Donnerstag, 12. Juli 2018
Chatrians deutscher Filmgeschmack in Locarno

Carlo Chatrian | © Locarno Festival, Michela Di Savino
Was für einen deutschen Filmgeschmack hat der künftige Berlinale-Chef Carlo Chatrian? Das am Mittwoch veröffentlichte Locarno-Programm gibt einen Einblick.

Wer ist eigentlich dieser Carlo Chatrian, der ab 2020 die Berlinale künstlerisch leiten wird? Wie wird sein Programm ausschauen? Und was für Vorlieben hat er bei deutschen Filmen? Ob er mit der Hauptstadtpresse zurechtkommen und genügend Stars auf den roten Teppich locken wird, bleibt abzuwarten. Aber da am Mittwoch sein letztes Festivalprogramm für Locarno veröffentlicht wurde, lohnt ein Blick auf die drei ausgewählten deutschen Beiträge in den drei wichtigsten Reihen. Geben sie bereits einen Hinweis darauf, welche Art von deutschem Film er für den internationalen Wettbewerb in Berlin bevorzugen wird? Schließlich sagte Chatrian in seinem ersten großen Interview nach seiner Ernennung am 22. Juni gegenüber dem Hollywood Reporter: „Es gibt ein Bedürfnis, neue Stimmen im deutschen Kino zu finden.“
Jan Bonnys NSU-Aufarbeitung „Wintermärchen“
Für Locarno 2018 hat er zum Beispiel für die wichtigste Reihe, den internationalen Wettbewerb, Jan Bonnys Film „Wintermärchen“ gefunden. Bonnys vorangegangener Kinofilm „Gegenüber“ ist über zehn Jahre her. Dazwischen drehte er einen Tatort und zwei Polizeirufe. In kleinen Cineastenkreisen sorgte sein TV-Film „Über Barbarossaplatz“ aus dem Jahr 2016 für Aufsehen. Sein neues Werk „Wintermärchen“ klingt nach dem ARD-Dreiteiler und Fatih Akins Drama „Aus dem Nichts“ wie die nächste Aufarbeitung der NSU-Morde: Drei junge Rechtsextremisten gehen in den Untergrund. Die Newcomer Thomas Schubert, Ricarda Seifried und Jean-Luc Bubert spielen sie. Interessant ist die Produktionsfirma Heimatfilm. Geschäftsführerin Bettina Brokemper mag mutige und andere Filme wie Nicolette Krebitz' Selbstfindungsdrama „Wild“, das in Sundance seine Weltpremiere feierte. Das ist insofern eine aufregende Wahl, weil Bonny bislang nur wenige auf dem Zettel haben.

Der zweite deutsche Film, „Was uns nicht umbringt“, läuft in der Reihe Piazza Grande. Die neue Komödie von Sandra Nettelbeck klingt so, als sei sie für ein größere Publikum gemacht: Ein Psychotherapeut, der mit besonders außergewöhnlichen Fällen fertig werden muss und sich auch noch in eine seiner Patientinnen verliebt. Nettelbeck galt seit „Bella Martha“ im Jahr 2001 als Regiewunder und wurde von Hollywood abgeworben. Richtig glücklich machten sie die US-Produktionen aber nicht. Zurück in die deutsche Filmindustrie fand sie mit den beiden Drehbucharbeiten „Ich bin dann mal weg“ und „Hanni & Nanni: Mehr als beste Freunde“. Eventuell schafft der neue Film den Spagat zwischen Anspruch und Unterhaltung. Zu wünschen wäre es ihr, dass sie die erzählerische Leichtigkeit ihrer Anfangstage zurückgewinnt.
Auch Trobischs „Alles ist gut“ in Locarno
Und als letztes hat Chatrian Fingerspitzengefühl bewiesen: In der Reihe Concorso Cineasti del presente, die in etwa der wichtigen Cannes-Nachwuchsreihe Un Certain Regard gleichsteht, läuft in Locarno „Alles ist gut“. Eva Trobischs Werk kommt in die Schweiz mit einem Ruf wie Donnerhall: Nicht nur gewann der Film zwei Förderpreise des Neuen Deutschen Kinos und den FIPRESCI-Preis der internationalen Kritikervereinigung auf dem Filmfest München. Er fand auch bereits internationales Echo und verzauberte Jurymitglied Vicky Krieps.

