Montag, 9. März 2009
Cannes-tastisch
schwanenmeister, 01:11h
(Geschrieben am 26.05.2008)
Was wir dieses Jahr bei der Berichterstattung über die Filmfestspiele von Cannes gelernt haben:
... dass die Deutschen lieber gar keinen Film für den offiziellen Wettbewerb einreichen sollten, wenn nur ein Alterswerk von Wim Wenders zur Verfügung steht. O-Ton des redseligen Nestbeschmutzers Rüdiger Suchsland (artechock): "Höhnisches Gelächter kommentierte sarkastisch einzelne Dialoge, und am Ende der Pressevorführung von Wim Wenders' neuem Film 'Palermo Shooting', der seine offizielle Premiere am Samstagabend im Wettbewerb von Cannes erlebt, rührte sich kaum eine Hand zum Applaus, stattdessen gab es ein Buhkonzert." Dabei lief doch in der angesehenen Nebenreihe 'Un certain regard' der neue Andreas Dresen Film "Wolke 9" über Sex im hohen Alter mit sehr guten Kritiken.
... dass Tarantino gerade Paul Mazursky wieder entdeckt, immer noch am Weltkriegsepos "Inglorious Bastards" arbeitet, sowieso eine der besten Soundtracksammlungen Amerikas hat, und seine Masterclass mit dem französischen Filmkritiker Michel Ciment hauptsächlich alte Gerichte aufwärmte, welche trotzdem eines der Highlights des diesjährigen Festivals waren.
... dass zum Schluss ein Film die Goldene Palme gewann, von dem man überhaupt nichts gelesen und gehört hatte. "Entre les murs" hatte seine Premiere am Tag vor der Preisvergabe, als alle Journalisten bereits ihr Fazit zusammengestellt hatten. Pech gehabt!
... dass das italienische Kino zurück ist? Zumindest ging der Große Preis der Jury an den Anti-Mafia-Film "Gomorra" und der kleine an "Il divo", den das Branchenblatt Variety als Meisterwerk feiert. Gut, das sind keine neuen Di Leos oder Fulcis, aber – so klingt es – vielleicht neue Rosis und Petris.
... dass ich folgende Filme als Empfehlungen in mein Buch geschrieben habe: "Waltz with Bashir", "Changeling" und "Two Lovers".
... dass Variety-Chefkritiker Todd McCarthy am Indy-Sonntag um die Mittagszeit der schnellste war, dann der Empire-Schnellschuss* und Glenn Kenny folgten und die deutschen Medien erst am Abend nachzogen. Na ja, und dass sie mich alle nicht auf die Enttäuschung vorbereiten konnten, die ich ein paar Tage später im Kinosaal erleben sollte, weil keiner wirklich aussprechen wollte, was offensichtlich war, und man sich lieber auf Zitateraten und kleine Highlights konzentrierte.
... dass ich einfach gerne Manohla Dargis' Stimme im New York Times-Podcast höre, auch wenn sie nicht gerade von den spannendsten Filmen aller Zeiten erzählt. Immerhin konnte sie mir ein bisschen Lust auf den neuen Woody Allen machen.
… dass ich so gut wie keine deutschsprachigen Texte gelesen habe (mit unregelmäßiger Ausnahme von Rüdiger Suchslands Artechock-Blog), weil sie immer viel zu spät veröffentlicht wurden. GreenCine hat angelaufen.de schon lange den Rang abgelaufen, die aktuellsten und umfassendste Zusammenfassung des Festivals zu sein. Na gut, GreenCine war wohl immer schon besser und umfassender, habe sie aber erst dieses Jahr richtig schätzen gelernt.
* = In der provisorischen Kritik von Damon Wise tauchte ein Vergleich auf, der es später nicht in den offiziellen Text schaffte. Angeblich hätten sich danach Spielberg und Lucas bei Fritz Langs 1950er-Jahre Abenteuerfilmen "Der Tiger von Eschnapur" und "Das indische Grabmal" bedient. Nachdem ich Indy gesehen habe, darf ich Damon Wise dafür als größten Schümmel-vom-Lümmel-Schüttler des Festivals bezeichnen.
