Dienstag, 5. Mai 2009
Cannes-Kandidaten Vol. VIII: "Inglourious Basterds" von Quentin Tarantino
"Death Proof" hat Tarantino angreifbar gemacht. Der Druck hat sich verdoppelt. Jetzt muss er nicht mehr allein dem eigenen Ego Rechenschaft ablegen, sondern auch den Menschen, die seine Filme finanzieren. Ob das "Inglourious Basterds" besser gemacht hat, werden wir sehen. Dass es aber das Projekt insgesamt spannender werden lässt, ist klar. Es steht mehr auf dem Spiel, als dass der Meister versuchen wird, sich selbst zu übertreffen. Sein Ruf ist angekratzt. Wird er sich wieder hinter endlosen Dialogen und der Filmgeschichte verstecken, oder zeigt er den Zuschauern etwas Neues?

Eigentlich ist völlig egal, wie positiv oder negativ die Kritiker in Cannes auf das Weltkriegsepos reagieren werden. "Grindhouse" brachte Tarantino die mit besten Kritiken seiner Karriere. Wichtiger ist, ob die Zuschauer Mitte August wieder in die Kinos strömen werden. Indes freue ich mich neben der Filmerfahrung ganz besonders auf die unzähligen Interviews und kleinen Filmlektionen am Rande, auf Monologe über Leni Riefenstahl, Lilian Harvey und Marlene Dietrich. Tarantino meinte einmal, wenn er sein Mojo verschossen hätte, würde er das Filmemachen einstellen und nur noch als verrückter, alter Mann ein kleines Kino betreiben wollen, wo er täglich seine unzähligen Lieblingsfilme spielen würde. Ich wäre sofort da. Aber noch ist dieser Tag nicht gekommen! Noch soll er weiter geniale Filme drehen! Und wenn die Amis ihn nicht mehr wollen, werden ihn die Europäer mit Kusshand nehmen.

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Die Guten:
"Inglourious Basterds is a violent fairy tale, an increasingly entertaining fantasia in which the history of World War II is wildly reimagined so that the cinema can play the decisive role in destroying the Third Reich. Quentin Tarantino's long-gestating war saga invests a long-simmering revenge plot with reworkings of innumerable genre conventions, but only fully finds its tonal footing about halfway through, after which it's off to the races. By turns surprising, nutty, windy, audacious and a bit caught up in its own cleverness, the picture is a completely distinctive piece of American pop art with a strong Euro flavor that's new for the director." (Todd McCarthy, Variety)
"Und, tatsächlich, Inglorious Basterds ist eine handfeste Überraschung. Kein pures amerikanisches Genre-Kino, sondern ein durchaus ernsthafter, dialogstarker Autorenfilm. Eine fette Enttäuschung also für die, die sich entweder mehr Komik-Kapriolen oder mehr Gewalt oder gleich beides gewünscht hatten. Und für die anderen ein Beweis für die Vitalität eines noch immer oder jetzt erst auf neue Weise visionären Regisseurs." (Jan Schulz-Ojala, Tagesspiegel)
"But I want to say this: not only wasn't I disappointed, I was a thousand per cent entertained, which, having read the script and knowing all its surprises, was wonderful in itself. If you don't subscribe to the cult of QT, it may not convert you, but if you loved the first four films and think his jones for trashy movies took him just a step too far down a self-referential cul-de-sac with Grindhouse, this one's for you. It's an adult fairytale with blood and guts, but most of all it's a masterful ride, like a lift from Stuntman Mike that leaves you shaken, stirred but feeling very, very glad to be alive." (Damon Wise, Empire)
"Tarantino's Inglourious Basterds: Is it anything more than an exercise in style? Love the Nazis." (Liza Schwarzbaum, EW)
"Sagen wir es mal so: Wäre die Weltgeschichte so abgelaufen wie in Inglourious Basterds, dann hätte es Bernd Eichingers/Oliver Hirschbiegels Untergang nie gegeben. Und das ist ein weiterer Grund mehr, Tarantinos Film zu schätzen." (Milan Pavlovic, KSA)
"Auf jeden Fall manifestiert sich in Inglourious Basterds ein Einschnitt in der Behandlung des Dritten Reichs durch das Kino. Die Nazis sind kein lastender Schatten der Vergangenheit mehr, aus ihnen ist Genre-Spielmaterial geworden, so wie Dschingis Khan oder King Kong oder Winnetou." (Hanns-Georg Rodek, Welt)

Die Schlechten:
"The film is by no means terrible -- its running time of two hours and 32 minutes races by -- but those things we think of as being Tarantino-esque, the long stretches of wickedly funny dialogue, the humor in the violence and outsized characters strutting across the screen, are largely missing." (Kirk Honeycutt, THR)
"The problem is that no one character or set of characters runs through the entire two-and-a-half hour running time, and, with some of the scenes running up to half an hour each, the thread of the drama is left disjointed and the focus ever-changing." (John Goodridge, SD)
"Sein Film allerdings war dann doch eine Enttäuschung, über weite Strecken jedenfalls." (Verena Lueken, FAZ)
"Als Zuschauer ist es ein bisschen so, als ob man Little Quentin in seinen Sandkasten setzt und mit seinen Genrekino-Spielsachen werkeln lässt und dann nach guten zwei Stunden meint, 'so Quentin, nett war´s, jetzt sammeln wir die Teile wieder ein und gehen nach Hause.'" (Harald Pauli, Focus)
"Despite the injection of content from a variety of directions, Basterds lacks the crackly excitement of Tarantino’s other efforts, mainly because he can’t seem to tie the whole package together." (Eric Kohn, indieWIRE)

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