Freitag, 15. November 2013
Dağtekin überflügelt Schweiger & Schweighöfer
schwanenmeister, 16:52h
Deutscher Film "Fack Ju Göhte" mit Elyas M'Barek und Karoline Herfurth hat nach elf Tagen schon über 2,1 Mio. Kinobesucher.
Die Paukerkomödie "Fack Ju Göhte", die nicht nur wegen des filmgeschichtlich hochinteressanten Cameos von Uschi 'Nietnagel' Glas im besten Sinne an die Pepe-Filme der 1960er und 1970er-Jahre erinnert, schafft es ersten Trendzahlen nach, das zweitbeste Startwochenende des Jahres mit 900.000 Zuschauern an diesem Wochenende noch mal zu überflügeln. Es ist dieser selten erreichte Schwebezustand mit einem Quasi-Nullverlust an der Spitze der Kinocharts, der klar macht, dass sich nicht allein die kongeniale, dauerbeschallende Werbestrategie der letzten Monate für den Verleih Constantin ausgezahlt hat. Nein, "Fack Ju Göhte" gefällt offenbar den Zuschauern, er wird weiterempfohlen und entwickelt sich zu einem Boxoffice-Phänomen, dem die ansonsten immer dominierende Hollywood-Konkurrenz noch nichts entgegenzusetzen hat. Das Kräftemessen mit der Fortsetzung von "Die Tribute von Panem" in den kommenden Tagen wird deshalb umso gespannter erwartet. Aber vor allem die fallenden Temperaturen und die gemütliche Wärme des Kinosaals werden das Einspielergebnis zusätzlich befeuern.
Der Erfolg des Films kommt einer tektonischen Plattenverschiebung in der deutschen Filmindustrie gleich. In den letzten Jahren gab es eigentlich nur zwei große deutsche Player, die sich den Komödienmarkt brüderlich aufgeteilt haben: Til Schweiger und sein Ziehsohn Matthias Schweighöfer. Deren aktuelle Erfolgsprojekte "Kokowääh 2" und "Schlussmacher" wird "Fack Ju Göhte" innerhalb nur weniger Tage überflügelt haben. Von Florian David Fitz spricht da schon fast niemand mehr. Und Bully Herbig muss mit seiner Schutzengel-Komödie "Buddy", die dank Schweigers letztjährigen actiongeladenen "Schutzengel"-Bruchlandung keine gute Aura genießt, erst beweisen, dass ihn das Publikum abseits seines Klamauks aus der Bullyparade in einem capraesken Märchen à la "Otto - Der Außerfriesische" sehen will. Der "Fack Ju Göhte"-Regisseur Bora Dağtekin dagegen hatte schon letztes Jahr den erfolgreichsten deutschen Film des Jahres gedreht. "Türkisch für Anfänger" fand 2,4 Millionen Zuschauer und gehörte zu den zehn populärsten Kinofilmen 2012. Ja, sein Debütfilm basierte auf einer TV-Serie, was aber im Gegensatz zur Franchise-Strategie der Hollywood-Blockbuster nicht einmal ein Vorteil war. Die wundervolle ARD-Vorabendserie um die multikulturelle Familie Öztürk-Schneider zehrte drei Staffeln lang vor allem von seinen TV-Preisen und fand ein überschaubares, aber treues Publikum erst später über Wiederholungen in den Dritten Programmen und auf DVD.
Eigentlich müssten Agenturen aus Hollywood nach zwei solch riesigen Zuschauererfolgen anrufen oder zumindest einmal nachfragen, ob Dağtekin nicht Lust hätte, mit irgendeiner x-beliebigen Direct-to-DVD-Produktion um abgehalfterte Recken wie Matt LeBlanc und Eddie Izzard durchzustarten. Dann würden seine Hits zumindest nicht mehr den deutschen Marktanteil in die Höhe schrauben. Und bis er aus seinem Vertrag rauskäme, hätte er das Händchen für hitverdächtige Gags verloren und wäre nur noch ein Schatten seiner selbst. Wobei der Sprung vom Komödien-Regisseur über den großen Teich noch ungleich schwerer ist als der eines Genrespezialisten für Thriller oder Horrorfilme. Man denke nur an Til Schweigers wiederholte Versuche. Das Schlimmste, was Dağtekin in Deutschland widerfahren kann, ist, dass Niels Ruf seinen neuen Film von "Bad Teacher" abgekupfert sieht. Geht doch, oder? Wer ein großes Interesse daran haben müsste, dass Dağtekin hier weiter dreht, ist der Constantin-Chef Martin Moszkowicz. Seit Bernd Eichingers Tod floppten die deutschen Prestige-Projekte wie das Natascha Kampusch-Biopic "3096 Tage" oder die teuren internationalen Co-Produktionen wie "Chroniken der Unterwelt". Auch der neue, klobige Tarzan-Animationsfilm sieht aus, als würde er seiner Zeit hinterherhinken. Aber wer sagt denn, dass sich Bora Dağtekin nach dem sechs oder sieben Millionen-Blockbuster, auf den "Fack Ju Göhte" jetzt zusteuert, nicht selbstständig macht.
Nachtrag (17.11.): Der Sonntag-Trend deutet sogar darauf hin, dass "Fack Ju Göhte" schönerweise über eine Million Zuschauer am zweiten Wochenende haben wird. Auch die Otfried Preußler-Verfilmung "Das kleine Gespenst" schreibt derweil sehr erfreuliche Zahlen in den Kindervorstellungen und verbessert noch sein ordentliches erstes Wochenende.
