Samstag, 23. Mai 2009
Cannes-tastisch 2009
schwanenmeister, 21:30h
Was wir dieses Jahr bei der Cannes-Berichterstattung gelernt haben:
… dass ich „Antichrist“, „Das weiße Band“, „Inglourious Basterds“ und „Un prophète“ aus dem Wettbewerb sehen muss, und dass ich weiterhin Lust habe auf „Thirst“, „Bright Star“, „Enter the Void“, Fish Tank“ und „Looking for Eric“.
… dass fast alle vom neuen Pixar-Film „Up“ schwärmten, ihn als Aufhänger für ihre Artikel gebrauchten, unbedingt die Ersten sein mussten, die ihn gesehen haben. Und dass sich ein paar Tage später beinahe niemand mehr an ihn erinnern konnte.
… dass die Stargeilheit der Bild-Zeitung so unzureichend befriedigt wurde, dass man erst so richtig in die Festivalberichterstattung eingriff, als ein niederländisches Filmteam nackt radelnd die Croisette entlangfuhr.
… dass Johnnie To lieber Alain Delon anstelle von Johnny Hallyday in „Vengeance“ besetzt hätte, dass aber auch Tarantino beinahe die Jurypräsidentin Isabelle Huppert in einer Rolle besetzt hätte, die später komplett herausgeschitten wurde.
… dass neben den Branchenblättern Damon Wise vom Empire Magazine und Richard & Mary Corliss vom Time Magazine den Goldenen Fleißigkeitspreis verdient hätten, den sich unter den deutschen Kollegen Milan Pavlovic (KSA) und Josef Lederle (Filmdienst) teilten.
… dass man die Wirtschaftskrise auch daran merken konnte, dass die New York Times nur einen der drei Chefkritiker regelmäßig aus Cannes berichten ließ. Und dass der arme Boston Globe gleich ganz zu Hause bleiben musste.
… dass eine der heimlichen Heldinnen beispielsweise Charlotte Gainsbourg hieß, die so viel Ruhe, Gelassenheit und Schönheit ausstrahlte, dass man die geifernden Journalisten auf der „Antichrist“-Pressekonferenz gleich noch weniger nachvollziehen konnte. Dass der gesundheitlich schwer angeschlagene Roger Ebert ein weiterer Held war, weil er es sich nicht nehmen ließ, aus Cannes zu bloggen. Und dass ich als Helden den französischen PK-Leiter ausgemacht habe, der ein bisschen aussah, als würde Ben Kingsley in einem Jean-Pierre Jeunet-Film mitspielen. Und nicht zu vergessen der leidenschaftliche Drehbuchschreiber von „Looking for Eric“, der mit seinen paar Sätzen Fußballphilosophie für Fortgeschrittene zu Tränen rührte.
… dass das schwächste Geschreibsel regelmäßig im Stern-Filmtagebuch von statten ging, und dass der Cannes Competition Blog von Screen Daily mit dem Namen Fionnuala Halligan regelmäßig für Unruhe sorgte. Man musste diesen Vornamen so häufig nachschauen, dass man es letztlich bleiben ließ, überhaupt daraus Zitate zu bringen.
… dass auch in Cannes Twittern der neue heiße Scheiß war, den die großen Dienste wie Reuters, THR oder Variety inzwischen professionalisiert hatten. Und dass Alex Billington von FirstShowing.net trotzdem häufig der Schnellste war, weil er immer schrieb, bevor er umfangreichere Texte veröffentlicht hatte.
… dass The Hollywood Reporter zum ersten Mal einminütige Video Reviews anbot, die den Daumen nach oben oder nach unten schnellen ließen. Und dass eben jeder Hollywood Reporter so stolz auf seinen plumpen „Inglourious Basterds“-Verriss war, dass er diesen bis zum Ende des Festivals an der Spitze seiner Berichterstattung stehen ließ. Und dass auch die Video Blogs von Total Film und Empire Magazine nur so lange unterhaltsam waren, bis es bei den Filmen um etwas ging.
… dass die deutschen Kritiker sich nicht mit Ruhm bekleckerten, Cargo Film den einzigen mir bekannten Twitter-Service blattfremder Journalisten anbot, während die gesamte Mannschaft überhaupt nur zwei Mal aus dem Winterschlaf erwachte, nämlich als es um die populärsten Brocken, um „Antichrist“ und „Inglourious Basterds“, ging. Da schaffte man es, innerhalb weniger Stunden Texte online zu stellen, für die man bei anderen Wettbewerbsfilme mehrere Tage brauchte. Rüdiger Suchsland fand spät zur richtigen Form, Tobias Kniebe fiel nur durch die „Antichrist“-Verteidigung auf. Und Michael Althen war wohl gar nicht angereist.
… dass die offizielle Cannes-Homepage eine Wonne war, wundervolle Pressekonferenzen bereit hielt (Lars von Trier als Fassbinder-Kinski), mit Presseheften und Fotos eindeckte, sogar Einblick in frühere Jahrgänge gewährte. Dass aber nirgendwo die vom Spiegel versprochenen ersten fünf Minuten der Wettbewerbsfilme zu sehen waren.
… dass dieser Satz Tarantino hoch anzurechnen ist, auch wenn ich am IB-Premierentag meinen endgültigen Frieden mit dem Film gemacht hatte: „I look at Death Proof and realize I had too much time.” Und dass Tom Tykwer ab jetzt nur noch Tom Twyker gerufen werden soll.
