Dienstag, 9. Juni 2009
Kriegerische Zeiten für "Inglourious Basterds"
Erst das gespaltene Presseecho in Cannes, dann der Darstellerpreis für Christoph Waltz, nun neues Unheil: Sensationsbloggerin Nikki Finke berichtet von finanziellen Engpässen der Weinstein Company, dem Co-Produzenten von Tarantinos Weltkriegsepos "Inglourious Basterds". Wilde Spekulationen weisen auf ein nahes Ende (August) des jahrelang sehr erfolgreich laufenden Studios hin. Wer übernimmt dann die 30 Millionen Dollar teure Werbekampagne für den Kriegsfilm in den USA, fragt Finke scharfzüngig. Möglicherweise der andere Co-Produzent Universal, der ursprünglich nur die internationale Vermarktung übernehmen wollte? Für Finke ist der Fall klar: Es scheint so, als würde Harvey Weinstein mit "Inglourious Basterds" alles auf eine Karte setzen wollen. Er sammle sämtliche letzten Ressourcen, um noch einmal mächtig auf die Pauke zu hauen, um anschließend mit wehenden Fahnen unterzugehen. Ob der zweieinhalb stündige Gesprächsfilm mit weitgehend unbekannten internationalen Darstellern und jeder Menge untertitelter Originalsprache der richtige Kandidat für diese heldenmutige Selbstmordmission ist? Diese Frage stellt sich nicht mehr. Die Basterds scheinen das letzte Aufgebot der Weinsteins zu sein. Somit lastet auch ein immenser Druck auf Quentin Tarantino, gerade nach seinem grandiosen "Grindhouse"-Flop 2007. Umso gespannter darf man dem Kinostart am 21. August entgegenfiebern.

Update: Wenn man jetzt so mitliest, wie die Weinstein-Krise auch von den großen Blättern ausgeschlachtet wird, und tagtäglich neue Hiobsbotschaften veröffentlicht, ja, bereits Vorschläge unterbreitet werden, wo man "Inglourious Basterds" am besten um vierzig Minuten kürzen sollte, dann wünscht man sich die Zeiten zurück, als die breite Öffentlichkeit noch nicht mit diesem Gossip belästigt wurde. Als man noch an den Kiosk ging, um in der neuesten Cinema-Ausgabe zu erfahren, wie die Filme der kommenden Monate geworden sind. Das Waschen der schmutzigen Wäsche wird jetzt garantiert bis zum Kinostart gestreckt werden. Irgendwer hört irgendetwas von irgendwem, der im Produktionsprozess involviert ist und steckt es den Tratschtanten Nikki Finke und Anne Thompson. Die wiederum werden stündlich von den semipopulären Filmblogs CHUD.com und The Playlist auf neuen skandalträchtigen Content gescannt. Und einige Minuten später steht das Gleiche dann auch bei Slashfilm. Twitter hier, Twitter da: Und dann weiß es die ganze Welt.

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