Montag, 12. Oktober 2009
Dt. Wochen: Projekt 30% - Eine halbe Polemik
schwanenmeister, 14:14h
Wenn man den Zahlen von InsideKino Glauben schenken will, wozu ich gelegentlich bereit bin, dann hatte der deutsche Film das letzte Mal einen dreißigprozentigen Marktanteil in den 1980er-Jahren. Genau genommen im Jahr 1985, als "Otto - Der Film" und Doris Dörries "Männer" die Charts rockten. Die drögen Achtziger waren schon ganz vom Würgegriff Hollywoods umschlungen. Steven Spielberg und George Lucas hatten in den Siebzigern die Weichen gestellt, in dem sie die Blockbustersaison erfanden. Der Neue Deutsche Film hatte beim einheimischen Zuschauer versagt. Nie wieder gingen so wenige Menschen ins Kino wie in den 1980er-Jahren. Und die übriggebliebenen Deutschen strömten alternativlos in die nächstbeste amerikanische Produktion, nur um ab und an Bernd Eichinger oder einem Volkskomiker einen Überraschungserfolg zu gönnen.
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schwanenmeister,
Montag, 12. Oktober 2009, 14:14
Und so ist es bis heute geblieben. Jedenfalls bis vor wenigen Jahren. Seitdem weht ein frischer Wind durch die Oberstübchen. Konstante Achtungserfolge, Oscarreigen und Fun-Patriotismus ermöglichten eine neue Denkhaltung: Bernd Eichinger schöpfte neue Kraft, der deutsche Filmförderungsfonds wurde eingerichtet, Babelsberg boomte, und die Berlinale etablierte sich als Sprungsbrett für deutsche Filme. Plötzlich spielten auch die Multiplexe mit. Und neben der alles dominierenden Constantin erwachte die steinalte Ufa zu neuem Leben.
Im Vergleich zum Rekordjahr 1985 ist der deutsche Film heute viel breiter aufgestellt: Von Kinderfilmen bis zum epischen Eventkino ist alles dabei. Der Erfolg verteilt sich nicht mehr nur auf zwei, sondern auf viele Schultern. Das aktuelle Kinojahr erinnert weniger an die Achtziger, ja, viel mehr an den Anfang der Siebziger, als Lederhosen- und Reportfilme in einer großen Zahl die Jahrescharts mitbestimmten. Etwa wie 1972, als der deutsche Marktanteil bei 32,7 Prozent lag und Filme wie "Und Jimmy ging zum Regenbogen", "Hausfrauen-Report" und der frivole "Schulmädchen-Report 3" für volle Kassen sorgten. Der entscheidende Unterschied zu heute waren die amerikanischen Produktionen, die ganz ähnliche Marktanteile wie die deutschen Filme einfuhren und sich der europäischen Übermacht aus Asterix & Obelix sowie Bud Spencer & Terence Hill geschlagen geben mussten.
Diese Zeiten will Hollywood nie wieder aufkommen lassen, auch wenn es aktuell nicht bei den Zuschauern, sondern bei der Finanzierung schwächelt. Studiochefs werden am laufenden Band gefeuert und neu eingestellt, Studios machen Pleite oder stehen kurz davor, die Spezialsektionen werden auf ein Minimum zurückgefahren, große Filmstarts wie der neue Scorsese werden nach hinten verschoben, da nicht genügend Kapital für die Marketingkampagne vorhanden ist. Und sowieso wird ein Großteil der Produktionen ins Ausland verlagert, wo es günstiger zu drehen ist, und es steuerliche Vorteile und Zuschüsse gibt. Wenn es in den letzten drei Jahrzehnten die Möglichkeit gegeben hätte, den Amis zuschauertechnisch ein Schnippchen zu schlagen und regelmäßig aus dem Kuchenkrümelsektor herauszukommen, dann ist das jetzt der Fall.
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Vielversprechende deutsche Kinostarts (2009):
- Das weiße Band (15.10.)
- Die Päpstin (22.10.)
- Liebe Mauer (19.11.)
- Tannöd (19.11.)
- Zweiohrküken (3.12.)
- 12 Meter ohne Kopf (10.12.)
- Lila, Lila (17.12.)
- Dinosaurier (24.12.)
- Soul Kitchen (25.12.)
Im Vergleich zum Rekordjahr 1985 ist der deutsche Film heute viel breiter aufgestellt: Von Kinderfilmen bis zum epischen Eventkino ist alles dabei. Der Erfolg verteilt sich nicht mehr nur auf zwei, sondern auf viele Schultern. Das aktuelle Kinojahr erinnert weniger an die Achtziger, ja, viel mehr an den Anfang der Siebziger, als Lederhosen- und Reportfilme in einer großen Zahl die Jahrescharts mitbestimmten. Etwa wie 1972, als der deutsche Marktanteil bei 32,7 Prozent lag und Filme wie "Und Jimmy ging zum Regenbogen", "Hausfrauen-Report" und der frivole "Schulmädchen-Report 3" für volle Kassen sorgten. Der entscheidende Unterschied zu heute waren die amerikanischen Produktionen, die ganz ähnliche Marktanteile wie die deutschen Filme einfuhren und sich der europäischen Übermacht aus Asterix & Obelix sowie Bud Spencer & Terence Hill geschlagen geben mussten.
Diese Zeiten will Hollywood nie wieder aufkommen lassen, auch wenn es aktuell nicht bei den Zuschauern, sondern bei der Finanzierung schwächelt. Studiochefs werden am laufenden Band gefeuert und neu eingestellt, Studios machen Pleite oder stehen kurz davor, die Spezialsektionen werden auf ein Minimum zurückgefahren, große Filmstarts wie der neue Scorsese werden nach hinten verschoben, da nicht genügend Kapital für die Marketingkampagne vorhanden ist. Und sowieso wird ein Großteil der Produktionen ins Ausland verlagert, wo es günstiger zu drehen ist, und es steuerliche Vorteile und Zuschüsse gibt. Wenn es in den letzten drei Jahrzehnten die Möglichkeit gegeben hätte, den Amis zuschauertechnisch ein Schnippchen zu schlagen und regelmäßig aus dem Kuchenkrümelsektor herauszukommen, dann ist das jetzt der Fall.
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Vielversprechende deutsche Kinostarts (2009):
- Das weiße Band (15.10.)
- Die Päpstin (22.10.)
- Liebe Mauer (19.11.)
- Tannöd (19.11.)
- Zweiohrküken (3.12.)
- 12 Meter ohne Kopf (10.12.)
- Lila, Lila (17.12.)
- Dinosaurier (24.12.)
- Soul Kitchen (25.12.)
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