Die Paukerkomödie "Fack Ju Göhte", die nicht nur wegen des filmgeschichtlich hochinteressanten Cameos von Uschi 'Nietnagel' Glas im besten Sinne an die Pepe-Filme der 1960er und 1970er-Jahre erinnert, schafft es ersten Trendzahlen nach, das zweitbeste Startwochenende des Jahres mit 900.000 Zuschauern an diesem Wochenende noch mal zu überflügeln. Es ist dieser selten erreichte Schwebezustand mit einem Quasi-Nullverlust an der Spitze der Kinocharts, der klar macht, dass sich nicht allein die kongeniale, dauerbeschallende Werbestrategie der letzten Monate für den Verleih Constantin ausgezahlt hat. Nein, "Fack Ju Göhte" gefällt offenbar den Zuschauern, er wird weiterempfohlen und entwickelt sich zu einem Boxoffice-Phänomen, dem die ansonsten immer dominierende Hollywood-Konkurrenz noch nichts entgegenzusetzen hat. Das Kräftemessen mit der Fortsetzung von "Die Tribute von Panem" in den kommenden Tagen wird deshalb umso gespannter erwartet. Aber vor allem die fallenden Temperaturen und die gemütliche Wärme des Kinosaals werden das Einspielergebnis zusätzlich befeuern.
Der Erfolg des Films kommt einer tektonischen Plattenverschiebung in der deutschen Filmindustrie gleich. In den letzten Jahren gab es eigentlich nur zwei große deutsche Player, die sich den Komödienmarkt brüderlich aufgeteilt haben: Til Schweiger und sein Ziehsohn Matthias Schweighöfer. Deren aktuelle Erfolgsprojekte "Kokowääh 2" und "Schlussmacher" wird "Fack Ju Göhte" innerhalb nur weniger Tage überflügelt haben. Von Florian David Fitz spricht da schon fast niemand mehr. Und Bully Herbig muss mit seiner Schutzengel-Komödie "Buddy", die dank Schweigers letztjährigen actiongeladenen "Schutzengel"-Bruchlandung keine gute Aura genießt, erst beweisen, dass ihn das Publikum abseits seines Klamauks aus der Bullyparade in einem capraesken Märchen à la "Otto - Der Außerfriesische" sehen will. Der "Fack Ju Göhte"-Regisseur Bora Dağtekin dagegen hatte schon letztes Jahr den erfolgreichsten deutschen Film des Jahres gedreht. "Türkisch für Anfänger" fand 2,4 Millionen Zuschauer und gehörte zu den zehn populärsten Kinofilmen 2012. Ja, sein Debütfilm basierte auf einer TV-Serie, was aber im Gegensatz zur Franchise-Strategie der Hollywood-Blockbuster nicht einmal ein Vorteil war. Die wundervolle ARD-Vorabendserie um die multikulturelle Familie Öztürk-Schneider zehrte drei Staffeln lang vor allem von seinen TV-Preisen und fand ein überschaubares, aber treues Publikum erst später über Wiederholungen in den Dritten Programmen und auf DVD.
Eigentlich müssten Agenturen aus Hollywood nach zwei solch riesigen Zuschauererfolgen anrufen oder zumindest einmal nachfragen, ob Dağtekin nicht Lust hätte, mit irgendeiner x-beliebigen Direct-to-DVD-Produktion um abgehalfterte Recken wie Matt LeBlanc und Eddie Izzard durchzustarten. Dann würden seine Hits zumindest nicht mehr den deutschen Marktanteil in die Höhe schrauben. Und bis er aus seinem Vertrag rauskäme, hätte er das Händchen für hitverdächtige Gags verloren und wäre nur noch ein Schatten seiner selbst. Wobei der Sprung vom Komödien-Regisseur über den großen Teich noch ungleich schwerer ist als der eines Genrespezialisten für Thriller oder Horrorfilme. Man denke nur an Til Schweigers wiederholte Versuche. Das Schlimmste, was Dağtekin in Deutschland widerfahren kann, ist, dass Niels Ruf seinen neuen Film von "Bad Teacher" abgekupfert sieht. Geht doch, oder? Wer ein großes Interesse daran haben müsste, dass Dağtekin hier weiter dreht, ist der Constantin-Chef Martin Moszkowicz. Seit Bernd Eichingers Tod floppten die deutschen Prestige-Projekte wie das Natascha Kampusch-Biopic "3096 Tage" oder die teuren internationalen Co-Produktionen wie "Chroniken der Unterwelt". Auch der neue, klobige Tarzan-Animationsfilm sieht aus, als würde er seiner Zeit hinterherhinken. Aber wer sagt denn, dass sich Bora Dağtekin nach dem sechs oder sieben Millionen-Blockbuster, auf den "Fack Ju Göhte" jetzt zusteuert, nicht selbstständig macht.
Nachtrag (17.11.): Der Sonntag-Trend deutet sogar darauf hin, dass "Fack Ju Göhte" schönerweise über eine Million Zuschauer am zweiten Wochenende haben wird. Auch die Otfried Preußler-Verfilmung "Das kleine Gespenst" schreibt derweil sehr erfreuliche Zahlen in den Kindervorstellungen und verbessert noch sein ordentliches erstes Wochenende.
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