In seinem letzten Locarno-Jahr gibt es bei Chatrian quantitativ nicht viele deutsche Produktionen zu finden. In einen Berlinale-Wettbewerb etwa nur einen deutschen Film einzuladen, würde sicherlich im ersten Jahr für Getuschel sorgen. Aber anhand der drei Produktionen lässt sich die Idee von neuen Stimmen im deutschen Kino schon recht gut erkennen. Das sind jedenfalls drei Regisseure, die wohl nicht im letzten Berlinale-Wettbewerb gelandet wären, wobei der mit Petzold, Stuber, Atef und Gröning sowieso äußerst stark und vielfältig besetzt war.
Sprungbrett Berlinale-Wettbewerb
Gerade die letzten drei Genannten haben durch den Wettbewerb stark in der Szene gewonnen, Atef sogar groß beim deutschen Filmpreis abgeräumt. Neuerdings ist da die Berlinale sowieso ein Sprungbrett für die internationale Karriere: Der deutsche Regisseur Edward Berger war zum Beispiel 2014 mit dem Jugenddrama „Jack“ eingeladen. Inzwischen dreht er Serien wie „Deutschland 83“, „The Terror“ und „Patrick Melrose“. Gerade „Jack“ war im Vergleich mit der Konkurrenz ein Alleinstellungsmerkmal in Bergers Bewerbungsprozess – auch gegenüber Stars wie Benedict Cumberbatch.

Im vergangenen Jahr lud Chatrian die deutschen Filme „Drei Zinnen“ (Jan Zabeil), „Der Mann aus dem Eis“ (Felix Randau) und „Freiheit“ (Jan Speckenbach) nach Locarno ein. 2016 waren es „Paula“ (Christian Schwochow), „Vor der Morgenröte“ (Maria Schrader), „Der traumhafte Weg“ (Angela Schanelec) und „I Had Nowhere to Go“ (Douglas Gordon). 2015 hießen die deutschen Filme „Der Staat gegen Fritz Bauer“ (Lars Kraume) und „Der Nachtmahr“ (Akiz). Der Italiener wählt immer sehr sorgfältig aus. Mit Schrader, Schanelec und Nettelbeck gibt es einen soliden Regisseurinnen-Anteil. Es sind generell nicht die typischen Kandidaten. Berlin kann sich also auf einige Überraschungen gefasst machen. 2020 wird auch dahingehend sehr aufgregend.

Das 71. Festival von Locarno findet vom 1. bis zum 11 August statt.

Link: - Locarno-Programm 2018

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Montag, 9. Juli 2018
Wie emotional Vicky Krieps Eva Trobischs Film „Alles ist gut“ auf dem Filmfest München feiert

Der "Phantom Thread"-Star Vicky Krieps ist schwer angetan

Die Schauspielerin Vicky Krieps schwärmt auf dem Filmfest München von der großen Entdeckung „Alles ist gut“.

Der Film „Alles ist gut“ von Eva Trobisch hat nicht nur den Förderpreis der Reihe Neues Deutsches Kino für die beste Regie und die beste Schauspielerin gewonnen. Er bekam auf dem Filmfest München auch den FIPRESCI-Preis der internationalen Kritikervereinigung. Einen Kinostart gibt es inzwischen auch: NFP Marketing & Distribution bringt das umfeierte Werk am 27. September in die deutschen Kinos. Die Schauspielerin Vicky Krieps („Phantom Thread“, „Das Zimmermädchen Lynn“), die zusammen mit Uisenma Borchu und Jamila Wenske die Jury des Förderpreises der Reihe Neues Deutsches Kino bildete, schwärmte sehr persönlich von Trobischs Film.

