Samstag, 13. Februar 2010
Berlinale-Ticker: 14. Februar
23.23 Uhr - "Henry IV."

Wow. Wer hätte damit gerechnet. Regina Zieglers Traumprojekt "Henry IV." erhält einen Rave im Hollywood Reporter. Ray Bennett findet das fleischige Geschichtsepos nach Heinrich Mann nicht nur unterhaltsam, er sieht sogar das Potential für internationale Erfolge. Bemerkenswert: "Baier uses the film's budget with admirable craft and does a masterful job of hiding the seams in the big battle scenes where money must have been tight." Und auch toll: "Oscar-winning composer Hans Zimmer and Henry Jackman [...] provide an expert score with a range of tones and colors to match the film's sweep and its quieter moments. Their themes do much to give the production the feel of a major motion picture."
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Und beim Manifest gibt es jetzt eine Zweitmeinung von Björn Lahrmann zu Angela Schanelecs "Orly", der nicht anders konnte, als die sternige Höchstwertung zu zücken. Habe heute ihren "Marseille" gesehen und war sehr angetan. Ein aufregender Film. Will mehr von ihrer Filmografie kennenlernen. "Nachmittag" zum Beispiel.
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So ungefähr eine gute halbe Stunde von Hans-Christoph Blumenbergs Arte-Doku "Spur der Bären" über die Geschichte der Berlinale erwischt. Toll. Moritz de Hadeln spricht deutsch. Ang Lee und Tilda Swinton sind zum Niederknien in ihren Lobpreisungen. Und ganz interessant, das damalige Filmmaterial der Pressekonferenzen und Interviews zu sehen, besonders von alle Ereignissen um Michael Verhoevens "O.K."-Skandal.

11.41 Uhr - Dekadenlisten der Steadycam

Gibt es hier zu bestaunen. Lasst das Stöbern beginnen! Allein dafür hat sich schon die Berlinale gelohnt ... Der Dank für den Hinweis geht an SigiGötz-Entertainment.

10.44 Uhr - "Shutter Island"

Epd Film bietet dank "Nekromantik"-Regisseur Jörg Buttgereit und dem Filmgelehrten Stefan Höltgen regelmäßig Podcasts von der Berlinale an. Weitgehend spoilerfrei. Und es wird sich lustig gemacht, wie die kulturlosen Amis Dachau aussprechen. Ebenfalls die Kameraarbeit lobt Kirk Honeycutt vom Hollywood Reporter, der endlich mal wieder gut drauf zu sein scheint und mit dem Namen Robert Richardson einen weiteren Grund liefert, ziemlich gespannt auf den baldigen "Shutter Island"-Kinostart zu sein. Scorsese als Zirkusdirektor zu erleben, wäre ein großer Genuss, es sollte nur nicht zur Regelmäßigkeit werden.

10.33 Uhr - "Submarino"

Varietys Alissa Simon beschreibt Thomas Vinterbergs Comeback-Film so, wie ein US-Branchendienst einen gnadenlosen europäischen Arthouse-Film eben beschreiben würde: gnadenlos und unterkühlt. Lee Marshall von Screen International findet eher, dass Vinterberg mit seinem Neuen zur Topform zurückgefunden hat. Und er betont nachdrücklich, dass es sich nicht um Poorsploitation, sondern um einen Wohlfühlfilm und eine ganz ausgezeichnete Seelenmassage handle. Ekkehard Knörer ruft sich indirekt gleich selbst als schlechter Laune-Bär aus, weil ihm auch nicht "Submarino" gefallen hat, wobei er betont, den rumänischen Film und "My Name Is Khan" aus dem Wettbewerb gemocht zu haben. Für ihn ist der Vinterberg "Miserabilismusporno erster Kajüte", was natürlich - ganz in der Tradition des Perlentauchers und der Leitartikel der Bild-Zeitung - fettgedruckt ist.

10.26 Uhr - "Orly"

Derek Elley war nicht gnädig, war aber auch zu erwarten. Wenigstens die Kameraarbeit von "Orly" lobt er als Spitzenklasse. Leider würde Schanelec nichts weiter als banale Begegnungen und Gespräche einfallen, um die wundervollen Bildkompositionen zu füllen.

Vorspiel - Variety-Short Cuts

Chefkritiker Todd McCarthy vergleicht "Shutter Island" qualitativ mit Kubricks "The Shining". -- Asienexperte Jay Weissberg kümmert sich um den rumänischen Film "If I Want to Whistle, I Whistle", der ihn ziemlich beeindruckt hat. -- Leslie Felperin konnte den neuen Neil Marshall-Film "Centurion" nicht sonderlich leiden. -- Und Derek Elley gefiel "Die Fremde" sehr, besonders Sibel Kekilli. Der englische Titel lautet "When We Leave".

Vorspiel - Videos

- Angela Schanelec. Im Interview über Räume. Bestätigt, ja, sämtliche negativen Klischees, die man so von intellektuellen deutschen Filmemachern haben kann. Würde aber sicherlich spannender sein, wenn ich denn mal wenigstens ihren "Marseille"-Film gesehen hätte.

- Niels Ruf. Again. Auf der "Ghost Writer"-Pressekonferenz. Fand Hasko Baumann witzig. Mal sehen. Gesehen. Nicht witzig gefunden. Ist die letzte Frage. Ab 46:12 min. Witziger fände ich die Frage, für welche Sendung er das überhaupt macht oder ob das zum Hobby wurde.

Vorspiel - "Orly"

Die so genannte Berliner Schule hat bei den meisten deutschen Kritikern ein Heimspiel. Spannender finde ich den Blick von außen. Und da mein Französisch, trotz Christian Ditters Debüt, keine Fortschritte gemacht hat, hat die angelsächsische Fachpresse leichtes Spiel, meine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Angela Schanelecs "Orly" wurde heute vom Screen International-Kritiker Dan Fainaru mehr angerissen, als besprochen. Anhänger würden begeistert sein, Gegner aber auch genügend Futter geliefert bekommen. Fainaru kritisiert Schanelecs unterkühlte Betrachtungsweise, die die Zuschauer auf Distanz halten würde. Im Gegenzug lobt er die Natürlichkeit ihrer Schauspieler. Und seine Behauptung, dass "Orly" keine Kartharsis enthalte, finde ich nur zu ironisch, weil es mir mit den meisten Screen International-Kritiken ganz ähnlich geht.

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