Dienstag, 1. November 2016
"Heimatfilme" bringt deutsche Genreperlen auf YouTube
schwanenmeister, 20:35h
Das Schlagerfilm-Meisterwerk "Holiday in St. Tropez"
Deutsche Genreperlen der ersten Nachkriegsjahrzehnte werden aktuell im Stundentakt auf der Videoplattform YouTube veröffentlicht. Das Label "Heimatfilme" hat es sich zur Pflichtaufgabe gemacht, den Filmhorizont der Internet-Cineasten zu erweitern und beliefert Suchfreudige mit einem interessanten Leckerbissen nach dem nächsten. Die Unterhaltungsware, die überwiegend im Schlager- und Lustspielbereich angesiedelt ist, wartet auf ihre Wiederentdeckung.
Diese Filme sind längst vergessen oder bewusst vedrängt worden. Angstfreien Filmfans wird zum Einstieg deswegen der Ernst-Hofbauer-Schlager-Craze "Holiday in St. Tropez" angeraten. Oder man greife zu Frank Wisbars meisterhaftem Melodram "Barbara - Wild wie das Meer". Beide Film erhielten die höchsten Weihen auf vergangenen Hofbauer-Kongressen, die sich der Bewahrung der deutschen Filmgeschichte verschrieben haben. Es sind vor allem Raritäten hochgeladen worden, die sehr selten im Fernsehen laufen.
Chef der Geisteskranken ist Peter AlexanderSpannend sieht etwa auch der späte Veit-Harlan-Film "Sterne über Colombo" mit Kristina Söderbaum und Willy Birgel aus. Ein Film, den ich schon sehr lange gesucht habe. Eigentlich bräuchte es einen Monat Urlaub, um da richtig eintauchen zu können. Ein Experte für Schauspieler wie Vivi Bach, Helmut Griem, Adrian Hoven und Karin Baal würde man werden. Neue Auteurs, über die noch keine gute Zeile geschriebe wurde, könnte man entdecken. Eine tolle Vorstellung.
Die am häufigsten geklickten Filme des Labels sind noch der Peter-Alexander-Film "Hochzeitsnacht im Paradies" (56.772 Klicks) und "Die Landärztin" mit Marianne Koch (53.633 Klicks), der erst vor kurzem im deutschen Filmmuseum für Begeisterungsstürme unter Cineasten sorgte und sehr schön und frivol die verkrusteten Strukturen des Heimtfilmgenres Ende der 1950er-Jahre aufbrach.
Wie sagte doch Werner Herzog so schön: "Ich glaube eben, dass wir von so vielen Leuten umgeben sind, die wirklich geisteskrank sind. [...] Bei Peter Alexander orientiert sich der kollektive Wahnsinn am Chef der Geisteskranken." Das Label "Heimatfilme" bietet jetzt die Chance, sich diesen Wahnsinn aus nähester Nähe anzuschauen und selbst zu entscheiden, ob der Neue Deutsche Film so Recht mit seinem Pauschalurteil "Papas Kino ist tot" hatte.
Links: - Dt. Filmgeschichte neu schreiben, - Hofbauerkongresse
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