Krieps erzählt am Abend der Preisverleihung in ihrer Laudatio: „Gestern Abend sind wir tanzen gefahren. Und dann fahren wir Taxi von einem Punkt zum anderen Punkt. Ich bin im Taxi und noch zwei, drei andere Jungs. Ich habe meine Schuhe gewechselt und jetzt Turnschuhe an, weil es kalt war. Ich habe auch eine Hose dabei. Dann fragt der Taxifahrer: Haben sie einen Rock an? Dann sage ich: Ja, wieso? Der Taxifahrer: Ja, haben sie eine Unterhose an? Sage ich: Nee, hast du eine an? Sonst sagt auch keiner was im Auto. Dann sagt er plötzlich: Nee, weil man muss ja allzeit bereit sein. Das hat er mir so gesagt. Dann konnte ich darauf nichts sagen. Und es hat auch sonst im Auto keiner was gesagt.“

Weiter sagt sie: „Also wenn ich jetzt hier vor euch stehe, dann bin ich zusammengesetzt wie ihr alle auch aus unterschiedlichen Teilen: also meiner Kindheit, Erziehung und Erfahrung. Und wie ich jetzt hier stehe, bin ich aber schon wieder eine andere, als wenn ich hier vor einer Woche gestanden hätte. Und zwar, weil hier ein Teil von mir wieder hinzugekommen ist – zurückgeführt wurde.
Luft aus- und Augen aufgegangen
Ein Film, der so bescheiden und ehrlich, schonungslos und direkt erzählt, liebevoll und dennoch so trocken wie die Realität mich wie eine Landschaft ausgerollt hat und mir wie ein Knall wieder entzogen wurde. Als ich aus dem Kino kam, war mir die Luft aus- und die Augen aufgegangen. Herzklopfend stand ich im Straßenverkehr und verstand, dass jemand einen Film gemacht und mir durch die Augen seiner bezaubernden Hauptdarstellerin die Hand gereicht hatte.

Ja, deshalb machen wir Filme, habe ich gedacht. Damit jemand wie ich ein kleines Stück weiterkommt, ein Stück mehr in Bewegung kommt und ein Stück wacher wird. Ich habe eigentlich wie immer tausend Stimmen in meinem Kopf, die mir jetzt sagen, dass ich irgendwie schnell und effizient sein soll, ein professionelles Jurymitglied. Bloß nicht zu viel Raum einnehmen und den Betrieb aufhalten. Es läuft ja auch gleich Fußball draußen.
Zusammenreißen ist Gift
Ich habe mich aber heute genau wegen des Films dazu entschieden, darauf nicht zu hören und nicht mehr feige zu sein, sondern ehrlich. Wie vielen Menschen in diesem Raum ist es auch mir passiert, dass mein Nein nicht gehört und getreten wurde. Und wie so viele Frauen habe ich darauf reagiert, indem ich mich zusammengerissen habe, stark sein wollte und sehr gut funktioniert habe.

Wir alle lernen als Kind: Jetzt reiß dich mal zusammen. Bei mir hat dieses Zusammenreißen mein ganzes darauffolgendes Leben bestimmt. Und als ich diesen Film gesehen habe, habe ich zum ersten Mal verstehen und sehen können, welches Gift davon ausgeht, wenn man sich zusammenreißt. Ein Gift, das die Menschen um mich herum vergiftet und mit in den Abgrund gezogen hat.

Der Film Alles ist gut zeigt dies auf eine so subtile und intelligente Art und Weise, dass ich mich nur bedanken kann, dass ein Menschen den Mut und die Kraft hatte, eine Geschichte so und genauso zu erzählen – nicht so, wie es die Geldgeber gerne hätten oder wie es die Moral, der Anstand oder das Entertainment verlangt. Dieser Mensch ist eine Frau und heißt Eva Trobisch und hat mir geholfen, ein Stück mehr zu dem Mensch zu werden, der ich eigentlich bin. Wir können Filme machen, die unterhalten, wir können Filme machen, die zeigen, dass wir Filme machen können. Und manchmal kommt da einer oder eine und macht einen Film, der bewegen will. Danke.“

„What makes this remarkably prescient film so successful, is the nature of the role women face in a contemporary society where male patriarchy is still an issue, and where also women experience a narrower range of options imposed by a society that is far from open and inclusive.“ Das schreibt Peter Krausz aus der FIPRESCI-Jury über den prämierten „Alles ist gut“.

