Sonntag, 13. März 2011
Deutscher Filmpreis 2011 - War da was?
schwanenmeister, 15:40h
Hat es jemand mitbekommen? Am Freitag wurden die Nominierungen für den deutschen Filmpreis bekanntgegeben. Und es gab eine gar nicht mal so unspannende Gewichtung: Tom Tykwers Film "Drei" führt die Statistik mit sechs Nominierungen an. Dahinter folgen "Wer wenn nicht wir", "Poll" und "Vincent will Meer" (jeweils 5), dann "Goethe!" und "Das Lied in mir" (jeweils 4), "Der ganz große Traum" (3) und "Almanya", "Pina" und "Wir sind die Nacht" (jeweils 2). Dazu je eine Nominierung für "Chandani und ihr Elefant", "Jerry Cotton", "Kinshasa Symphony", "Min dit", "Boxhagener Platz", "Shahada", "Konferenz der Tiere", "Pianomania" und "Die kommenden Tage". Eine Befreiung, wenn man das etwa mit der schrecklich einseitigen Preisvergabe des Verbandes der deutschen Filmkritik vergleicht. Warum das Ganze etwas untergegangen ist? Nun, weil der deutsche Filmpreis in der Öffentlichkeit immer noch seine Identität sucht und weil bei den Nominierungen kein potenzieller Oscarkandidat wie "Das weiße Band" oder "Das Leben der Anderen" im Mittelpunkt stand. Das gefällt mir persönlich recht gut. Mir scheint, dass der so unterschätzte Filmpreis immer mehr seinen eigenen Weg geht.
Nehmen wir einmal das Biopic "Goethe!" heraus: Philipp Stölzls Film um Deutschlands berühmtesten Dichterfürsten war ein sehr moderater Kinoerfolg, erntete aber vorwiegend vernichtende Kritiken in den heimischen Feuilletons. Der deutsche Filmpreis nominierte "Goethe!" für den besten Spielfilm, den besten Hauptdarsteller, Alexander Fehling, der sich mit dem anderen Inglourious Basterd August Diehl ("Wer wenn nicht wir") und Shootingstar Florian David Fitz ("Vincent will Meer") um die Krone streiten wird, als auch für das Szenen- und Maskenbild. Es ist ein ganz wunderbarer Film, irgendwo zwischen "Shakespeare in Love" und Max Ophüls schwebend, sicherlich Stölzls mit Abstand beste Arbeit, der auf diese Weise noch etwas Respekt zukommt, bevor der gebürtige Münchner demnächst für Hollywood den Agententhriller "The Expatriate" mit Aaron Eckhart drehen wird. Man hätte in der Akademie also deutlich mehr daneben greifen können.
Natürlich wünschte man sich vielleicht insgeheim die ein oder andere große Überraschung, den viel herbeizitierten Blick über den Tellerrand. Dass Til Schweiger ("Kokowääh") wieder ignoriert wurde, mag ein amüsanter Running Gag des Auswahlkomitees sein, den man ihnen nicht mal übel nehmen kann. Dass aber Filme wie "Das rote Zimmer", "Im Alter von Ellen", "Orly", "Im Schatten", "Rammbock", "Renn, wenn du kannst", "Schmutziger Süden", "Bedways" oder "Jud Süß - Film ohne Gewissen" Nominierungen verdient gehabt hätten, steht außer Frage. Die sogenannte Berliner Schule muss wohl erst in Cannes wichtige Preise gewinnen, bevor da ein echtes Umdenken stattfinden kann. Abseitigere Genrefilme haben es sowieso nicht leicht - sympathische Frechheiten wie Oskar Roehlers letzter Film schon gar nicht. Wenn man gedurft hätte, dann wäre mindestens "Der ganz große Traum" durch einen wirklich interessanten Film ersetzt worden.
