Mittwoch, 9. November 2016
Moriarty besucht die Berlinale 2017
schwanenmeister, 23:39h
Der Negative Space-Redakteur Michael Müller erinnert sich an die Zeiten zurück, in denen die Filmfanseite Aintitcool-News noch das Maß aller Dinge und der Kritiker Moriarty einer seiner Helden war. 2017 könnte der auf der Berlinale aufschlagen.
Gage Skidmore, flickr / CC BY-SA 2.0
Es waren einmal drei Film Geeks, die auf der bunten Internetseite Aintitcool-News schrieben. Sie hießen Harry Knowles, Moriarty und Quint. Ihre Seite und die vielen inofziellen Quellen, ihre Coups zu geheimen Set-Informationen und Test-Screenings erschütterten in den Anfängen des Internets, sowie wir es heute kennen, die Filmindustrie. Von der Strahlkraft der Aintitcool-News ist nicht mehr viel übrig geblieben. Quint und Moriarty wechselten die Seite, schrieben für andere Magazine und versuchten sich selbst als Filmemacher.
Aber in ihren Herzen blieben sie doch immer die Film Geeks von damals und waren am besten, wenn sie über Filmgeschichte abnerden konnten. Moriarty alias Drew McWeeny (siehe Bild oben) besucht im kommenden Jahr wahrscheinlich zum ersten Mal die Berlinale. Über Twitter schrieb er, die Berlinale habe ihm ein Angebot gemacht, was er nur schwerlich ablehnen könne. Das Angebot führt er nicht weiter aus. Aber es scheint nicht weit hergeholt, wenn McWeeny als Experte für die Retrospektive zum Science-Fiction-Film angefragt wurde. Hey, wer würde schon dazu Nein sagen, Vorträge über Steven Spielberg und japanische Monsterfilme halten zu dürfen.
Als Multiplikator für das Festival unbezahlbarSolche unterstützenden Maßnahmen sind für beide Seiten gut. Die Berlinale gewinnt nicht nur einen erstklassigen Genreexperten, sondern auch einen Multiplikator für den internationalen Ruf des Festivals hinzu. Wenn Kritikergrößen wie Stephanie Zacharek vom Time Magazine oder David Ehrlich von indieWIRE über das Festival berichten, ist das unheimlich wertvoll. Klar, es gibt die Trade Press, ein eingeschworener Haufen, der teils sehr kompetent berichtet, aber meist kein Sprachrohr für eine ganze Generation oder zumindest einen Teil der englischsprachigen Cineasten ist.
Und Drew McWeeny hat erst vor kurzem sein Engagement bei HitFix als Chefkritiker beendet. Aktuell produziert er mit dem Horrorexperten Scott Weinberg den alle zwei Wochen erscheinenden Podcast 80's All Over. Dort nehmen die beiden Monat für Monat die 1980er-Jahre auseinander, graben obskure Filmentdeckungen aus. Ihr Ziel ist es, alle Filme dieses Jahrzehnts zu besprechen, um die Nostalgie-Patina der meisten jungen Erwachsenen zu entfernen. Das passt perfekt in Zeiten, in denen uns Streaming-Plattformen wie Netflix mit Serien wie "Stranger Things" fast zu viel von dieser süßlichen Nostalgie füttern.
Drew McWeeny war aus dem Aintitcool-Triumvirat nie mein absoluter Liebling. Das war eigentlich immer Quint alias Eric Vespe. Schließlich begriff dieser zum Beispiel sofort, was die Genialität des Disney-Zeichentrick "Lilo & Stitch" ausmachte. Aber McWeeny hat sich über die Jahre, anders etwa als der Aintitcool-Chef Harry Knowles, sehr positiv weiterentwickelt und einen echten Riecher für tolle Genreerfahrungen ausgeprägt. Seinen erste Sohn nannte McWeeny Toshiro Lucas. Da steckt viel Filmgeschichte drin: Natürlich "Star Wars", aber eben auch das japanische Vorbild "Die verborgene Festung" von Akira Kurosawa. Auch wenn McWeeny nicht offiziell von der Berlinale eingeladen würde, sondern eventuell auch wegen der Retro oder anderer Angebote auf eigene Faust nach Berlin kommt, werde ich nach ihm Ausschau halten.
Link: - Berlinale-Retrospektive zum Sci-Fi-Film
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