Freitag, 10. September 2010
Venedig-Ticker: 10. September
schwanenmeister, 02:00h
Mary & Richard Corliss machen im Time Magazine den Deckel drauf. Löwen-Spekulation und viel Liebe für "Detective Dee" und "Potiche" wird ausgeschüttet. Richard Corliss gelingt anhand von Tsui Harks Filmografie eine amüsante Beschreibung der Filmindustrie Hongkongs. Und das Paar liefert die Erklärung, warum der Corbucci-Panel immer noch nicht die Runde macht: "Declaring that his remarks were 'just for the people in this room, not for YouTube,' he advised everyone to shut off recording equipment — and ejected one fellow who kept filming him. An education and a confrontation: that's what Tarantino gives you at Venice."
Apropos 12-minütige Tarantino-Einführung zu "Minnesota Clay", die Sergio Corbucci-Offensive trägt Früchte: Das italienische Popmagazin Nocturno bringt in seiner neuesten Ausgabe ein Corbucci-Special. Untertitel: LO SPECIALISTA.
Zum Aufwärmen ein längeres Tom Tykwer-Interview mit D-Radio Kultur: Sympathisch belanglos. Und als es richtig interessant wird, hört das Gespräch auf.
Damon Wise setzt das Sergio Corbucci-Namedropping fort, obwohl er im falschen Midnight-Screening, nämlich dem von Corbuccis Film "Die Grausamen" ohne Tarantino-Intro saß. Wie traurig. Dafür wäre er fast bei Takashi Miikes Neuem, "13 Assassins", eingeschlafen, bis ihn der Adrenalinrausch aus dem Land der Träume riss und zu überzeugen wusste: "And not only is it very funny – the samurai code is roundly pilloried – it's also surprisingly dignified, with Koji Yakusho stealing the show as Shinzaemon and Goro Inagaki indelible as the psychotic Naritsugu." Noch mehr Namedropping von James Mottram im Bezug auf Monte Hellmans Film "Road to Nowhere": "Mulholland Drive", Peter Bart, Nicholas Ray, Preston Sturges, Ingmar Bergman. "It’s such a strange viewing experience, it seems pre-ordained to gain a cult following – even if it will probably pass out of Venice unnoticed", denkt Mottram.
Barbara Schweizerhof beschwert sich über Rentnerrabatt am Lido, der das Tütenrascheln im Kino befördern würde. Und sie glaubt zu wissen, wer am Samstag alles keinen Preis bekommt. Ihr Lieblingsfilm des Wettbewerbs, "Silent Souls", natürlich nicht. Aber auch den Werken "Somewhere", "Post mortem", "Meek's Cutoff", "The Ditch", "A Sad Trumpet Ballad", "13 Assassins", "Detective Dee" und "Black Swan" würde sie zutrauen, nicht keinen Preis zu gewinnen. Also quasi dem halben Wettbewerb.
Natürlich war Der Spiegel auf der Biennale, natürlich leitet Wolfgang Höbel seine Rundumschau mit dem Mann ein, der selbst im Movies & Sports-Blog die letzten Tage vielleicht doch etwas zu häufig genannt wurde. Vielleicht nicht natürlich, jedoch logisch erscheint mir das Lob für Tom Tykwers Film "Drei". Wenn man schon so spät auf einer Party antanzt und meint, dass man nur fünf Minuten bleiben kann, will man dem Veranstalter zur Begrüßung nicht gleich auf den Teppich pissen: "Was Tykwers Film auszeichnet, ist der lässige Ernst, mit dem hier eine Art Zustandsbericht über die Liebe der Vierzigjährigen im Deutschland des Jahres 2010 versucht wird, ohne sich lange mit komplizierten Story-Verwicklungen und wilden Behauptungen aufzuhalten." Ob das auch die internationale Kritik begeistert, wenn sie denn überhaupt noch da ist, wird sich zeigen.
Die wandelnde Alliteration Björn Becher sticht mit dem stumpfsten Messer, das an der Mostra zu finden war, im immer dunkler werdenden Filmstarts-Videotagebuch auf Tom Tykwer ein. Wozu Argumente, wenn man eine Meinung hat und sich nur wahnsinnig wenig Zeit für einen Regisseur nimmt, dessen "Der Krieger und die Kaiserin" man im selben schleppenden Atemzug als Meisterwerk bezeichnet.
Ich weiß nicht, ob mehr Menschen geklatscht oder selbst gefilmt oder fotografiert haben, aber hier gibt es über YouTube den Applaus für Alex de la Iglesia nachgeliefert. Standing Ovations für "A Sad Trumpet Ballad". Auch kurz im Bild: Meinungsmacher Matthias Matussek, der schockierenderweise weder filmt, noch klatscht. Ein weiterer netter YouTube-Schnipsel zeigt den Jurypräsidenten, wie er gemeinsam mit Tilda Swinton einen italienischen Kritikerpreis überreicht bekommt und dabei die Maestros wie Di Leo oder Castellari ehrt, aber vor allem den Japanern huldigt, die die Italowestern und Macaroni Combat Movies durch besonders tolle DVD-Veröffentlichungen am Leben erhalten hätten.
