Montag, 12. Juli 2010
Octopus Oscar tippt auf Deutschland
schwanenmeister, 18:00h
Hitler, Haneke, Waltz - dieses Jahr muss die deutsche Filmindustrie ausnahmsweise einmal ohne die Unterstützung der Österreicher ins Rennen um den besten nicht englischsprachigen Film des 83. Oscar-Wettbewerbs gehen. Wobei man durchaus wieder Filme über das Dritte Reich, etwa Oskar Roehlers Zuschauerprovokation "Jud Süß - Filme ohne Gewissen", oder österreichische Filme wie Jessica Hausners Kritikerdarling "Lourdes", den man als den eigenen verkaufen könnte, in der Hinterhand hätte. Aber die hätten weder Hitler, noch Bernd Eichinger als Zugpferd im Paket. Und eine Goldene Palme haben sie schon mal gar nicht gewonnen.
Nein, wenn es im Herbst heißt: Der Nachfolger von "Das weiße Band", "Baader Meinhof Komplex" und "Das Leben der Anderen" ist ... dann wird der Auswahlkommission wenig anderes übrig bleiben, als auf die Migrantenkarte zu setzen. Neben Nazizeit, Stasi und Terrorismus ist das bekanntlich das vierte Standbein, das den deutschen Film im Ausland interessant macht. Vor drei Jahren war Fatih Akin und sein in Cannes ausgezeichneter Spielfilm "Auf der anderen Seite" verdammt dicht dran an einer Nominierung. Nur die ungelenke Verleihpolitik in den USA, die den Film ein ganzes Jahr zu spät herausbrachte, so dass ihm die zahlreichen Lobeshymnen der wichtigsten Kritiker nicht mehr helfen konnten, brachte Akin um den ganz großen Triumph.
Faith Akin ist auch dieses Mal wieder im Topf. Seine "Soul Kitchen" begann letztes Jahr auf dem Venedig-Festival einen Siegeszug bei Kritikern und vor allem den Zuschauern, der bis heute anhält. Seine Leichtigkeit, mit der er gleichermaßen die Menschen in Australien oder Russland begeisterte, könnte ihm aber im Auswahlverfahren um die Academy Awards zum Verhängnis werden. Die bisher größten Chancen darf sich deshalb Feo Aladags Ehrenmord-Drama "Die Fremde" ausrechnen, der auf der Berlinale seine Premiere feierte. Mit Sibel Kekilli in der Hauptrolle besetzt, räumte "When We Leave", so der internationale Verleihtitel, bereits die zwei wichtigsten Preise des renommierten Tribeca-Festivals ab.
Die sonstige Konkurrenz ist schwach oder nicht vorhanden. Mögliche Titel für die Statistenrollen im Auswahlverfahren wären wohl "Die Friseuse", "Boxhagener Platz" oder "Unter Bauern". In der zweiten Reihe lauern so Kanonen wie "Henri IV.", "Bedways", "Der Räuber" oder "Engel mit schmutzigen Flügeln". Nicht falsch verstehen: Das sind allesamt tolle bis spannende Filmprojekte, die jedoch völlig chancenlos wären, wenn es um die Academy ginge. Der einzige ernstzunehmende Stolperstein für "Die Fremde" könnte "Life, Above All" heißen, Oliver Schmitz' umfeierter Afrika-Film, den Sony Pictures Classics in Cannes einsammelte. Das einzige Problem hier: Er wird wohl von Südafrika eingereicht werden. Und nachdem wir letztes Mal Österreich "Das weiße Band" stibitzt hatten, sollten wir uns darüber nur freuen.
Links: - Filmecho, - German Films
Nein, wenn es im Herbst heißt: Der Nachfolger von "Das weiße Band", "Baader Meinhof Komplex" und "Das Leben der Anderen" ist ... dann wird der Auswahlkommission wenig anderes übrig bleiben, als auf die Migrantenkarte zu setzen. Neben Nazizeit, Stasi und Terrorismus ist das bekanntlich das vierte Standbein, das den deutschen Film im Ausland interessant macht. Vor drei Jahren war Fatih Akin und sein in Cannes ausgezeichneter Spielfilm "Auf der anderen Seite" verdammt dicht dran an einer Nominierung. Nur die ungelenke Verleihpolitik in den USA, die den Film ein ganzes Jahr zu spät herausbrachte, so dass ihm die zahlreichen Lobeshymnen der wichtigsten Kritiker nicht mehr helfen konnten, brachte Akin um den ganz großen Triumph.
Faith Akin ist auch dieses Mal wieder im Topf. Seine "Soul Kitchen" begann letztes Jahr auf dem Venedig-Festival einen Siegeszug bei Kritikern und vor allem den Zuschauern, der bis heute anhält. Seine Leichtigkeit, mit der er gleichermaßen die Menschen in Australien oder Russland begeisterte, könnte ihm aber im Auswahlverfahren um die Academy Awards zum Verhängnis werden. Die bisher größten Chancen darf sich deshalb Feo Aladags Ehrenmord-Drama "Die Fremde" ausrechnen, der auf der Berlinale seine Premiere feierte. Mit Sibel Kekilli in der Hauptrolle besetzt, räumte "When We Leave", so der internationale Verleihtitel, bereits die zwei wichtigsten Preise des renommierten Tribeca-Festivals ab.
Die sonstige Konkurrenz ist schwach oder nicht vorhanden. Mögliche Titel für die Statistenrollen im Auswahlverfahren wären wohl "Die Friseuse", "Boxhagener Platz" oder "Unter Bauern". In der zweiten Reihe lauern so Kanonen wie "Henri IV.", "Bedways", "Der Räuber" oder "Engel mit schmutzigen Flügeln". Nicht falsch verstehen: Das sind allesamt tolle bis spannende Filmprojekte, die jedoch völlig chancenlos wären, wenn es um die Academy ginge. Der einzige ernstzunehmende Stolperstein für "Die Fremde" könnte "Life, Above All" heißen, Oliver Schmitz' umfeierter Afrika-Film, den Sony Pictures Classics in Cannes einsammelte. Das einzige Problem hier: Er wird wohl von Südafrika eingereicht werden. Und nachdem wir letztes Mal Österreich "Das weiße Band" stibitzt hatten, sollten wir uns darüber nur freuen.
Links: - Filmecho, - German Films
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