Dienstag, 22. September 2009
Hollywood Reporter feiert Akins "Soul Kitchen"
Ich gebe es sofort zu: Wenn es um deutsche Filme geht, lese ich lieber die amerikanische Fachpresse. Das hat sich über die Jahre so eingespielt. Texte von deutschen Kritikern zu deutschen Filmen sind in der Regel entweder kleinliche, ja, überkritische Verrisse, die aus jeder Pore Selbsthass schwitzen oder - noch schlimmer - rückgratlose, schulterklopfende Werbeschriften, die den Kollegen und Bekannten nicht wehtun wollen, es auf diese Weise aber gleich doppelt und dreifach tun. Dazwischen gibt es wenig. Wenn ich etwas anregendes über deutsche Filme erfahren will, dann lese ich die New York Times, Variety oder auch mal den Hollywood Reporter - gerade bei kommerzielleren Projekten. Denn auf Englisch klingt Geschwärme gleich viel cooler. ;)

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Am liebsten sind mir aktuell die Industriellen unter den amerikanischen Kritikern. Das klassische Feuilleton interessiert mich weniger. Es sind die tagtäglich hier schreienden Soldaten der Trade Press. Die Arbeitstiere, die die Festivals dieser Welt bereisen und meistens als erste die echten Entdeckungen machen dürfen. Neben Chefkritiker Kirk Honeycutt und Peter Brunette, der leider viel zu selten für den Hollywood Reporter schreibt, ist Ray Bennett die verlässlichste Kraft des Variety-Konkurrenzblatts. Mich interessiert es, wie er Werner Herzogs "Bad Lieutenant" findet (natürlich großartig) und ob er den neuen Andrea Arnold-Film mochte (er liebt ihn sogar). Und ich glaube, er war der Erste, noch vor Todd McCarthy von Variety, der letztes Jahr hemmungslos vom genialen "Two Lovers" schwärmte.

Und auch wenn Bennett Regisseur Fatih Akin mit einem "M" am Ende schreibt, sage ich: Der darf das mal, vor allem wenn seine Kritiken zu Akins Filmen mit so viel lockerleichtem Herzblut geschrieben sind. Für ihn ist "Soul Kitchen" ein genussvoller Rhythmuswechsel zu Akins schwereren, ernsteren Arbeiten wie "Auf der anderen Seite" und "Gegen die Wand". "It's all done with flair and a great deal of fun", schreibt er. "With brisk pacing, sharp ideas and eclectic music, Akim and cinematographer Rainer Klausmann make 'Soul Kitchen' a place for audiences to savor." Und er vergisst nicht, Moritz Bleibtreu, Birol Ünel und Anna Bederke aus dem insgesamt starken Cast gesondert hervozuheben.

Das wäre die tollste Kritik, die ich bisher zu "Soul Kitchen" gelesen habe, wenn da nicht Wesley Morris vom Boston Globe in Toronto gewesen wäre: "It's neither the work of transcendence that 'The Edge of Heaven' was nor the emotional Vesuvius that was 'Head On.' In fact, some of this new movie is pretty bad, but it has more true joy, passion, and youth on a scene-by-scene basis than any film I've seen here so far."

Links: - THR, - Ray Bennett, - Venedig, - Wesley Morris

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