Mittwoch, 12. Oktober 2011
Coming Soon: Blockbuster 2012
Wer nach "Harry Potter 8", "Pirates of the Caribbean 4", "Hangover 2", "Transformers 3" und "Die Schlümpfe 3D" keine Lust auf das kommende Blockbuster-Jahr bekommen hat, dem ist nicht mehr zu helfen. Denn das waren die größten Hits des ablaufenden Kinojahres. Nicht schwer vorherzusagen, eben nur viel schwerer durchzusitzen. Die schönen Überraschungen der Saison konnte man an einer Hand abzählen: Ein kruder Balletsploitation-Film, in dem es Natalie Portman mit Mila Kunis treibt, schafft über 2 Millionen Zuschauer; das Cameron Diaz-Revival als "Bad Teacher"; das deutsche Multikulti-Kinophänomen "Almanya" und die halbe Million Besucher für Wim Wenders' "Pina"-Hommage. 2012 wird uns entscheidende Fragen der Menschheit beantworten: Taugen Brettspiele tatsächlich zum Hollywood-Franchise? Schaffen Comicverfilmungen in Deutschland endlich ihren Durchbruch? Was wird das nächste "Twilight"? Wie heißen die nächsten Komödien von Adam Sandler und Kevin James? Und werden die Zuschauer vor Bilbo Beutlin genauso in die Knie gehen wie vor Frodo aus dem Auenland?
Zwei ältere Damen am Catskill-Buffet
Was das nächste "Twilight" wird, ist leicht zu beantworten: Wenn es nach den amerikanischen Medien geht, soll das die Bücher-Reihe "The Hunger Games", eine soapige Mainstream-Mischung aus "Battle Royale" und "Herr der Fliegen", bei der die oscarnominierte Blondine Jennifer Lawrence ("Winter's Bone") eine der Hauptrollen spielt, werden. Ob das wirklich erfolgreich wird, steht in den Sternen. Es erscheint mir aber deutlich spannender zu sein als andere potenziellen Blockbuster 2012 wie "Men in Black 3", "Ice Age 4", "Madagascar 3" oder "Breaking Dawn: Part 2", die dagegen am Ende des Jahres ganz sicher die Boxoffice-Rangliste anführen werden. Und die Comicverfilmungen hatten zuschauertechnisch auch selten bessere Aussichten als 2012. Gut, der große Marvel-Vereinigungsfilm "The Avengers" wird keine vergleichbaren Zahlen wie in Amerika schreiben. Dafür starten aber die zwei Lieblingscomichelden der Deutschen neu durch: "The Amazing Spider-Man" und "The Dark Knight Rises". Dazu gibt es David Finchers US-Remake "Verblendung", den 23. James Bond-Film, Brad Birds "John Mars", "Django Unchained", "The Bourne Legacy" und "Clash of the Titans 2". Darauf unzählige 3D-Animationsschlachtschiffe, Beziehungs-Komödien, Fortsetzungen, Remakes und Reboots. Darunter auch der erste anvisierte Brettspiel-Blockbuster "Battleship", der bei uns wohl schlicht "Schiffeversenken" heißen müsste. Hauptsächlich also immer mehr vom Immergleichen in immer kürzeren Intervallen. Nur auf ein Prequel freue ich mich richtig und zwar Peter Jacksons "Der Hobbit". Das ganze Projekt hat etwas organisches an sich. Die eher kindliche, simpel gestrickte Vorlage ist eine echte Herausforderung. Mehr davon, Hollywood!
Weniger davon, Babelsberg!
Zum bislang einzigen lukrativen Genre-Standbein des deutschen Kinos, nämlich dem Kinderfilm, ist seit Til Schweigers "Keinohrhasen" wieder einmal die romantische Beziehungskomödie hinzugekommen. Das kann man ganz ausgezeichnet an den bisherigen einheimischen Kinostarts ablesen: Auf der einen Seite lauern "Rubinrot", "Yoko", "Enid Blytons Fünf Freunde", "Haus der Krokodile", "Sams im Glück", "Hanni und Nanni 2" und "Die Vampirschwestern" darauf, sich gegenseitig die jungen Zuschauer abzugraben. Auf der anderen Seite dominieren RomComs wie "Anleitung zum Unglücklichsein", Florian David Fitz' "Jesus liebt mich", Matthias Schweighöfers "Schlussmacher", Benno Fürmanns "Kokowääh"-Ripoff "Der perfekte Mann" und Marc Rothemunds "Man tut, was man kann" den Spielplan, die allesamt hoffen, im Multiplex nicht zwischen den amerikanischen Konkurrenten als fremd aufzufallen. Wenn Doogie Howser ("Der Bro Code") und Comedians wie Dieter Nuhr glauben, Beziehungsratgeber für die Nation schreiben zu können und damit auch noch Erfolg haben, glauben das junge männliche Model-Schauspieler erst recht. Und umso interessanter deutsche Filmprojekte dann wiederum klingen, umso weniger Zuschauerpotenzial sieht man. Wie wär's etwa mit Doris Dörries Film "Glück", den Daniel Kehlmann-Adaptionen "Ruhm" und "Die Vermessung der Welt", dem "Türkisch für Anfänger"-Kinofilm, Fatih Akins "Kämpfernatur", Dennis Gansels "Im Jahr der Schlange" oder Marc Rothemunds Bestseller-Verfilmung "Heute bin ich blond". Ja, umso mehr die Filme von den vorgetretenen Pfaden abweichen, umso erfolgloser werden sie wohl. Von der Berliner Schule gar nicht zu sprechen. Dann lieber von durchbrechenden Geheimtipps auf der Berlinale, zum Beispiel Klaus Lemkes "Berlin für Helden".

Links: - Deutsche Filme 2011/12, - Hollywood Vs. Babelsberg

... comment