Dienstag, 1. Februar 2011
Frauenquote im Kino nicht mehr nötig
Das Kinopublikum ist heterogen. Und eigentlich sind Aussagen, dass dieser oder jener Film nur für Jungs oder Mädels gemacht wurde, leicht anzufechten. Wenn ich aber den neuen Disney-Film "Rapunzel" immer weiter in den Jahrescharts 2010 nach oben klettern sehe - mit 3,5 Millionen Zuschauer bereits auf Platz drei -, komme ich nicht umhin, anzumerken, dass eine Frauenquote im Kino überflüssig erscheint: jedenfalls in Deutschland und wenn man auf die größten Filmerfolge des letzten Jahres blickt. Während man sich in Hollywood auf die relativ junge, männliche Geekgeneration mit Superhelden und TV-Revivals aus den 1980er-Jahren eingeschossen hat, wird bei uns jedes Jahr klarer, wer überhaupt noch ins Kino strömt. Action- und Horrorware läuft mittlerweile wenig bis gar nicht mehr, es sei denn Hollywood hat es sich 200 Millionen Dollar kosten lassen.

Nein, in den Jahres-Top Ten stehen "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes", "Eclipse - Biss zum Abendrot", der besagte Disney, "Alice im Wunderland" und "Sex and the City 2" auf den ersten Plätzen. Das mag man für einen Zufall halten; in Frage stellen, ob Filme wie "Harry Potter" oder "Alice" überhaupt speziell für ein weibliches Publikum konzipiert wurden; sicherlich anmerken, dass diese Produktionen mehr oder weniger alle in die allgemeinen Erfolgsformeln Franchise, Bestseller, Big Budget und Fortsetzung fallen. Und trotzdem erscheint es mir unübersehbar, dass nach der Zielgruppe der Kinder, die sich noch keine Filme aus dem Internet herunterladen kann und ihre Eltern gleich mit in die Filme schleppt, die Zielgruppe der weiblichen Kinozuschauer voll und ganz eingeschlagen hat.

Und diese relativ neue Eventkultur, wieder eigene Filmreihen wie die "Twilight"-Saga oder die "Sex and the City"-Filme zu haben, wird in speziellen, so genannten Lady Nights der Großstadt-Multiplexe mit Sekt zelebriert. Fast könnte man denken, sich filmwirtschaftlich zurück in die 1950er-Jahre zu bewegen, wo schon einmal die Frau als zahlender Kunde im Mittelpunkt des Interesses stand. Der berühmte Regisseur Alfred Hitchcock richtete bereits damals sein Film-Marketing danach aus, weil er wusste, dass beim Date die Frau das letzte Wort hatte, wenn es darum ging, das Abendprogramm zu bestimmen. Es wird spannend sein, zu beobachten, ob "Kokowääh", "Dschungelkind" und "Twilight 4" oder aber "Thor", "The Hangover 2", "X-Men: First Class" und "Transformers 3" die Charts anführen werden. In den ersten Wochen des neuen Jahres hängte jedenfalls der Ballettfilm "Black Swan" die nostalgisch gefärbte, comichafte Big Budget-Konkurrenz um "The Green Hornet" und "Tron: Legacy" deutlich ab.

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