Apropos 12-minütige Tarantino-Einführung zu "Minnesota Clay", die Sergio Corbucci-Offensive trägt Früchte: Das italienische Popmagazin Nocturno bringt in seiner neuesten Ausgabe ein Corbucci-Special. Untertitel: LO SPECIALISTA.
Zum Aufwärmen ein längeres Tom Tykwer-Interview mit D-Radio Kultur: Sympathisch belanglos. Und als es richtig interessant wird, hört das Gespräch auf.
Damon Wise setzt das Sergio Corbucci-Namedropping fort, obwohl er im falschen Midnight-Screening, nämlich dem von Corbuccis Film "Die Grausamen" ohne Tarantino-Intro saß. Wie traurig. Dafür wäre er fast bei Takashi Miikes Neuem, "13 Assassins", eingeschlafen, bis ihn der Adrenalinrausch aus dem Land der Träume riss und zu überzeugen wusste: "And not only is it very funny – the samurai code is roundly pilloried – it's also surprisingly dignified, with Koji Yakusho stealing the show as Shinzaemon and Goro Inagaki indelible as the psychotic Naritsugu." Noch mehr Namedropping von James Mottram im Bezug auf Monte Hellmans Film "Road to Nowhere": "Mulholland Drive", Peter Bart, Nicholas Ray, Preston Sturges, Ingmar Bergman. "It’s such a strange viewing experience, it seems pre-ordained to gain a cult following – even if it will probably pass out of Venice unnoticed", denkt Mottram.
Barbara Schweizerhof beschwert sich über Rentnerrabatt am Lido, der das Tütenrascheln im Kino befördern würde. Und sie glaubt zu wissen, wer am Samstag alles keinen Preis bekommt. Ihr Lieblingsfilm des Wettbewerbs, "Silent Souls", natürlich nicht. Aber auch den Werken "Somewhere", "Post mortem", "Meek's Cutoff", "The Ditch", "A Sad Trumpet Ballad", "13 Assassins", "Detective Dee" und "Black Swan" würde sie zutrauen, nicht keinen Preis zu gewinnen. Also quasi dem halben Wettbewerb.
Natürlich war Der Spiegel auf der Biennale, natürlich leitet Wolfgang Höbel seine Rundumschau mit dem Mann ein, der selbst im Movies & Sports-Blog die letzten Tage vielleicht doch etwas zu häufig genannt wurde. Vielleicht nicht natürlich, jedoch logisch erscheint mir das Lob für Tom Tykwers Film "Drei". Wenn man schon so spät auf einer Party antanzt und meint, dass man nur fünf Minuten bleiben kann, will man dem Veranstalter zur Begrüßung nicht gleich auf den Teppich pissen: "Was Tykwers Film auszeichnet, ist der lässige Ernst, mit dem hier eine Art Zustandsbericht über die Liebe der Vierzigjährigen im Deutschland des Jahres 2010 versucht wird, ohne sich lange mit komplizierten Story-Verwicklungen und wilden Behauptungen aufzuhalten." Ob das auch die internationale Kritik begeistert, wenn sie denn überhaupt noch da ist, wird sich zeigen.
Die wandelnde Alliteration Björn Becher sticht mit dem stumpfsten Messer, das an der Mostra zu finden war, im immer dunkler werdenden Filmstarts-Videotagebuch auf Tom Tykwer ein. Wozu Argumente, wenn man eine Meinung hat und sich nur wahnsinnig wenig Zeit für einen Regisseur nimmt, dessen "Der Krieger und die Kaiserin" man im selben schleppenden Atemzug als Meisterwerk bezeichnet.
Ich weiß nicht, ob mehr Menschen geklatscht oder selbst gefilmt oder fotografiert haben, aber hier gibt es über YouTube den Applaus für Alex de la Iglesia nachgeliefert. Standing Ovations für "A Sad Trumpet Ballad". Auch kurz im Bild: Meinungsmacher Matthias Matussek, der schockierenderweise weder filmt, noch klatscht. Ein weiterer netter YouTube-Schnipsel zeigt den Jurypräsidenten, wie er gemeinsam mit Tilda Swinton einen italienischen Kritikerpreis überreicht bekommt und dabei die Maestros wie Di Leo oder Castellari ehrt, aber vor allem den Japanern huldigt, die die Italowestern und Macaroni Combat Movies durch besonders tolle DVD-Veröffentlichungen am Leben erhalten hätten.
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