Donnerstag, 21. Februar 2013
Wie der Oscar-Bonus kaputt gemacht wurde
Es gab eine gar nicht so lange herseiende Zeit, da war es Tradition, zu versuchen, alle fünf oscarnominierten besten Filme vor der Verleihung zu schauen. Durch die Ausdehnung der Best Picture-Kategorie auf bis zu zehn Kandidaten wurde diese Tradition aber schwer beschädigt. Jetzt ist man bereits zufriedengestellt, wenn man überhaupt einen oder zwei Filme gesehen hat. Alle zehn schafft man jedes Jahr ja doch nicht. Dieser Wandel drückt sich auch am deutschen Boxoffice aus. Das Frühjahr ist eigentlich die Zeit, in der die Oscarfilme die Ernte einholen und weit über ihren ursprünglichen Erwartungen performen. Dieses Jahr ist davon keine Spur mehr: Steven Spielbergs Biopic "Lincoln" schafft nicht einmal eine halbe Million Besucher, Filme wie "Argo", "Silver Linings Playbook", "Beasts of the Southern Wild" oder "Zero Dark Thirty" erreichen im Verhältnis gesehen kaum noch messbare Zuschauerzahlen. Die Ausweitung der Kategorie mag den amerikanischen TV-Stationen zwar kurzfristig mehr - vor allem junge - Zuschauer gebracht haben, dem weltweiten Einspielergebnis an den Kinokassen hat es indes geschadet, weil die Aufmerksamkeit auf zu viele Filme verteilt ist und damit unwirksam wurde. Klar, es gibt unter den nominierten Filmen auch zwei echte Blockbuster, nämlich "Django Unchained" und "Life of Pi". Gerechterweise muss man da aber sagen, dass die beiden Filme quasi unabhängig vom Oscar-Buzz funktioniert haben. Der eine wegen seines Regisseurs, der andere wegen seiner Buchvorlage und des 3D-Effekts. Wenn den Machern daran gelegen ist, dass nominierte Filme von der größtmöglichen Anzahl an Menschen weltweit gesehen werden, sollten sie zum alten System zurückkehren. Ich habe dieses Jahr auch gerade mal zwei Filme ("Django Unchained", "Zero Dark Thirty") geschaut und nur minimales Interesse, das bis zur Verleihung noch zu ändern.

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