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Carlo Chatrian würdigt wunderschön die Legenden Claude Lanzmann & Robby Müller

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Neue Sight & Sound präsentiert die 100 Lieblingsbücher zum Thema Film

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Erster Teaser zu Yorgos Lanthimos' neuem Werk „The Favourite“


Der US-Kinostart von Yorgos Lanthimos' Film „ The Favourite“ am 23. November unterstreicht die Vermutung, dass das Filmfestival von Venedig in diesem Jahr wohl schon jetzt ein legendärer Jahrgang ist. Mit Emma Stone, Rachel Weisz und Nicholas Hoult.

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Samstag, 30. Juni 2018
Filmfest-München-Entdeckungen 2018

Shootingstar Max Mauff („Safari“) | © Filmfest München 2018
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder will die Berlinale als wichtigstes Filmfestival Deutschlands angreifen. „Denken Sie größer“, sagte er Festivalleiterin Diane Iljine. Für die großen Gedanken erhöht der Freistaat Bayern in den nächsten Jahren das Festivalbudget jeweils um drei Millionen Euro und damit um mehr als 100 Prozent. Bevor aber das Filmfest München zum Jäger von Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek werden soll, darf es nochmal das tun, was es eigentlich am besten kann: nämlich das attraktivste und entspannteste Schaufenster für die interessantesten deutschen Produktionen des Jahres sein:

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„Alles ist gut“ (Eva Trobisch)
NFP Marketing & Distribution | Kinostart: 27.09.

#metoo-Debatte im deutschen Film | © Filmfest München 2018
„Das ist wirklich sehr intelligentes Kino, das mich sehr stark überrascht hat“ (Patrick Wellinski, Vollbild)

„‚Nichts ist gut', sagt der Film. Und das ist mir zu wenig“ (Sophie Charlotte Rieger, Filmlöwin)

„Superbly acted picture should go on to provoke debate in further film festival berths“ (Wendy Ide, Screen Daily)

„Trobisch has inspired impressive performances from her actors and has created an impactful and current film for the post-Weinstein era“ (One Room with a View)

„Neues Deutsches Kino, das uns richtig überzeugt hat. Einer der herausragenden Filme des Festivals.“ (BR-Sendung kinokino)

„Ein Film, der so bescheiden und ehrlich, schonungslos und direkt erzählt - liebevoll und dennoch so trocken wie die Realität“ (Jury Förderpreis Neues Deutsches Kino)

„Als ich aus dem Kino kam, waren mir die Luft aus- und die Augen aufgegangen. Herzklopfend stand ich im Straßenverkehr und verstand, dass jemand einen Film gemacht und mir durch die Augen seiner bezaubernden Hauptdarstellerin die Hand gereicht hatte. Ja, deshalb machen wir Filme, habe ich gedacht.“ (Vicky Krieps, Jurymitglied des Förderpreises)

„Intelligent und vorausschauend wird hier die Geschichte einer Frau erzählt, die eine traumatische Erfahrung durchleben muss“ (FIPRESCI-Preis 2018)
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„Das schönste Mädchen der Welt“ (Aron Lehmann)
Tobis Film | Kinostart: 06.09. | Trailer

Meerjungfrau Luna Wedler & Aaron Hilmer | © Filmfest München 2018
„Eine der schönsten Teenager-Komödien seit gefühlten Jahrzehnten“ (Joachim Kurz, kino-zeit.de)

„Angestaubte Prosa von Edmond Rostand derart kongenial in die heutige Zeit übertragen“ (Christoph Petersen, Filmstarts)
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„Yung“ (Henning Gronkowski)
deutschfilm GmbH | Kinostart: offen | Trailer

