Mittwoch, 4. Dezember 2013
Roboterliebe würzt Oscar-Rennen
Wenn man den amerikanischen Oscar-Bloggern in den letzten Wochen so zuhörte, hätte man glauben können, dass das Rennen um den Goldjungen längst entschieden sei. Demnach gebe es tatsächlich nur zwei ernsthafte Anwärter, nämlich den Weltraum-Thriller "Gravity" und "Twelve Years a Slave", jenen als afroamerikanische Antwort auf "Schindlers Liste" abgestempelten neuen Film von Steve McQueen, der praktisch nicht mehr verlieren könne. Wie so häufig belehren uns die ersten Kritikerpreise eines Besseren. Die sich vorgedrängelt habenden New Yorker Filmkritiker wählten David O. Russells Allstar-Period-Piece "American Hustle" zum besten Film. Ein Werk also, das bislang in der Verlosung fehlte, weil es schlicht gesagt noch niemand gesehen hatte. Und das National Board of Review, was nach dem Rolling Stone-Kritiker Peter Travers als bestes Oscar-Orakel Hollywoods gilt, setzte Spike Jonze' roboterliebende Einsamkeitsstudie "Her" auf Platz eins. Einen Film, der bisher unter ferner liefen geführt wurde. Der alte William Goldman-Spruch "Nobody Knows Anything" ist treffender denn je. Zu sehr konzentrierten sich die so genannten Oscar-Experten wie Sasha Stone, Kris Tapley und Anne Thompson auf die beiden "Superstars" und eindeutigen Zugpferde im Rennen. Ich würde sagen: Jetzt haben wir überhaupt ein Rennen! Schreibt es nicht gleich wieder kaputt! Schließlich erscheint doch erst noch Martin Scorseses Börsen-Saga "The Wolf of Wall Street" und wird das Feld von hinten aufrollen.

Links: - NYFCC, - National Board of Review

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