Sonntag, 5. September 2010
Venedig-Ticker: 5. September
schwanenmeister, 02:18h
Kritikerkoryphäe Rüdiger Suchsland auf Filmfestivals zu finden, macht inzwischen fast so viel Spaß wie seine Texte zu lesen. Aus Venedig berichtet er nicht für Artechock, critic.de oder FAZ, sondern für das neu ins Leben gerufene, recht ambitioniert wirkende Onlinemagazin Filmgazette. Suchsland will Anzeichen gefunden haben, dass Tom Tykwer unter Umständen den Goldenen Löwen gewinnen könnte. Er hat in "Black Swan" Qualitäten entdeckt, die vom Feuilleton bisher sträflichst vernachlässigt wurden. Und den anderen Hollywoodfilm, "Somewhere", nennt er eine "vage enttäuschende Erfahrung", obwohl der Film "gut" und "interessant" sei. Vielleicht die größte Überraschung des gesamten Festivals für mich. War Suchsland doch vor ein paar Jahren in Cannes der tapferste Verteidiger von Coppolas "Marie Antoinette".
Eine kleine Rückschau: Als Quentin Tarantino 2004 der Jurypräsident in Cannes war, gewann "Fahrenheit 9/11" die Goldene Palme. Den Großen Preis der Jury erhielt der Koreaner Park Chan-wook für "Oldboy". Den Jurypreis teilten sich der Thailänder Apichatpong Weerasethakul für "Tropical Malady" und die Schauspielerin Irma P. Hall im ansonsten grässlichen Coen-Remake "The Ladykillers". Als bester Schauspieler wurde der junge Japaner Yuya Yagira in "Nobody Knows" und als beste Schauspielerin die Cinesin Maggie Cheung in "Clean" ausgezeichnet. Bester Regisseur wurde Tony Gatlif mit "Exils", das beste Drehbuch gewann der französische Film "Look At Me". Und Kameramann Eric Gautier gewann für "Clean" und "The Motorcycle Diaries" den technischen Preis. Eine große Anzahl der Preise ging an das asiatische Kino, Tarantinos Steckenpferd der letzten beiden Jahrzehnte. Wenn sich der Mann treu bliebe und die Qualität der Produktionen stimmt, dann könnte sich Quentins Liebe nur auf drei asiatische Filme im diesjährigen Wettbewerb verteilen: Takashi Miike, Tsui Hark und Haruki Murakami.
Das Skandal-o-Meter schlägt leicht aus: "Confession. I can't stand Vincent Gallo. Won't go to see him in a movie. In 'Essential Killing', he forces woman to breastfeed him", twittert Anne Thompson. Das scheint auch nicht Guy Lodges Geschmack zu sein. Er gibt nur die Schulnote C und schreibt: "Well-meaning survival tale is nonetheless unilluminatingly gruelling: like 'Cold Mountain' gone Taliban." David Jenkins hat es dagegen gefallen: "Gallo excels in Taliban survival yarn. Taut as hell. Ending fudged. Contained fest's most shocking scene." (vier von fünf Sternen) "Blue Velvet", anyone?
Die Kinoredakteurin Anna Wollner berichtet für den doch relativ neuen Leipziger Internetradiosender Detektor.fm, von dem ich bis dahin noch nichts gehört oder gelesen hatte, in aller Kürze, aber ziemlich amüsant von den venezianischen Feuchtgebieten, die die ersten drei Festivaltage bestimmten. Da darf man sich freuen, wenn sie "Essential Killing" bespricht. Bitte mehr davon!