Auf Klaus Lemkes Spuren | © Filmfest München 2018
„Ein energiereicher Trip von Film [...] dramaturgisch erstaunlich geschickt“ (Harald Mühlbeyer, kino-zeit.de)

„Schon sehr roh“ (Patrick Wellinski, Vollbild)

„Gronkowski drehte mit Laiendarstellerinnen, was seinen Film umso trostloser macht, außer für Voyeuristen“ (Katrin Hillgruber, Tagesspiegel)

„Dank Improvisation und mobiler Kamera, die sehr intim mit den Protagonistinnen wird, stehen die Körper im Vordergrund“ (Frédéric Jaeger, Spiegel Online)
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„Asphaltgorillas“ (Detlev Buck)
Constantin Film | Kinostart: 30.08. | Trailer

Was ein Allstar-Cast | © Filmfest München 2018
„Ein süchtigmachender Chaos-Reigen. Dieser Gangsterfilm fetzt.“ (Michael Müller, Blickpunkt:Film)
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„Ende Neu“ (Leonel Dietsche)
Paxfilm | Kinostart: offen | Kein Trailer

Eine Welt ohne Frauen | © Filmfest München 2018
„Ein abgefahrener Fantasy-Film mit ganz hartem Synthesizer-Soundtrack“ (Patrick Wellinski, Vollbild)

„Eine bemerkenswerte, wenn auch unmotiviert brutale männerskeptische Dystopie in Graubraun“ (Katrin Hillgruber, Tagesspiegel)
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Links: - Festival Scope | - Entdeckungen 2017

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Samstag, 23. Juni 2018
„Der Unorthodoxe“ eröffnet Jerusalem

„The Unorthodox“: Die Gründung der Schas-Partei als Komödie

Das prestigeträchtige Jerusalem-Filmfestival eröffnet Ende Juli mit einem einheimischen Werk: „Der Unorthodoxe“ erzählt von der Gründung der religiösen Schas-Partei in Israel.

„The Unorthodox“ ist der Eröffnungsfilm des Festivals von Jerusalem. Es ist das Debütwerk des Regisseurs Eliran Malka, der in Israel durch die Erfolgsserie „Shababnikim“ bekannt wurde. In der Serie geht es um rebellierende Jeschiva-Schüler. Die Geschichte seines Debütfilms „Der Unorthodoxe“ wiederum ist an die Gründung der religiösen Schas-Partei in Israel angelehnt. Die Weltpremiere findet am 26. Juli in der traumhaft schönen Freilichtbühne Sultan's Pool statt.

Im Jahr 1983 setzt sich Yakov zur Wehr, weil seine Tochter aus ethnischen Gründen der Schule verwiesen wird. Gemeinsam mit zwei Freunden startet er die erste ethnische politische Gruppierung Israels, die sich für die Belange sephardischer Juden einsetzt. Malkas Serie „Shababnikim“ ist im Mai auf dem israelischen Comedy-Preis für den besten Darsteller und Regisseur sowie die beste Serie ausgezeichnet worden. Die Hauptrolle in der Komödie „The Unorthodox“ spielt Shuli Rand, der seit 2004 keinen neuen Film mehr gedreht hat und in dem israelischen Klassiker „Life According to AGFA“ von 1992 zum Kultstar wurde.

Das 35. Jerusalem Filmfestival unter der Leitung von Noa Regev findet vom 26. Juli bis 5. August statt. Als Abschlussfilm läuft Wes Andersons Stop-Motion-Film „Isle of Dogs“.

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Dieter Kosslicks Autobiografie erscheint am 5. November

© Hoffmann und Campe
Wie schaut der 70-jährige Festivalchef Dieter Kosslick in seiner Autobiografie auf die 18 Jahre Regentschaft der Berlinale zurück? Was prägte den so einflussreichen Mann in seiner Kindheit und Jugend?

Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat mit Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek die neue Berlinale-Doppelspitze in der Hauptstadt vorgestellt. Aber 2019 darf nochmal Mr. Berlinale, Dieter Kosslick, den roten Teppich ausrollen. Wie passend, dass der Buchtitel seiner Autobiografie das weiter im Blick behält: „Dieter Kosslick – Schön auf dem Teppich bleiben“. Das 304-seitige Buch soll laut Hoffmann und Campe am 5. November erscheinen. Auf der Frankfurter Buchmesse, die am 10. Oktober beginnt, wird der Mann mit dem Schal seine Erinnerung höchstwahrscheinlich das erste Mal vorstellen.

Es geht natürlich nicht nur um seine Zeit seit 2001 als Berlinale-Direktor, sondern auch um seine Kindheit als Halbwaise in Pforzheim wie auch seine Karriere im Hamburger Rathaus. Leider ist noch keine selbstgelesene Hörbuch-Fassung der Autobiografie angekündigt. Aber gerade nach Christian Jungens lesenswerter Moritz-de-Hadeln-Biografie „Mister Filmfestival“ ist die Vorfreude auf Kosslicks Perspektive zum wichtigsten deutschen Filmfestival groß. Vielleicht kann Kosslick darin auch gegen die Vorurteile seiner größten Gegner anschreiben, dass er sich viel mehr mit dem Medium Film auskennt als allgemeinhin angenommen wird.



© Hoffmann und Campe

Links: - Vorgänger De Hadeln | - Nachfolger Chatrian

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Freitag, 22. Juni 2018
Rissenbeek & Chatrian sind das Berlinale-Duo

Mariette Rissenbeek | © German Films, Kurt Krieger
Carlo Chatrian | © Locarno Festival, Michela Di Savino
Kulturstaatsminsterin Monika Grütters am Freitagmittag:

„Mariette Rissenbeek, die langjährige Geschäftsführerin von German Films, zeichnet sich aufgrund ihrer bisherigen erfolgreichen Tätigkeiten im Filmgeschäft für den Posten der Berlinale-Geschäftsführung aus. Sie hat langjährige Erfahrung im Umgang mit allen bedeutenden Filmfestivals der Welt und ist sowohl national als auch international in der Filmbranche sehr gut vernetzt.“
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„Carlo Chatrian hat als Leiter des Locarno Filmfestival bewiesen, dass er erfolgreich ein Arthouse-Publikumsfestival kuratieren und verantworten kann. Er steht für eine künstlerisch anspruchsvolle Mischung im Programm und hat auch immer einen Fokus auf noch unentdeckte Talente gelegt.“
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„Jünger, internationaler und experimentierfreudig wird die künftige Leitung mit Chatrian, der gleichzeitig die künstlerisch-kuratorischen Kompetenzen mitbringt, die sich viele Experten und Filmkünstler gewünscht haben.“
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„Weiblicher wird die künftige Leitung mit Rissenbeek, die gleichzeitig für Kontinuität und filmwirtschaftliche Kompetenz steht, die verschiedene Filmfestivals und alle deutschen Player kennt und über einen reichen Erfahrungsschatz und ein weit verzweigtes Netzwerk verfügt.“

Carlo Chatrian am Freitagmittag:

„Ich fühle mich, als hätte ich einen Preis gewonnen – nur, dass ich bis jetzt noch überhaupt nichts geleistet habe. Deswegen bin ich ein wenig bewegt. Die Berlinale hat eine lange und ruhmreiche Geschichte. Ich fühle mich geehrt und stolz, jetzt Teil dieser Geschichte zu sein. Vielen Dank, Frau Grütters, mir diese Möglichkeit gegeben zu haben.
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Es ist eine riesige Herausforderung, die ich sehr ernst nehme. Gleichzeitg begreife ich es als Chance. Heute sind alle Scheinwerfer auf mich und Mariette gerichtet. Aber Festivals wie Filme sind immer das Werk einer Gruppe von Menschen. Deswegen freue ich mich darauf, das Berlinale-Team kennenzulernen und mit ihm zu diskutieren.“
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„Ich muss Sie bitten, mit mir geduldig zu sein. Ich werde etwas Zeit mit Ihrer Sprache brauchen. Ich werde mein Bestes versuchen. Und ich werde Zeit brauchen, um diese so unglaublich gut organisierte Maschine zu verstehen, die ich in den vergangenen 15 Jahre als Zuschauer besucht habe, dessen innere Mechanismen ich aber noch nicht kenne.“

