosawa („Before We Vanish“), Takashi Miike („Blade of the Immortal“) und der Midnight-Schiene, die mit „The Merciless“ und „The Villainess“ wieder nach Geheimtipps riecht.
* Ich will Claude Lanzmanns Dokumentation „Napalm“ sehen! Jetzt!
Link: - Cannes-Ticker 2016
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