… dass ich „Antichrist“, „Das weiße Band“, „Inglourious Basterds“ und „Un prophète“ aus dem Wettbewerb sehen muss, und dass ich weiterhin Lust habe auf „Thirst“, „Bright Star“, „Enter the Void“, Fish Tank“ und „Looking for Eric“.
… dass fast alle vom neuen Pixar-Film „Up“ schwärmten, ihn als Aufhänger für ihre Artikel gebrauchten, unbedingt die Ersten sein mussten, die ihn gesehen haben. Und dass sich ein paar Tage später beinahe niemand mehr an ihn erinnern konnte.
… dass die Stargeilheit der Bild-Zeitung so unzureichend befriedigt wurde, dass man erst so richtig in die Festivalberichterstattung eingriff, als ein niederländisches Filmteam nackt radelnd die Croisette entlangfuhr.
… dass Johnnie To lieber Alain Delon anstelle von Johnny Hallyday in „Vengeance“ besetzt hätte, dass aber auch Tarantino beinahe die Jurypräsidentin Isabelle Huppert in einer Rolle besetzt hätte, die später komplett herausgeschitten wurde.
… dass neben den Branchenblättern Damon Wise vom Empire Magazine und Richard & Mary Corliss vom Time Magazine den Goldenen Fleißigkeitspreis verdient hätten, den sich unter den deutschen Kollegen Milan Pavlovic (KSA) und Josef Lederle (Filmdienst) teilten.
… dass man die Wirtschaftskrise auch daran merken konnte, dass die New York Times nur einen der drei Chefkritiker regelmäßig aus Cannes berichten ließ. Und dass der arme Boston Globe gleich ganz zu Hause bleiben musste.
… dass eine der heimlichen Heldinnen beispielsweise Charlotte Gainsbourg hieß, die so viel Ruhe, Gelassenheit und Schönheit ausstrahlte, dass man die geifernden Journalisten auf der „Antichrist“-Pressekonferenz gleich noch weniger nachvollziehen konnte. Dass der gesundheitlich schwer angeschlagene Roger Ebert ein weiterer Held war, weil er es sich nicht nehmen ließ, aus Cannes zu bloggen. Und dass ich als Helden den französischen PK-Leiter ausgemacht habe, der ein bisschen aussah, als würde Ben Kingsley in einem Jean-Pierre Jeunet-Film mitspielen. Und nicht zu vergessen der leidenschaftliche Drehbuchschreiber von „Looking for Eric“, der mit seinen paar Sätzen Fußballphilosophie für Fortgeschrittene zu Tränen rührte.
… dass das schwächste Geschreibsel regelmäßig im Stern-Filmtagebuch von statten ging, und dass der Cannes Competition Blog von Screen Daily mit dem Namen Fionnuala Halligan regelmäßig für Unruhe sorgte. Man musste diesen Vornamen so häufig nachschauen, dass man es letztlich bleiben ließ, überhaupt daraus Zitate zu bringen.
… dass auch in Cannes Twittern der neue heiße Scheiß war, den die großen Dienste wie Reuters, THR oder Variety inzwischen professionalisiert hatten. Und dass Alex Billington von FirstShowing.net trotzdem häufig der Schnellste war, weil er immer schrieb, bevor er umfangreichere Texte veröffentlicht hatte.
… dass The Hollywood Reporter zum ersten Mal einminütige Video Reviews anbot, die den Daumen nach oben oder nach unten schnellen ließen. Und dass eben jeder Hollywood Reporter so stolz auf seinen plumpen „Inglourious Basterds“-Verriss war, dass er diesen bis zum Ende des Festivals an der Spitze seiner Berichterstattung stehen ließ. Und dass auch die Video Blogs von Total Film und Empire Magazine nur so lange unterhaltsam waren, bis es bei den Filmen um etwas ging.
… dass die deutschen Kritiker sich nicht mit Ruhm bekleckerten, Cargo Film den einzigen mir bekannten Twitter-Service blattfremder Journalisten anbot, während die gesamte Mannschaft überhaupt nur zwei Mal aus dem Winterschlaf erwachte, nämlich als es um die populärsten Brocken, um „Antichrist“ und „Inglourious Basterds“, ging. Da schaffte man es, innerhalb weniger Stunden Texte online zu stellen, für die man bei anderen Wettbewerbsfilme mehrere Tage brauchte. Rüdiger Suchsland fand spät zur richtigen Form, Tobias Kniebe fiel nur durch die „Antichrist“-Verteidigung auf. Und Michael Althen war wohl gar nicht angereist.
… dass die offizielle Cannes-Homepage eine Wonne war, wundervolle Pressekonferenzen bereit hielt (Lars von Trier als Fassbinder-Kinski), mit Presseheften und Fotos eindeckte, sogar Einblick in frühere Jahrgänge gewährte. Dass aber nirgendwo die vom Spiegel versprochenen ersten fünf Minuten der Wettbewerbsfilme zu sehen waren.
… dass dieser Satz Tarantino hoch anzurechnen ist, auch wenn ich am IB-Premierentag meinen endgültigen Frieden mit dem Film gemacht hatte: „I look at Death Proof and realize I had too much time.” Und dass Tom Tykwer ab jetzt nur noch Tom Twyker gerufen werden soll.
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