Dienstag, 20. Juli 2010
Ein Jahr in der Hölle - Die Constantin-Bilanz
Heute Nachmittag vermeldete der Branchendienst Blickpunkt:Film die Starttermin-Verschiebung zweier Constantin-Produktionen: Die Tom Gerhardt-Komödie "Die Superbullen" und der Animationsfilm "Werner - Eiskalt" werden erst 2011 in die Kinos kommen. Die einstmals potenten Lieblingsfilmserien Bernd Eichingers, die noch in den 1990er-Jahren die Kassen füllten, sind im neuen Jahrtausend die Problemkinder geworden. Die Trailer wirkten altbacken, den jüngeren Zuschauern waren die Kotzkönige Tommie & Mario und das Nordlicht sowieso kein Begriff mehr. Ihre Produktion und die jetzige Verschiebung stehen sinnbildlich für die Probleme, die die deutsche Vorzeigeschmiede Constantin Film dieses Jahr beständig quälen.

Wusste Bernd Eichinger letztes Jahr nicht, wann er mit dem Feiern aufhören sollte, weil sich ein Erfolg an den nächsten reihte, sieht es jetzt trostlos aus. Vor allem die Constantin-Filme wie "Wickie und die starken Männer", "Die Päpstin", "Männersache", "Horst Schlämmer", "Maria, ihm schmeckt's nicht" oder "Die wilden Hühner und das Leben" drückten den deutschen Marktanteil auf fast dreißig Prozent. 2010 dagegen gab es noch keine Eichinger-Produktion, die der eine Million Zuschauer der wilden Hühner nahegekommen wäre. Der größte Erfolg war bisher der kleine Sleeper-Hit "Vincent will Meer" mit gut 700.000 Zuschauern. Die teuren Prestigeprojekte "Zeiten ändern dich" und "Jerry Cotton" floppten.

Und auch in der Kernkompetenz der Constantin, im Kinderfilmsektor, zeichnen sich zum einen Ermüdungs- und Abnutzungserscheinungen, zum anderen mit Ufa Cinema eine ernstzunehmende Konkurrenz ab. Die neu aufgemachte Reihe "Das Tiger-Team" war eine Enttäuschung und wird wohl - ganz im Gegensatz zur lukrativen Genretradition - nicht fortgesetzt werden. Den Kinderquatsch "Hier kommt Lola" wollten nur wenige sehen. Wenigstens auf die Vorstadtkrokodile war wieder Verlass. Da liefen die Ufa-Filme "Teufelskicker" und "Hanni & Nanni" doch deutlich besser, knackten jeweils die halbe Million Zuschauer. Und das war erst das Aufwärmprogramm für viel größere Ambitionen der alten Dame.

Letztes Jahr hatte die Constantin am Ende traumhafte 15,4 Millionen Zuschauer in ihre verliehenen und produzierten Filme gelockt. Ein Wert, bei dem sich selbst die Hollywood Majors in manchen Jahren schwertun. Dieses Jahr kamen erst ganze 3,4 Millionen Zuschauer zusammen. Und das Restprogramm macht bedingt Hoffnung. Zwei erfolgsversprechende internationale Produktionen, "Resident Evil 3D" und "Step Up", noch mehr Kinderfilme ("Freche Mädchen 2", "Groupies bleiben nicht zum Frühstück") und einen gewagteren Genreversuch ("Wir sind die Nacht") hat man noch im Köcher. Letztlich kann aber nur der Animationsfilm "Konferenz der Tiere" mit echten Blockbusterzahlen, also jenseits der drei Millionen-Zuschauermarke, die Bilanzen etwas schönen. Und ein Überraschungsfilm ist für den Herbst angekündigt: Hoffentlich dann ein 3D-Vampirabenteuer mit Til Schweiger und Bully Herbig.

Links: - Ufa Cinema, - US-Konkurrenz, - Konferenz der Tiere

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