Dienstag, 19. Mai 2009
Cannes-Ticker: 19. Mai
20.22 Uhr
Es braut sich zusammen: Total Film zählt im Twitter-Account die Minuten bis zur morgigen Premiere. Daniel Brühl erschrak, als er sein Konterfei nicht neben Brad Pitt, Diane Kruger und Melanie Laurent auf den riesigen Poster der Croisette entdecken konnte. Er dachte, seine Hauptrolle wäre vielleicht komplett rausgeschnitten worden. Tarantino konnte ihn noch mehr oder weniger beruhigen. Und Angst ist ein gutes Stichwort, weil scheinbar niemand außer Tarantino den Film bisher sehen durfte. Es droht der absolute Supergau: Meisterwerk oder Totalverriss. Aber worauf man sich verlassen kann: Die Presse wird davon in allen Einzelheiten berichten. Um 8.30 Uhr starten die Vorführungen, einige Minuten danach werden bereits die Ersten aus dem Palais heraus in die Welt twittern. Variety, Screen Daily und Hollywood Reporter werden sich um die ersten offiziellen Kritiken kloppen, die windigen Briten werden versuchen ein Wort mitzusprechen. Und im Gegensatz zum gewöhnlichen Festivalalltag werden - da bin ich mir sicher - auch die deutschen Medien einmal recht fix sein. Wenn's einen Skandal gibt, wird schnell gekrochen, siehe Lars von Triers "Antichrist". Schließlich geht es dann um die Lieblingsthemen der Nation, nämlich Hitler & Co.

15.47 Uhr
Die "Taking Woodstock"-Pressekonferenz nachgeholt. Auch nicht schlecht. Sogar so sympathisch, dass es mir fast ein bisschen leid tut, einfach mit auf den negativen Buzz-Zug aufgesprungen zu sein. Allgemein gilt für mich: Die Pressekonferenzen müssen auf Englisch sein. Simultandolmetscher killen ansonsten jeglichen Humor.
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Oder die Pressekonferenz zu "Looking for Eric": Diese Interviewsessions machen mehr Spaß auf die Filme, als dass das die Trailer jemals könnten. Zu viele Fragen für Eric Cantona, aber dafür wundervoll leidenschaftliche Antworten des Drehbuchschreibers zum Thema Fußball.

14.03 Uhr
Die jetzt schon unterhaltsamste Pressekonferenz des gesamten Festivals hat natürlich Lars von Trier hingelegt. Das schreibe ich trotz Superlativ-Phobie und obwohl ich in nur wenige Pressekonferenzen reingeschaut habe. Vom Schlapphut tragenden, selbst ernannten besten Regisseur der Welt erfährt man wenig, zumindest dass Anders Thomas Jensen am Entwurf des Films beteiligt war und dass von Trier sehr witzig sein kann, wenn man ihn in die Enge treiben will. Und man bekommt Lust auf die möglicherweise vielen anderen einprägsamen Pressekonferenzen in der Festivalgeschichte: Fassbinder in irgendeiner Form würde ich jetzt gerne schauen. Teilweise bietet das Archiv der offiziellen Seite auch Ausschnitte, nur meistens zu Filmen, wo sie einen nicht interessieren.
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Tom Tykwer heißt nun offiziell Tom Twyker. Und er ist auch nicht mehr deutscher Regisseur, sondern 'German Dialogue Translator', wenn man nach den Credits des inzwischen auch englischsprachig erschienen Press Kit zu "Inglourious Basterds" gehen darf.
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Merke: Mehr Filme mit Charlotte Gainsbourg schauen!

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