Montag, 20. September 2010
Auteur Vivian Naefe - Vom Filmkritiker zum Genreprofi
Ihre Mutter Jester Naefe war eine aufsteigende, vielbeschäftigte Schauspielschönheit in den Fünfzigern, irgendwo zwischen Hollywoods Rita Hayworth und Cinecittàs Sophia Loren, deren Karriere ein tragisches Ende am Set von "Sand, Love and Salt" nahm. Ihr Vater tauchte gelegentlich in den halbseidenen Sparten des Spiegel auf. Sie begann ihre Filmkarriere in den Achtzigern wie Regiegrößen des Neuen Deutschen Films in den Sechzigern und Siebzigern: als Filmkritikerin. Vivian Naefe schrieb für die Münchner Abendzeitung, epd-Film und den Stern. Als sie fertigstudiert hatte, war der deutsche Film mausetot. Es blieb nur das Fernsehen. In den Neunzigern durfte man wieder Kino. Naefes Spielfilm "Meine Tochter gehört mir" gewann zwei deutsche Filmpreise und verhalf Barbara Auer zum Durchbruch. Aber es blieb eine zwiespältige Angelegenheit: Für jede Beziehungskomödie, die ein Zuschauererfolg wurde, musste ein anderes Dutzend floppen. "2 Männer, 2 Frauen - 4 Probleme" war ihr Versuch und der letzter Kinofilm für lange Zeit.

Also wieder Fernsehen, was viele Filme mit Veronica Ferres bedeutete, aber auch den Adolf Grimme-Preis 2000 für "Einer geht noch". Als der deutsche Kinderfilm im neuen Jahrtausend zu boomen begann, gab es wieder eine Gelegenheit für die große Leinwand. Und Vivian Naefe nutzte sie gnadenlos mit dem "Wilde Hühner"-Franchise von Cornelia Funke. Wo das Konkurrenzprodukt um die Ochsenknecht-Brüder den amerikanischen Vorbildern hinterherzitierte, gelangen Naefe immer besser werdende Coming of Age-Filme mit einer eigenen Handschrift. "Die wilden Hühner und das Leben", der dritte und bisher letzte Teil der Reihe, gehört sicherlich zu den besten deutschen Jugendfilmen der letzten Jahre. Aktuell bereitet sie fürs Kino einen weiteren Kinderfilm vor. "Ben liebt Anna", nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Peter Härtling, handelt von der zarten Liebesgeschichte zwischen einem versetzungsgefährdeten Jungen, dessen Leben von der Arbeitslosigkeit seines Vaters und der Gewaltätigkeit seines Bruders bestimmt wird, und einem russischen Aussiedlermädchen. Vivian Naefes Arthouse-Projekt sozusagen, das sich ganz wundervoll mit ihrem anderen neuen Kinofilm, "Jesus liebt mich", verträgt. Eine romantische Komödie nach dem gleichnamigen David Safier-Bestseller mit Florian David Fitz und Jessica Schwarz für Ufa Cinema.

Links: - Deutsche Kinostarts, - Jesus liebt mich, - Ufa Cinema

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