Aber der deutsche Filmpreis ist kein Wunschkonzert. Man lobt lieber die Weitsicht im Bezug auf die Komödie "Almanya", die, wenn sie sich die kommenden Wochen weiter ordentlich in den Kinocharts schlägt, eventuell einen echten Zuschauerbonus bei einem Triumph erwarten könnte. Ein schwerfälliger Film wie "Wer wenn nicht wir" kann auch jede Form von Aufmerksamkeit gebrauchen. Da präsentiert sich der Preis im besten Sinne nach seinem amerikanischen Vorbild, nämlich als versuchter Werbemotor für gerade startende Produktionen. Ob es dann funktioniert, steht auf einem anderen Blatt. Aber ich schätze den Versuch. Auch, dass etwa der kantigere Tom Tykwer-Film "Drei", den nur Wenige im Kino sehen wollten, die meisten Nominierungen erhalten hat. Was soll der deutsche Filmpreis eigentlich sein? Man weiß es noch nicht. Man weiß nur, was er nicht sein darf: nämlich eine blasse Kopie der Oscars. Und um ein anderes Vorbild zu nennen: Der französische Cesar hatte dieses Jahr sowohl eine tolle Nominierungsliste, als auch eine richtig sehenswerte, eigenständige Preisverleihung zu bieten. Wenn man das im April über die Lolas schreiben könnte, wäre schon viel gewonnen.
Link: - Nominierungen im Überblick
Nehmen wir einmal das Biopic "Goethe!" heraus: Philipp Stölzls Film um Deutschlands berühmtesten Dichterfürsten war ein sehr moderater Kinoerfolg, erntete aber vorwiegend vernichtende Kritiken in den heimischen Feuilletons. Der deutsche Filmpreis nominierte "Goethe!" für den besten Spielfilm, den besten Hauptdarsteller, Alexander Fehling, der sich mit dem anderen Inglourious Basterd August Diehl ("Wer wenn nicht wir") und Shootingstar Florian David Fitz ("Vincent will Meer") um die Krone streiten wird, als auch für das Szenen- und Maskenbild. Es ist ein ganz wunderbarer Film, irgendwo zwischen "Shakespeare in Love" und Max Ophüls schwebend, sicherlich Stölzls mit Abstand beste Arbeit, der auf diese Weise noch etwas Respekt zukommt, bevor der gebürtige Münchner demnächst für Hollywood den Agententhriller "The Expatriate" mit Aaron Eckhart drehen wird. Man hätte in der Akademie also deutlich mehr daneben greifen können.
Natürlich wünschte man sich vielleicht insgeheim die ein oder andere große Überraschung, den viel herbeizitierten Blick über den Tellerrand. Dass Til Schweiger ("Kokowääh") wieder ignoriert wurde, mag ein amüsanter Running Gag des Auswahlkomitees sein, den man ihnen nicht mal übel nehmen kann. Dass aber Filme wie "Das rote Zimmer", "Im Alter von Ellen", "Orly", "Im Schatten", "Rammbock", "Renn, wenn du kannst", "Schmutziger Süden", "Bedways" oder "Jud Süß - Film ohne Gewissen" Nominierungen verdient gehabt hätten, steht außer Frage. Die sogenannte Berliner Schule muss wohl erst in Cannes wichtige Preise gewinnen, bevor da ein echtes Umdenken stattfinden kann. Abseitigere Genrefilme haben es sowieso nicht leicht - sympathische Frechheiten wie Oskar Roehlers letzter Film schon gar nicht. Wenn man gedurft hätte, dann wäre mindestens "Der ganz große Traum" durch einen wirklich interessanten Film ersetzt worden.
Aber der deutsche Filmpreis ist kein Wunschkonzert. Man lobt lieber die Weitsicht im Bezug auf die Komödie "Almanya", die, wenn sie sich die kommenden Wochen weiter ordentlich in den Kinocharts schlägt, eventuell einen echten Zuschauerbonus bei einem Triumph erwarten könnte. Ein schwerfälliger Film wie "Wer wenn nicht wir" kann auch jede Form von Aufmerksamkeit gebrauchen. Da präsentiert sich der Preis im besten Sinne nach seinem amerikanischen Vorbild, nämlich als versuchter Werbemotor für gerade startende Produktionen. Ob es dann funktioniert, steht auf einem anderen Blatt. Aber ich schätze den Versuch. Auch, dass etwa der kantigere Tom Tykwer-Film "Drei", den nur Wenige im Kino sehen wollten, die meisten Nominierungen erhalten hat. Was soll der deutsche Filmpreis eigentlich sein? Man weiß es noch nicht. Man weiß nur, was er nicht sein darf: nämlich eine blasse Kopie der Oscars. Und um ein anderes Vorbild zu nennen: Der französische Cesar hatte dieses Jahr sowohl eine tolle Nominierungsliste, als auch eine richtig sehenswerte, eigenständige Preisverleihung zu bieten. Wenn man das im April über die Lolas schreiben könnte, wäre schon viel gewonnen.
Link: - Nominierungen im Überblick
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