Samstag, 27. August 2011
Fantasy Filmfest-Ticker: 26. August
schwanenmeister, 05:59h
"Hell" (Tim Fehlbaum) ★★★
Das hätte ein richtig toller apokalyptischer Endzeitfilm sein können, wenn er denn vor einem Jahrzehnt herausgekommen wäre. Die Ironie liegt darin, dass mir Tim Fehlbaums Debütfilm besser gefallen hat als die Genrewerke, an die er erinnert. Ich würde "Hell" zu jeder Zeit einem weiteren Durchgang "28 Days Later", "Zombieland", "The Road" oder "Stake Land" vorziehen. Trotzdem haftet der Geschichte um eine zufällig zusammengewürfelte Truppe, die in neuen lebensfeindlichen Bedingungen zu überleben versucht, etwas zutiefst Verbrauchtes an. Das ist sogar so abgenutzt, dass Fehlbaums "Hell" nach einem weiteren, zugegebenermaßen großartigen Film wie etwa "Saint" schon fast wieder aus der Erinnerung verschwunden ist. Dabei hat der Film viel, was mich für ihn einnimmt: Er erzählt viel und gut über Blicke und Gesten, er holt aus wenig Budget und beschränktem Setting das Optimum heraus. Ja, er entwickelt seine Figuren organisch und interessant. Erst nach und nach lernen wir die Konstellationen unter den Überlebenden kennen, was sehr beim Identifizieren mit der aussichtslosen Situation hilft. Die Schauspieler sind ganz großartig: besonders Lars Eidinger als "Arschloch" und Hannah Herzsprung - aber weniger als Final Girl, wie sie Rüdiger Suchsland in seinem FAZ-Artikel interpretiert hat, sondern mehr als moderne Action-Heldin im Stile einer Ripley aus der "Alien"-Reihe. Und wenn die brennende Sonne die Leinwand während einer adrenalinvollgepumpten Fluchtszene für einige Augenblicke in einen poetischen Schwarzweißfilm verwandelt, dann möchte man, dass "Hell" in der eigenen Erinnerung doch etwas Bleibendes haben wird.
"Saint" (Dick Maas) ★★★★½
"Baby, das ist genau mein Ding!" lautet der Titel eines Sachbuches, das Austin Powers über schwedische Penispumpen geschrieben hat. Dieser Satz ist inzwischen aber auch zu einer meiner höchsten Lobpreisungen geworden, die ich einem Film direkt nach dem Ansehen ausstellen kann. Und dann dankt dieser Teufelskerl von Regisseur, der als Macher des Flodders-Phänomens berühmt wurde und in den letzten Jahrzehnten gemeinsam mit Paul Verhoeven das niederländische Genrekino überhaupt im Gespräch hielt, in den Credits der belgischen Regielegende Harry Kümel. Nach diesem Wahnsinn von Weihnachts-Slasher, der wohl nur dafür geschaffen wurde, um auf Genrefestivals in der Midnight-Schiene unter erhöhtem Alkoholkonsum genossen zu werden, pusht also Dick Maas den Regisseur von "Blut an den Lippen", einem der Kultklassiker unter den lesbischen Vampirfilmen. Und dazu spielte ein feucht-fröhlicher Rocksong, der mich hinterfragen ließ, ob ich das eben nicht nur alles geträumt hatte. Habe ich das wirklich gesehen, dass da gerade der abartig böse Nikolaus mit seinen Zombiepiraten-Helfern über die Dächer Amsterdams geritten ist und die halbe Bevölkerung weggeschnetzelt hat? In Europa werden derzeit die Weihnachtslegenden aufs Unterhaltsamste neuinterpretiert: Erst die Finnen, die in "Rare Exports" aufklärten, dass umtrainierte Wichtel anstelle des Weihnachtsmannes in seinem Namen gute Taten vollbringen. Jetzt die Niederländer, die ihre Legende um einen religiösen Wahnsinnigen, der am Ende des Mittelalters von Dorfbewohnern verbrannt wurde und deshalb aus Rache alle 23 Jahre zu Vollmond am 5. Dezember wiederkehrt, natürlich mit der gewohnten Freizügigkeit würzten. Und dazu kommen der unvergleichliche Humor, die niedliche Sprache, Kinkiness en masse und zum Sterben schöne Goreszenen. "Saint" ist einer dieser Filme, der, würde man sie Kindern zur rechten Zeit vorspielen, schlimme Traumata zurücklassen würde. "Saint" hat keinen Respekt und auch keine angezogene Handbremse. Er prescht wie ein Bulldozer durch die verkitschten Kindheitsträume und hat dabei die Frechheit, extrem kurzweilig und einer der besten Slasherfilme der neuen Generation zu sein.
