Mittwoch, 6. Mai 2009
Cannes-Kandidaten Vol. IX: "Antichrist" von Lars von Trier
Aus Prinzip nicht das Bild gewählt, das alle gewählt haben, um den neuen Lars von Trier-Film vorzustellen: Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe im leidenschaftlichen Sex verbunden auf dem Leichenhaufen, sondern lieber deutsche Romantik im Spätherbst. Ty Burrs Azubi beim Boston Globe, Wesley Morris, fragte nett ketzerisch, ob sich ein offizieller Lars von Trier-Horrofilm überhaupt von seinen regulären Filmen unterscheiden würde. Eines ist klar: Von Triers letzter aufsehenerregender Film "Dogville" ist ein paar Jährchen her. Und es wäre mal wieder Zeit für einen Paukenschlag. Den Trailer mit Gänsehautgarantie gibt es beispielsweise bei kino-zeit.de: erinnert an den australischen Suspense-Thriller "Long Weekend". Ich freue mich drauf!

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"So it's one good-looking, publicity-grabbing provocation, with an overlay of pseudo-Christian allegory thrown in to deflect a reasonable person's accusations of misogyny. As a kicker, the director dedicates the picture to the memory of the great Russian filmmaker Andrei Tarkovsky -- a final flip of the bird to the Cannes audience." (Liza Schwarzbaum, EW)
"Visually gorgeous to a fault and teeming with grandiose if often fascinating ideas that overwhelm the modest story that serves as their vehicle, this may be the least artistically successful film von Trier has ever made." (Peter Brunette, THR)
"Später sieht man einen erigierten Penis, aus dem Blut statt Ejakulat spritzt, noch später ein Close-up, in dem sich die Frau die Klitoris mit einer stumpfen Schere abschneidet. Alle Zeichen stehen auf Schock." (Christina Nord, taz)
"Von Triers neuer Film ist ein extrem schwerverdauliches, aber grandioses und sehr bildgewaltiges Meisterwerk (Kamera von "Slumdog Millionär"-Cinematograf Anthony Dod Mantle), das gute Chancen auf die Goldene Palme haben sollte, selbst wenn sich der Applaus der Journalisten die Waage mit den Buhrufen hielt." (Andreas Borcholte, Spiegel Online)
"Lars von Trier cuts a big fat art-film fart with 'Antichrist.' As if deliberately courting critical abuse, the Danish bad boy densely packs this theological-psychological horror opus with grotesque, self-consciously provocative images that might have impressed even Hieronymus Bosch, as the director pursues personal demons of sexual, religious and esoteric bodily harm, as well as feelings about women that must be a comfort to those closest to him." (Todd McCarthy, Variety)
"Natürlich ist der Schockmoment gewaltig, wenn der malträtierte Penis nur noch Blut spritzt und die Frau sich selber die Genitalien beschneidet. Doch die Figuren haben sich längst zu weit vom Publikum entfernt, als dass die Schläge und Schnitte unter der Gürtellinie noch eine wirklich nachhaltige Wirkung erzielen könnten." (Harald Pauli, Focus)
"By the time the animatronic fox warns the understandably baffled-looking Mr. Dafoe that 'chaos reigns,' it’s clear we’re not in Kansas anymore or even a serious movie. Chaos reigns, if not narrative sense, but I would be lying if I didn’t admit that this impossible movie kept me hooked from start to finish." (Manohla Dargis, NY Times)
"Was der Regisseur da macht, ist verkünstlerischtes, aufgeblähtes Genrekino, das mehr sein will als Genre, und das seine beiden furchtlosen Hauptdarsteller, Willem Dafoe und Charlotte Gainsbourg, ohne guten Grund in einer schauspielerischen Tour de force verheizt. Einzig, dass Lars von Trier nicht mehr Kreidestriche auf den Studioboden zieht und in diesen Kästchen Text aufsagen lässt wie in Dogville und Manderley, ist unbedingt zu begrüßen." (Verena Lueken, FAZ)
"Lars van Triers Welt ist ein seltsames Gebilde aus Obsessionen und Paranoia, aber er schildert sie in faszinierenden Bildsequenzen und Tonmontagen." (Ulrich Gregor, Welt)
"Darf sich ein Filmemacher so vollständig seinen Ängsten und Obsessionen hingeben? Darf er versuchen, auch sein Publikum damit zu infizieren, fremden Menschen ein Stück ihrer geistigen Gesundheit zu rauben, um ein Stück der eigenen zu retten? Wer weiß ... Eine kurze Antwort ist hier dann leider doch noch nicht zu haben - aber im Augenblick fühlt es sich seltsam befriedigend an, Teil dieses sehr intimen Austauschs gewesen zu sein." (Tobias Kniebe, Süddeutsche)

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