Freitag, 10. Februar 2012
Berlinale-Ticker: 10. Februar
"Aujourd'hui" (Alain Gomis) ****
[Wettbewerb]

"Death, sex and community mingle in dreamily tactile allegory; unnecessary political stabs, but elastic atmospherics transfix (B)", twittert Guy Lodge (HitFix). "Elegant Senagalese allegory about, like, life and death and stuff," meint Catherine Bray (BBC). "Senegalese CLEO about one man's last day alive. Dazzling colour & micro-nuance, but tad too conceptual for it to truly resonate", twittert David Jenkins (TimeOut London) und gibt drei Sterne. "Alain Gomis' film profoundly captures a dying man's final day, then struggles along with him (B)", schreibt Eric Kohn (indieWIRE). "Unfolding in a vein that might be described as impressionistic heightened naturalism, the drama is somewhat earnest and draws attention to its quite studied visual aesthetic. But there’s a spirituality and soulfulness to the simple story that keep it captivating", schreibt David Rooney (THR). "Gentle and hypnotic drama; a soundtrack of life and death; farewell, my world - great close-ups, a pleasant surprise", twittert der deutsche Journalist Patrick Wellinski (Detektor.fm) an seine offenbar überwiegend internationalen Follower. "A singular pursuit of a conceit that can alternately prove engrossing and alienating for the viewer, but is never less than visually absorbing", schreibt Fionnuala Halligan (Screen Daily). "Der erste Höhepunkt im Wettbewerb: Einen Ausweg gibt es nicht, nur diesen Weg, an dessen Ende der Film in die Dunkelheit fällt und ein Rätsel zurücklässt, das noch lange nachwirken wird", schwärmt Bert Rebhandl (Tip-Berlin). "AUJOURD'HUI realisiert das unglaubliche Vermögen des Kinos, eine alternative Wahrnehmungsmöglichkeit zu erfahren, eine andere Welt mit dem eigenen Körper zu erleben. Und so beginnt der Film erst wirklich, wenn man das Kino verlässt", schreibt Nino Klingler (critic.de). "Strong idea, but direction's underachieved, leaving cast to hit marks, inhabit community theatre. Gropes for purchase (C+)", twittert Tim Robey (The Telegraph). "AUJOURD'HUI ist in seiner einfach wirkenden Form eine komplexe Geschichte, die ohne Rückblenden auskommt und dennoch von früher erzählt. Es ist, auch das muss man sagen, ein Film, wie ihn Jurys lieben. Berlinale-Jurys zumal", schreibt Verena Lueken (FAZ). "Gomis' Inszenierung schafft Szenen, die das städtische Umfeld spielerisch ins Geschehen einbeziehen. Der Film wirkt zugleich dokumentarisch wie choreografiert - dies ist der seltene Fall einer Arbeit, die die visuelle Fülle der Welt mit einem Sterbenden entdeckt, ohne sich in Sentimentalitäten zu verlieren", schreibt Dominik Kamalzadeh (Standard). "Ein erster Höhepunkt im Programm. Und es ist ein Film, der die Kritik spalten wird. Weil Gomis, gerade für westlich-rationale Auffassungen, eine Geschichte erzählt, in der wenig passiert", schreibt Matthias Dell (Freitag). "Insgesamt hat für mich der Film sehr gut funktioniert als Psychogramm eines Menschen, der noch einmal versucht, das Leben Revue passieren zu lassen und sich auch einzugestehen, dass er nicht immer ein guter Mensch war", sagt Peter Claus bei D-Radio Kultur. "Schließlich sind Kamera und Film eins mit Satchés Körper, reisen mit ihm in die Nacht, die hereinbricht im Blick des Sterbenden über die Schulter des geliebten Menschen und die zum Dunkel zwischen den Bildern wird. Wunderbar", schreibt Janis El-Bira (Filmgazette).

---Entdeckungen---

"Nuclear Nation" (Atsushi Funahashi) ★★
[Forum]

"Unsentimentaler als die Überlebenden in NUCLEAR NATION kann man mit dem eigenen Schicksal wohl nicht umgehen", schreibt uns Jörg Buttgereit (epd-Film). "While the film is earnest, appropriately angry, and even sublime at moments, Director Atsushi Funahashi seems torn about whether he wants to make a meditative, observant record of the displaced town, or whether he simply wants to give the former inhabitants a direct mouthpiece to speak out against the government of Japan", schreibt Brian Clark (Twitch Film). "NUCLEAR NATION zeigt in ruhigen, genau kadrierten Bildern wie eine Illusion zerfällt - der Traum von der sicheren Atomkraft, die Futuba und Japan reich gemacht hat", schreibt Stefan Reinecke (taz). "Gefallen hat mir NUCLEAR NATION im Forum, eine angenehm zentrumslose Fukushimadoku. die Katastrophe als Verschiebung und deshalb Sichtbarmachung von Alltag", twittert Lukas Foerster (Cargo Film). "Es ist ein so irritierender wie aufrüttelnder Moment, in dem ein Japaner aus der Nähe von Fukushima, der sich an seine DVDs erinnert, wiederum das Publikum der Berlinale daran erinnert, dass das Kino eben auch eine Erinnerungsmaschine unserer eigenen Gegenwart ist", dichtet Katja Nicodemus (Zeit).

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