Der Total Film-Blog von James Mottram ist im Gegensatz zu früheren Ausgaben richtig lesenswert geworden: "Norwegian Wood" wäre sogar ein Anwärter für den Goldenen Löwen. Auf die musikalische Verbindung des Radiohead-Gitarristen Jonny Greenwood und der deutschen Band Can auf dem Soundtrack hatte auch noch niemand hingewiesen. Er schwärmt, wie Damon Wise, vom neuen Francois Ozon Film "Potiche" und sagt ihm Hitpotential nach. Und das hier fällt Mottram zu Vincent Gallos Performance in "Essential Killing" ein: "He is no Rambo, which is what makes his desperate attempt at survival fascinating. But what really will blow you away is the film is almost without dialogue." Den Skolimowski-Film nennt er "a sensory experience." Und Kelly Reichardts Western "Meek's Cutoff" fand er toll: "Its old fashioned. But expertly crafted, it is the work of a major filmmaker whose just found a larger canvas to paint on."
Eine kleine Rückschau: Als Quentin Tarantino 2004 der Jurypräsident in Cannes war, gewann "Fahrenheit 9/11" die Goldene Palme. Den Großen Preis der Jury erhielt der Koreaner Park Chan-wook für "Oldboy". Den Jurypreis teilten sich der Thailänder Apichatpong Weerasethakul für "Tropical Malady" und die Schauspielerin Irma P. Hall im ansonsten grässlichen Coen-Remake "The Ladykillers". Als bester Schauspieler wurde der junge Japaner Yuya Yagira in "Nobody Knows" und als beste Schauspielerin die Cinesin Maggie Cheung in "Clean" ausgezeichnet. Bester Regisseur wurde Tony Gatlif mit "Exils", das beste Drehbuch gewann der französische Film "Look At Me". Und Kameramann Eric Gautier gewann für "Clean" und "The Motorcycle Diaries" den technischen Preis. Eine große Anzahl der Preise ging an das asiatische Kino, Tarantinos Steckenpferd der letzten beiden Jahrzehnte. Wenn sich der Mann treu bliebe und die Qualität der Produktionen stimmt, dann könnte sich Quentins Liebe nur auf drei asiatische Filme im diesjährigen Wettbewerb verteilen: Takashi Miike, Tsui Hark und Haruki Murakami.
Das Skandal-o-Meter schlägt leicht aus: "Confession. I can't stand Vincent Gallo. Won't go to see him in a movie. In 'Essential Killing', he forces woman to breastfeed him", twittert Anne Thompson. Das scheint auch nicht Guy Lodges Geschmack zu sein. Er gibt nur die Schulnote C und schreibt: "Well-meaning survival tale is nonetheless unilluminatingly gruelling: like 'Cold Mountain' gone Taliban." David Jenkins hat es dagegen gefallen: "Gallo excels in Taliban survival yarn. Taut as hell. Ending fudged. Contained fest's most shocking scene." (vier von fünf Sternen) "Blue Velvet", anyone?
Die Kinoredakteurin Anna Wollner berichtet für den doch relativ neuen Leipziger Internetradiosender Detektor.fm, von dem ich bis dahin noch nichts gehört oder gelesen hatte, in aller Kürze, aber ziemlich amüsant von den venezianischen Feuchtgebieten, die die ersten drei Festivaltage bestimmten. Da darf man sich freuen, wenn sie "Essential Killing" bespricht. Bitte mehr davon!
Der Total Film-Blog von James Mottram ist im Gegensatz zu früheren Ausgaben richtig lesenswert geworden: "Norwegian Wood" wäre sogar ein Anwärter für den Goldenen Löwen. Auf die musikalische Verbindung des Radiohead-Gitarristen Jonny Greenwood und der deutschen Band Can auf dem Soundtrack hatte auch noch niemand hingewiesen. Er schwärmt, wie Damon Wise, vom neuen Francois Ozon Film "Potiche" und sagt ihm Hitpotential nach. Und das hier fällt Mottram zu Vincent Gallos Performance in "Essential Killing" ein: "He is no Rambo, which is what makes his desperate attempt at survival fascinating. But what really will blow you away is the film is almost without dialogue." Den Skolimowski-Film nennt er "a sensory experience." Und Kelly Reichardts Western "Meek's Cutoff" fand er toll: "Its old fashioned. But expertly crafted, it is the work of a major filmmaker whose just found a larger canvas to paint on."
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