Mariette Rissenbeek am Freitagmittag:

„Ich freue mich wahnsinnig und finde auch, dass das eine ganz tolle Aufgabe ist, die der Aufsichtsrat der KBB mir und Carlo Chatrian übertragen hat. Ich möchte mich für das Vertrauen bedanken. Ich kenne die Berlinale seit fast 20 Jahren tatsächlich von der anderen Seite. Wir haben sie als Plattform mit internationalen Partner genutzt, um in Kontakt zu treten.“
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„Ich habe gesehen, wie die Berlinale ausländische Filmemacher, Festivalvertreter und Journalisten anspricht. Ich glaube, es ist wahnsinnig spannend zu gucken, wie sich das Festival in den nächsten Jahren weiterentwickeln kann.“
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„Meine Rolle liegt darin, Carlo Chatrian genügend Zeit und Aufmerksamkeit zu geben, die Filme anzuschauen und das Programm zu gestalten. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Berlinale, die ich zu einem sehr großen Teil auch schon persönlich kenne. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in 2020 eine dahingehend ganz besondere Berlinale gestalten werden, dass es einfach 70 Jahre Berlinale sind und wir Vergangenheit und Zukunft feiern können.“

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Dienstag, 19. Juni 2018
B.Z.: Carlo Chatrian wird neuer Berlinale-Chef

Foto: Universo Producao/Divulgacao, flickr (CC BY-NC-ND 2.0)
Es wäre eine großartige Wahl: Die B.Z. vermeldet, dass Locarno-Direktor Carlo Chatrian neuer Berlinale-Chef wird.

Die B.Z. meldet am Dienstagabend, dass der Italiener Carlo Chatrian der Nachfolger von Dieter Kosslick wird. Demnach wird der aktuelle künstlerische Leiter von Locarno am Freitag von Kulturstaatsminsterin Monika Grütters als neuer Berlinale-Chef präsentiert. Dass der 46-Jährige der Auserwählte ist, will die Tageszeitung aus Kreisen der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH (KBB) erfahren haben. Die bislang kolportierte Doppelspitze für Berlin soll es demnach nur in abgeschwächter Form geben.

Laut B.Z. gehörten zu den anderen aussichtsreichen Kandidaten auf die Kosslick-Nachfolge Persönlichkeiten wie Cameron Bailey vom Filmfest Toronto, Bero Beyer vom Filmfest Rotterdam und der Film-Kurator des New Yorker Museum of Modern Art, Rajendra Roy.
Förderer bedeutender Auteurs wie Lav Diaz
Seit 2013 verantwortet Chatrian als künstlerischer Leiter das Programm in Locarno. Unter seiner Riege gewannen Auteurs wie Lav Diaz („From What Is Before“), Hong Sang-soo („Right Now, Wrong Then“) und Albert Serra („Story of My Death“) den Goldenen Leoparden des internationalen Wettbewerbs. Im vergangenen Jahr konnte die ganz famose Dokumenation „Mrs Fang“ von Wang Bing den Hauptpreis gewinnen. Das ist schon die Crème de la Crème des internationalen Kunstkinos. In Chatrians Zeit fiel auch die epische Retrospektive zum bundesrepublikanischen Film 1949-63, die der Filmkritiker Olaf Möller kuratierte.

Chatrian studierte Literatur und Philosophie in Turin. Er arbeitete als Filmkritiker für verschiedene Publikationen, darunter Filmcritica und Cineforum. Der Italiener tat sich außerdem als Autor zahlreicher Film-Monographien hervor: Er schrieb unter anderem Bücher über Wong Kar-Wai, Frederick Wiseman und Nanni Moretti. Vor Locarno arbeitete er als Kurator in Nyon, Lausanne, Paris und Mailand.

