Dienstag, 17. Januar 2017
Woche der Kritik zeigt Weltpremiere "California Dreams"
schwanenmeister, 23:12h
Die Woche der Kritik deckt die ersten vier Karten auf. Darunter ist eine vielversprechende amerikanische Weltpremiere, ein Insider-Tipp und auch Bertrand Bonello.
"California Dreams" © Number 7 Films
Die Woche der Kritik, die parallel zur Berlinale läuft und in den Hakeschen Höfen beheimatet ist, hat ihre ersten vier Filme bekannt gegeben. Als Weltpremiere zeigt die Veranstaltung, die sich als ästhetische Alternative zum größten deutschen Filmfestival versteht, Mike Otts Film "California Dreams". Der Trailer verspricht eine faszinierende Mischform aus Dokumentation und Spielfilm, in der die Grenzen zwischen Fiktion und Realität fließend sind.
Vorsprechen, um das eigene Leben hinter sich zu lassen, Fehler zu vergessen, neue Bilder von sich zu finden: Kino machen, das ist für Mike Ott und seinen Protagonisten Cory Zacharia in "California Dreams" ein Spiel mit Identität, mit den biographischen Möglichkeiten und Konsequenzen einer Kunstform. Ihre verträumte Geschichte umkreist die Frage, was es heißt, eine Rolle zu spielen in der Welt, schreibt die Woche der Kritik über "California Dreams". Der Film läuft am Sonntag, den 12. Februar.
Bertrand Bonello in BerlinDie anderen drei Filme sind "The Human Surge", der vergangenes Jahr in Locarno Premiere feierte und der sich unter Hardcore-Festivalgängern einen internationalen Ruf erarbeitet hat. Ein Film, der gleichzeitig progressiv und forschend auf die Welt blickt, schreibt die Woche der Kritik über Eduardo Williams' spanisch-portugiesisch-cebuanosprachige Produktion, die am 9 Februar gezeigt wird. Einen Tag darauf läuft der nigerianische Film "Green White Green" in einer Doppelvorstellung mit dem Bertrand-Bonello-Kurzfilm, der den wundervollen Titel "Sarah Winchester" trägt. Der Franzose Bonello, der vor allem mit Filmen wie "L'Apollonide" und "Saint Laurent" begeisterte, bringt wohl Dreharbeiten zu einer Horror-Oper nach Berlin. Wie passend, dass Dario Argentos "Suspiria" in der Berlinale-Classics-Reihe läuft.
Auch der chinesische Film "I Am Not Madame Bovary" weckt mein Interesse, zumal sein Trailer aus der Schlüsselloch-Perspektive gedreht ist. Feng Xiaogang inszeniert in stilisierten Tableaus eine Parabel auf den chinesischen Machtapparat, die zum Kassenhit avancierte, schreibt die Woche der Kritik. Drei weitere Langspielfilme sind im Programm vorgesehen, die in den folgenden Tagen bekannt gegeben werden.
Es ist das dritte Jahr, in dem die Woche der Kritik antritt, um zu beweisen, dass die Berlinale-Programmauswahl besser, mutiger und wilder sein könnte. 2015 sah ich in den Hakeschen Höfen den Eröffnungsfilm "Brûle la mer" aka "Burn the Sea" über die Geschichten eines afrikanischen Flüchtlings, der mich in seiner monotonen und statischen Machart entnervt und entkräftet zurückgelassen hat. Der von mir geschätzte Filmkritiker Lukas Foerster sitzt nicht mehr im Auswahlgremium, das internationaler aufgestellt wurde. Immerhin macht die Beteiligung der aufgeweckten Filmkritikerin Carmen Gray Hoffnung, dass sich wieder der Weg am Abend zu den Hakeschen Höfen lohnt.
Link: - Woche der Kritik 2016
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