Mittwoch, 7. Oktober 2009
Deutsche Wochen: Was kommt noch?
Als ich gestern im Kino zum ersten Mal den Teaser-Trailer zur Rat Pack-Produktion "Jerry Cotton" sah, musste ich schmunzeln: Aus Ultra-Low-Budget-Filmchen der 1960er-Jahre ist ein potentieller Blockbuster geworden. Und das allein in einer Zeitlupensequenz auszudrücken, in der zwei deutsche Schauspieler einen Weg entlang laufen, bis einer der beiden ins Straucheln gerät, nötigt mir Respekt ab. Mir scheint, als hätten die deutschen Produzenten endlich die Geheimrezeptur Hollywoods geknackt, die da lautet, größer, populärer und sexier als die Konkurrenz zu sein.

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"Männerherzen" zum Beispiel, der andere Christian Ulmen-Film der nächsten Zeit, sieht so aus, als hätte er sich das Wort 'Erfolg' auf die Stirn tätowieren lassen. Da ist nun überhaupt kein Unterschied mehr auszumachen, wenn man die Bilder mit aktuellen amerikanischen Beziehungskomödien und Romcoms vergleicht. Ob das so gut ist, ist eine andere Frage. Letztlich lautet die Devise doch: Erst einmal muss das eigene Publikum in die eigenen Filme rennen, dann wächst auch die Akzeptanz, spannendere Filme wie "Das weiße Band" oder "Soul Kitchen" zu einem Kinoereignis werden zu lassen.

Ich sah gestern weiter in der Vorschau den Trailer zu "Die Päpstin". Man mag vom Stoff halten, was man will, zumindest sieht das Ganze nach großen Kinobildern, nach Eventkino aus, das man nicht verpassen sollte. Mittlerweile glaube ich als ewiger Skeptiker auch da an einen achtvollen Zuschauererfolg. "Zweiohrküken" hat dagegen einen ganz grässlichen Kitsch-Trailer, wird aber die Kinos wie ein Gangbuster spielen, was auch ok ist. "Tannöd" mit Julia Jentsch sieht klasse aus und könnte nebenbei bemerkt auch ein ziemlich guter Film werden. Auf "Nanga Parbat" kann man sich freuen, wenn der Bergfilm, nach dem nur halbgeglückten "Nordwand", wieder richtig viele Zuschauer erreichen möge.

Und dann startet ja auch noch die Ufa Cinema-Reihe im kommenden Jahr durch, die sich vor allem darauf spezialisiert hat, die erfolgreichen deutschen Konzepte anderer Player erfolgreich kopieren zu wollen: ein "Wilde Kerle"-Ripoff namens "Die Teufelskicker", das Reiten der Kinderfilmwelle mit der Neuauflage von "Hanni und Nanni", dazu viele Romcoms und Bestseller-Verfilmungen wie "Dschungelkind" und "Der Medicus". Der seriöse deutsche Filmkritiker mag darüber den Kopf schütteln, sich über amphibische Produktionsungetüme aufregen, konstatieren, dass es immer schwieriger wird, kleine anspruchsvolle Filme zu drehen und in die Kinos zu bringen. Für Chartsexperten und Zahlenfetischisten indes sind das nun aufregende Wochen, die an erfolgreichere frühere Zeiten erinnern.

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