Freitag, 14. Mai 2010
Cannes-Ticker: 14. Mai
"Josh Reed's PRIMAL is sensational, an Oz-ploitation classic, terrific last line too..."
Alan Jones könnte mir aktuell fast jeden Film verkaufen, bis er endlich mal daneben haut. Und nebenbei erwähnt er noch Argentos geplanten "Dracula"-3D-Film und den sehr drollig dreinschauenden kubanischen Zombiefilm "Juan of the Dead". "Primal" ist übrigens Teil der neu ins Leben gerufenen Filmstaffel der IFC Midnight-Schiene. Und Anolis wird den Horrorfilm in Deutschland herausbringen.

Verkehrte Welt: The Auteurs heißen jetzt Mubi. Manohla Dargis mag den 220 Millionen Dollar leichten Blockbuster "Robin Hood" mehr als den chinesischen Wettbewerbsbeitrag "Chongquing Blues". Und sie kann es kaum erwarten, Manoel de Oliveiras "The Strange Case of Angelica" wiederzusehen. Und der Risky Business-Blog des Hollywood Reporter hat die Chancen der Wettbewerbsfilme auf den Gewinn der Goldenen Palme: Laut Irlands gewichtigstem Buchmacher Paddy Power hat derzeit Ken Loach' Irak-Drama "Route Irish" (3/1) die Nase vorn. Wie überraschend! Es folgen Inarritus "Biutiful" (4/1), "Another Year" (5/1), Tavernier (6/1) und der südkoreanische Film "Poetry" (6/1).

Kurzer Seitenblick auf die deutschen Kinocharts. Der Branchendienst InsideKino prognostiziert dank Feiertag und Dauer-Regenwetter ein Wahnsinnswochenende. Wenn die Zahlen stimmen, knackt "Vincent will Meer" vielleicht sogar in seiner vierten Woche die magische 100k-Zuschauermarke.

Bisher ist Cannes das Festival von Twitter und den Filmbloggern. Egal ob Slashfilm, FirstShowing oder AwardsDaily - die jungen Wilden sind hungrig, entdecken abseits des Wettbewerbs und das so schnell, dass die Klassiker nicht mehr hinterher kommen. Richard Corliss vom Time Magazine, die verlässliche Stimme der Vernunft, scheint gar nicht mehr dabei zu sein. Aber ich habe entdeckt, dass der Boston Globe, nach einem Jahr Abstinenz, wieder mitredet. Nicht Ty Burr, sondern Fatih Akin-Groupie Wesley Morris berichtet. Auch er ist bisher vor allem Fan des rumänischen Films "Tuesday, After Christmas". Den schätzt ebenso Barbara Schweizerhof von epd Film: "Der erste Lieblingsfilm."

Der Danny Huston, alias Arthur Burns aus "The Proposition", wird Basketball-Coach Max Stoller in der deutsch-israelischen Produktion "Playoff" spielen. Stoller ist dabei ein Pseudonym für Ralph Klein, der als Holocaust-Überlebender und gefeierter Nationalheld in Israel nach Deutschland zurückkehrte und Nationaltrainer wurde. Es spielen weiter Max Riemelt und Hanns Zischler. Produziert wird das Ganze von Egoli Tossell, deren Produktionen seit einiger Zeit schon für Furore sorgen.

Und der nächste Alan Jones-Tipp: "Dream Home" (Regie: Ho-Cheung Pang) über eine Hongkong-Chinesin, die ihr Apartment mit Meerblick bis zum Tod verteidigt. O-Ton Jones: "Well you’ve never seen gore deaths like it." Derek Elley war weniger begeistert (6/10), aber Sätze wie "The scenes of ultra-violence, however, are enough to satisfy any genre fan, and deliriously cross the line into bad taste" untermauern mein Interesse.

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