Mittwoch, 4. Januar 2017
Django - Die Berlinale ist kein Kartenspiel
schwanenmeister, 19:31h
Der französische Film "Django" eröffnet als Weltpremiere die 67. Berlinale. Die Auswahl des Django-Reinhardt-Biopic erinnert vom Setting an den Marion-Cotillard-Volltreffer "La vie en rose" von 2007.
© Roger Arpajou
Ein bisschen hätte ich ja auf Terrence Malicks Film "Song to Song" als Eröffnungsfilm der kommenden Berlinale gewettet. Dass er es nicht geworden ist, mindert etwas die Chancen, dass der Film mit Natalie Portman und Michael Fassbender tatsächlich im Wettbewerb aufschlagen wird. Nichtsdestotrotz ist Kosslicks Wahl für das Django-Reinhardt-Biopic "Django" eine glückliche. Es ist kein Nachspielen eines Hollywoodfilms ("Hail, Caesar"), kein Werk eines Regisseurs, der bereits seine besten Tage hinter sich hat ("Nobody Wants the Night").
Die Wahl für "Django" erinnert positiv an den sehr unterschätzten Eröffnungsfilm "La vie en rose" mit Marion Cotillard. Das Edith-Piaf-Biopic hatte 2007 auch niemand auf dem Zettel. Und letztlich war es einer der emotional befriedigendsten Filme des gesamten Jahrgangs. Ich weiß sehr wenig über den legendären Jazz-Musiker Django Reinhardt. Ich weiß, dass der Italowestern-Regisseur Sergio Corbucci eine schwarzhumorige Hommage auf ihn anstrebte, als er seinen Antihelden nach ihm benannte. Auch deshalb bin ich an Reinhardts Lebensgeschichte interessiert. Der Berufswechsel vom Produzentenplatz auf den Regiestuhl kann funktionieren, wie James Schamus im vergangenen Jahr mit "Indignation" aufs Vortrefflichste gezeigt hat.
Mit der Weltpremiere von Etienne Comars Regiedebüt "Django" werden also am 9. Februar 2017 die 67. Internationalen Filmfestspiele Berlin eröffnet. Produziert wurde der Film von Fidélité, Arches Films und Pathé. Den internationalen Vertrieb übernimmt Pathé International.
Django wird am internationalen Wettbewerb teilnehmen. Der französische Film erzählt von Django Reinhardt, dem berühmten Gitarristen und Komponisten und seiner Flucht aus dem von Deutschland besetzten Paris 1943. Als Sinti wurde seine Familie von den Nazis verfolgt und schikaniert.
„Django Reinhardt war einer der schillerndsten Vorreiter des europäischen Jazz und Begründer des Gypsy-Swing. Django zeigt auf packende Weise ein Kapitel seines bewegten Lebens und ist eine ergreifende Überlebensgeschichte. Die ständige Bedrohung, seine Flucht und die fürchterlichen Gräueltaten an seiner Familie konnten ihn nicht daran hindern weiterzuspielen“, sagt Berlinale-Direktor Dieter Kosslick.
Regisseur Etienne Comar hat sich sowohl als Drehbuchautor und Produzent ("Von Menschen und Göttern", "Haute Cuisine", "My King", "Timbuktu") einen Namen gemacht. Für seine erste Regiearbeit besetzte er die Titelrolle mit dem Schauspieler Reda Kateb ("Den Menschen so fern"). An dessen Seite spielen Cécile de France ("Der Junge mit dem Fahrrad", "Chanson D'amour"), Alex Brendemühl und Ulrich Brandhoff in weiteren Hauptrollen.
Links: - Malick im Wettbewerb?, - Verhoeven Jury-Präsident
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