Das hätte ein richtig toller apokalyptischer Endzeitfilm sein können, wenn er denn vor einem Jahrzehnt herausgekommen wäre. Die Ironie liegt darin, dass mir Tim Fehlbaums Debütfilm besser gefallen hat als die Genrewerke, an die er erinnert. Ich würde "Hell" zu jeder Zeit einem weiteren Durchgang "28 Days Later", "Zombieland", "The Road" oder "Stake Land" vorziehen. Trotzdem haftet der Geschichte um eine zufällig zusammengewürfelte Truppe, die in neuen lebensfeindlichen Bedingungen zu überleben versucht, etwas zutiefst Verbrauchtes an. Das ist sogar so abgenutzt, dass Fehlbaums "Hell" nach einem weiteren, zugegebenermaßen großartigen Film wie etwa "Saint" schon fast wieder aus der Erinnerung verschwunden ist. Dabei hat der Film viel, was mich für ihn einnimmt: Er erzählt viel und gut über Blicke und Gesten, er holt aus wenig Budget und beschränktem Setting das Optimum heraus. Ja, er entwickelt seine Figuren organisch und interessant. Erst nach und nach lernen wir die Konstellationen unter den Überlebenden kennen, was sehr beim Identifizieren mit der aussichtslosen Situation hilft. Die Schauspieler sind ganz großartig: besonders Lars Eidinger als "Arschloch" und Hannah Herzsprung - aber weniger als Final Girl, wie sie Rüdiger Suchsland in seinem FAZ-Artikel interpretiert hat, sondern mehr als moderne Action-Heldin im Stile einer Ripley aus der "Alien"-Reihe. Und wenn die brennende Sonne die Leinwand während einer adrenalinvollgepumpten Fluchtszene für einige Augenblicke in einen poetischen Schwarzweißfilm verwandelt, dann möchte man, dass "Hell" in der eigenen Erinnerung doch etwas Bleibendes haben wird.
"Saint" (Dick Maas) ★★★★½
"Baby, das ist genau mein Ding!" lautet der Titel eines Sachbuches, das Austin Powers über schwedische Penispumpen geschrieben hat. Dieser Satz ist inzwischen aber auch zu einer meiner höchsten Lobpreisungen geworden, die ich einem Film direkt nach dem Ansehen ausstellen kann. Und dann dankt dieser Teufelskerl von Regisseur, der als Macher des Flodders-Phänomens berühmt wurde und in den letzten Jahrzehnten gemeinsam mit Paul Verhoeven das niederländische Genrekino überhaupt im Gespräch hielt, in den Credits der belgischen Regielegende Harry Kümel. Nach diesem Wahnsinn von Weihnachts-Slasher, der wohl nur dafür geschaffen wurde, um auf Genrefestivals in der Midnight-Schiene unter erhöhtem Alkoholkonsum genossen zu werden, pusht also Dick Maas den Regisseur von "Blut an den Lippen", einem der Kultklassiker unter den lesbischen Vampirfilmen. Und dazu spielte ein feucht-fröhlicher Rocksong, der mich hinterfragen ließ, ob ich das eben nicht nur alles geträumt hatte. Habe ich das wirklich gesehen, dass da gerade der abartig böse Nikolaus mit seinen Zombiepiraten-Helfern über die Dächer Amsterdams geritten ist und die halbe Bevölkerung weggeschnetzelt hat? In Europa werden derzeit die Weihnachtslegenden aufs Unterhaltsamste neuinterpretiert: Erst die Finnen, die in "Rare Exports" aufklärten, dass umtrainierte Wichtel anstelle des Weihnachtsmannes in seinem Namen gute Taten vollbringen. Jetzt die Niederländer, die ihre Legende um einen religiösen Wahnsinnigen, der am Ende des Mittelalters von Dorfbewohnern verbrannt wurde und deshalb aus Rache alle 23 Jahre zu Vollmond am 5. Dezember wiederkehrt, natürlich mit der gewohnten Freizügigkeit würzten. Und dazu kommen der unvergleichliche Humor, die niedliche Sprache, Kinkiness en masse und zum Sterben schöne Goreszenen. "Saint" ist einer dieser Filme, der, würde man sie Kindern zur rechten Zeit vorspielen, schlimme Traumata zurücklassen würde. "Saint" hat keinen Respekt und auch keine angezogene Handbremse. Er prescht wie ein Bulldozer durch die verkitschten Kindheitsträume und hat dabei die Frechheit, extrem kurzweilig und einer der besten Slasherfilme der neuen Generation zu sein.
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kiwi2704,
Samstag, 27. August 2011, 14:53
Um was geht es in dem Film ,,Saint"?
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