Was wir dieses Jahr bei der Berichterstattung über die Filmfestspiele von Cannes gelernt haben:
... dass die Deutschen lieber gar keinen Film für den offiziellen Wettbewerb einreichen sollten, wenn nur ein Alterswerk von Wim Wenders zur Verfügung steht. O-Ton des redseligen Nestbeschmutzers Rüdiger Suchsland (artechock): "Höhnisches Gelächter kommentierte sarkastisch einzelne Dialoge, und am Ende der Pressevorführung von Wim Wenders' neuem Film 'Palermo Shooting', der seine offizielle Premiere am Samstagabend im Wettbewerb von Cannes erlebt, rührte sich kaum eine Hand zum Applaus, stattdessen gab es ein Buhkonzert." Dabei lief doch in der angesehenen Nebenreihe 'Un certain regard' der neue Andreas Dresen Film "Wolke 9" über Sex im hohen Alter mit sehr guten Kritiken.
... dass Tarantino gerade Paul Mazursky wieder entdeckt, immer noch am Weltkriegsepos "Inglorious Bastards" arbeitet, sowieso eine der besten Soundtracksammlungen Amerikas hat, und seine Masterclass mit dem französischen Filmkritiker Michel Ciment hauptsächlich alte Gerichte aufwärmte, welche trotzdem eines der Highlights des diesjährigen Festivals waren.
... dass zum Schluss ein Film die Goldene Palme gewann, von dem man überhaupt nichts gelesen und gehört hatte. "Entre les murs" hatte seine Premiere am Tag vor der Preisvergabe, als alle Journalisten bereits ihr Fazit zusammengestellt hatten. Pech gehabt!
... dass das italienische Kino zurück ist? Zumindest ging der Große Preis der Jury an den Anti-Mafia-Film "Gomorra" und der kleine an "Il divo", den das Branchenblatt Variety als Meisterwerk feiert. Gut, das sind keine neuen Di Leos oder Fulcis, aber – so klingt es – vielleicht neue Rosis und Petris.
... dass ich folgende Filme als Empfehlungen in mein Buch geschrieben habe: "Waltz with Bashir", "Changeling" und "Two Lovers".
... dass Variety-Chefkritiker Todd McCarthy am Indy-Sonntag um die Mittagszeit der schnellste war, dann der Empire-Schnellschuss* und Glenn Kenny folgten und die deutschen Medien erst am Abend nachzogen. Na ja, und dass sie mich alle nicht auf die Enttäuschung vorbereiten konnten, die ich ein paar Tage später im Kinosaal erleben sollte, weil keiner wirklich aussprechen wollte, was offensichtlich war, und man sich lieber auf Zitateraten und kleine Highlights konzentrierte.
... dass ich einfach gerne Manohla Dargis' Stimme im New York Times-Podcast höre, auch wenn sie nicht gerade von den spannendsten Filmen aller Zeiten erzählt. Immerhin konnte sie mir ein bisschen Lust auf den neuen Woody Allen machen.
… dass ich so gut wie keine deutschsprachigen Texte gelesen habe (mit unregelmäßiger Ausnahme von Rüdiger Suchslands Artechock-Blog), weil sie immer viel zu spät veröffentlicht wurden. GreenCine hat angelaufen.de schon lange den Rang abgelaufen, die aktuellsten und umfassendste Zusammenfassung des Festivals zu sein. Na gut, GreenCine war wohl immer schon besser und umfassender, habe sie aber erst dieses Jahr richtig schätzen gelernt.
* = In der provisorischen Kritik von Damon Wise tauchte ein Vergleich auf, der es später nicht in den offiziellen Text schaffte. Angeblich hätten sich danach Spielberg und Lucas bei Fritz Langs 1950er-Jahre Abenteuerfilmen "Der Tiger von Eschnapur" und "Das indische Grabmal" bedient. Nachdem ich Indy gesehen habe, darf ich Damon Wise dafür als größten Schümmel-vom-Lümmel-Schüttler des Festivals bezeichnen.
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