Montag, 10. August 2009
Why so much hate, Tommies?
schwanenmeister, 13:38h
Ich weiß, ich weiß, zu viel Tarantino-Content! Aber erstens sind es nur noch wenige Tage, bis auch die Normalsterblichen "Inglourious Basterds" im Kino anschauen können. Zweitens ist Tarantino-Content besser als gar kein Content. Drittens habe ich ein wirklich bösartiges Guardian-Interview gefunden, das ausnahmsweise nicht die ewig gleichen Antworten bietet. Und viertens bin ich Fanboy und ist dieser Blog sowieso nur fadenscheinige Tarnung für einen eigentlichen Kultschrein.
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schwanenmeister,
Montag, 10. August 2009, 13:39
Sean O'Hagans Guardian-Artikel ist eine schonungslose Abrechnung, die ganz gut zwischen die anderen britischen Stimmen passt: Vom Daily Telegraph ("It’s not so much inglorious as undistinguished"), über Screen International ("The problem is that no one character runs through the entire time"), bis zu Sight & Sound und Total Film kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Briten, mit der löblichen Ausnahme des Empire Magazine, Tarantino abgeschworen haben. Es ist umso erstaunlicher, welche Aussagen O'Hagan aus dem Regisseur herausbekommen hat, wobei sich dieser meistens ziemlich genau überlegt, wo er was erzählt.
Link: - Guardian-Artikel
"What's really cool about Brad right now, is that the pretty boy is gone. He's a man now. He can bear the weight. He's like Robert Redford in 'Jeremiah Johnson'. Brad is at the zee-nith of his iconicness."Ok, dass Brad Pitt nicht nur ein bisschen wie Robert Redford aussieht, mit ähnlichen Vorwürfen zu kämpfen hatte und inzwischen ähnlich stark als Schauspieler gewachsen ist wie Redford in den 1970er-Jahren, ist klar. Den "Jermiah Johnson"-Vergleich finde ich trotzdem klasse, gerade weil Pitt die Tage so viele neue Bartmoden ausprobiert hat.
"I sat down to write a bunch-of-guys-on-a-mission movie and that happens, but it's closer to, say, the film of E.L. Doctorow's 'Ragtime' than it is to 'The Devil's Brigade'."Selbst gemachte Referenzpunkte sind fast immer wertvolle Seh-empfehlungen, vor allem, wenn man "Ragtime" und "Die Teufelsbrigade" noch nicht kennt. "Death Proof" verglich der dialoglastige Regisseur bereits nicht mit Car Chase-Movies oder Slasherfilmen, sondern mit Eugene O'Neals Pullitzer-Preis-Drama "Long Day's Journey into Night".
He tells at one point, outgrown Godard and discovered Joseph L. Mankiewicz, who wrote the screen version of 'Guys and Dolls', produced 'The Philadelphia Story', and won two consecutive Oscars for both screenplay and direction, for 'A Letter to Three Wives' and 'All About Eve'. "He could have held the script for 'All About Eve' up against every play ever written for the American stage and said, 'Suck my dick!' It's that good."Dass er von Godard nichts mehr wissen will und lieber Kritiken von Pauline Kael über Godard liest, hat er bereits in den Extras der "Reservoir Dogs"-DVD offenbart. Seine Liebe zu Joseph L. Mankiewicz hat er dagegen noch nicht ausgedrückt. Interessanterweise verwies darauf aber Todd McCarthy in seiner damaligen "Grindhouse"-Kritik. Er hatte in den Dialogen - zurecht - Qualitäten eines Mankiewicz-ähnlichen Typs erkannt.
"I never know what I'm going to do next, but I can tell you one thing, I don't intend to be away for a long time any more, especially when I'm thinking that I want to stop making movies when I reach 60. But I'm not ever going to make a film a year either, like Woody Allen does. And I'm not going to adapt anything ever again. I like the idea that it's all by me, that it starts with me and a blank piece of paper, and it ends with me and a movie. It didn't exist before me and it's all created by me, and it's all completely a product of my imagination."Tarantinos Meinungen sind nicht in Stein gehauen. Wer weiß, wie er sich fühlt, wenn er sechzig Jahre alt wird. Howard Hawks hat mit 63 Jahren "Rio Bravo" gedreht, mit 66 Jahren "Hatari", mit 68 Jahren "Man's Favorite Sport", mit 69 Jahren "Red Line 7000" und mit 70 Jahren vielleicht einen seiner schönsten Filme, "El Dorado". Wenn die 'Basterds' also nicht floppen, können wir recht bald wieder mit diesem Wirbel um einen neuen Tarantino-Film rechnen, auch wenn er sich sicherlich nicht noch mal so schnell die Cannes-Nummer geben wird. Und seine Gedanken zum originalen Material bringen vielleicht endlich alle Spekulationen zu Projekten wie dem "Faster Pussycat Kill Kill"-Remake mit Britney Spears, "Come Drink with Me" oder "The Girl with the Dragon Tattoo" zum Schweigen. Wenigstens nimmt seine Aussage etwaigen Remake-Spekulationen jede Glaubwürdigkeit. Eines der letzten Remakes, das Tarantino angedichtet wurde, war ein niederländischer Horrorfilm, der "Dood eind" heißt, was so viel bedeutet wie Sackgasse. Wollen wir hoffen, dass "Inglourious Basterds" nicht Tarantinos 'Dood eind' wird.
Link: - Guardian-Artikel
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