Freitag, 28. Januar 2011
Erinnerungsstütze zur Berlinale 2010
Die letzte Berlinale war retrospektiv betrachtet eine ziemlich peinliche Angelegenheit. Ein Trauerspiel in zehn Akten. Was wurde da nicht von allen Seiten geächzt und gestöhnt, wie schlecht das Programm des Festivals wieder einmal gewesen wäre. Vermeintliche Meinungsmacher gaben sich dabei die Klinke in die Hand: Ob Cargo-Chef Ekkehard Knörer im übertragenen Sinne noch vor dem Beginn die standrechtliche Erschießung des Festival-Leiters Dieter Kosslick forderte oder sich Variety und Sight & Sound gegenseitig in den negativen Superlativen hinsichtlich des in ihren starren Augen bodenlosen Wettbewerbs zu übertrumpfen versuchten. Es gab nur wenige Lichtblicke: Peter Bradshaw etwa, den Filmkritiker des Guardian, der das reichhaltige Angebot richtig zu würdigen wusste; das Hollywood Reporter-Tandem Ray Bennett und Peter Brunette, das sich nicht lumpen ließ und einige beachtenswerte Hymnen verfasste. Ein großer Verlust, dass der Filmkritiker Peter Brunette im letzten Jahr überraschend verstarb. War er eigentlich der einzige englischsprachige Kritiker von Gewicht, der etwas mit der Berliner Schule anfangen konnte.

Noch lange nicht ist das repariert worden, was die meisten Kritiker da letztes Jahr angerichtet haben. Viele Filme konnten noch gar nicht gesichtet werden. Aber was man dann nachholte, begeisterte doch fast durch die Bank. Wie schlecht, frage ich, kann ein offizieller Wettbewerb eines A-Festivals sein, wenn er solche Filmperlen wie "Der Räuber", "If I Want to Whistle, I Whistle", "Greenberg", "Jud Süß - Film ohne Gewissen", "How I Ended This Summer" und "The Ghost Writer" bereithielt. Und wenn ich jetzt einfach mal die weiteren potenziellen Highlights wie "Caterpillar", "Bal", "Mammuth", "Howl" und "Apart Together" nicht mitzähle, weil ich sie noch gar nicht gesehen habe. Von Entdeckungen abseits des Wettbewerbs wie "Exit Through the Gift Shop", "Boxhagener Platz", die Sleaze-Granate "Henri 4", "The Illusionist" und "Renn, wenn du kannst" will ich schon gar nicht anfangen. Vor allem nicht von ungesehenen Werken wie "Kawasaki's Rose", "Im Schatten", "Orly", "Bedways", "La bocca del lupo" und "Winter's Bone".

Strengts euch halt mal ein bisserl an, ihr Kritiker! ;)

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Dafür dass Sie aber auch jeden Scheiß gutfinden, kann ich nun wirklich nichts. Viel Spaß dann aber natürlich mit der Nacharbeitung dieses Jahrgangs. Mit herzlichem Gruß - Ihr so genannter Highbrow-Kritiker.

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Vielen Dank! Werde gleich am Freitag damit beginnen, denn dann läuft ja schon "Pina" deutschlandweit in den Kinos. Im Gegensatz zum letzten Jahr oder überhaupt zu irgendeinem Jahr, seitdem ich die Berlinale verfolge, ist 2011 auf der Kritikerseite nämlich ziemlich fruchtbar ausgefallen. Und wegen Ihnen werde ich mir bei Gelegenheit sogar "Unknown" anschauen!

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