Links: - B.Z. | - Lesenswertes Zeit-Portrait

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Kulturstaatsministerin Grütters präsentiert neue Berlinale-Doppelspitze am Freitag

Jetzt wird's ernst: Kulturstaatsministerin Grütters benennt die neuen Chefs der Berlinale | Christof Rieken, Wikipedia CC BY-SA 3.0
Der zukünftige künstlerische Leiter der Berlinale, der am Freitag in Berlin präsentiert wird, soll laut des Tagesspiegel Festivalerfahrung haben und aus dem europäischen Ausland kommen.

Die Findungskommission unter Vorsitz der Kulturstaatsministerin Monika Grütters präsentiert am Freitag um 14 Uhr die Nachfolger des langjährigen und verdienten Berlinale-Direktors Dieter Kosslick. Dann unterbreitet sie dem Aufsichtsrat der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH (KBB) ihren Vorschlag, dessen Zustimmung eine Formalie sein wird. Im Walter-Gropius-Bau in Berlin wird den Journalisten kurze Zeit für Fragen an die Nachfolger eingeräumt.

Namen sind im Vorfeld nicht durchgerutscht. Es gab bislang nur wilde Spekulationen und interessante Gedankenexperimente. Grütters hatte aber im Vorfeld angedeutet, dass sie eine zukünftige Doppelspitze für die Berlinale präferieren würde. Das bedeutet, dass es einen künstlerischen und einen geschäftsführenden Leiter geben wird.
Aus dem europäischen Ausland
Die in diesen Angelegenheiten gut informierte Kulturchefin des Tagesspiegel, Christiane Peitz, schreibt von einer klaren Tendenz: Der künstlerische Leiter oder die künstlerische Leiterin des wichtigsten Filmfest Deutschlands soll demnach ein festivalerfahrener Kandidat aus dem europäischen Ausland sein.

Grütters habe über das Jahr zahlreiche Gespräche mit Produzenten, Regisseuren, Schauspielern, Festivalkennern und auch Beschäftigten der Berlinale geführt. Es sei ein sehr konstruktiver Dialog gewesen.

Link: - Tagesspiegel

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Montag, 18. Juni 2018
Terza-Visione-Programm 2018 komplett

„Ein Sommer voller Zärtlichkeit“: Ornella Muti

Ein Schlaraffenland für Fans italienischer Genrefilme: Das komplette Programm des 5. Terza Visione bietet für jeden Geschmack etwas: Von Obskuritäten über Geheimtipps bis zu den großen Meistern.

Ein schön rundes, vielschichtiges Programm haben die Leiter des Terza Visione, Christoph Draxtra und Andreas Beilharz, zusammengestellt. Der Eröffnungsfilm „Lovemaker“ der festivaleigenen Regie-Entdeckung Ugo Liberatore verspricht ein Highlight zu werden. Piratenfilme („Die Abenteuer der Totenkopfpiraten“) sind hier immer eine sichere Bank – vor allem, wenn sie von Maestro Domenico Paolella stammen. Die schwarzweiße Lucio-Fulci-Komödie „Mit Damenbedienung“ von 1962 klingt superinteressant.

Gespannt darf man auch auf den Tränendrücker „Der letzte Schnee des Frühlings“ und den frühen Ornella-Muti-Film „Ein Sommer voller Zärtlichkeit“ sein. Dazu gibt es die großen Regienamen wie Riccardo Freda, Dario Argento oder Mario Bava, die man auch in solch einem Programm wieder entdecken will. Das Festival des italienischen Genrefilms, das 5. Terza Visione, findet vom 26. bis 29. Juli in Frankfurt am Main im Deutschen Filmmuseum am Schaumainkai statt.

Donnerstag, 26.07.

18.30 Uhr: LOVEMAKER - DER MANN, MIT DEM MAN LIEBE MACHT (Ugo Liberatore, 1969)
22.00 Uhr: AUS DEN GEHEIMEN POLIZEIAKTEN EINER EUROPÄISCHEN HAUPTSTADT (Riccardo Freda, 1972)

Freitag, 27.07.

12.30 Uhr: SICARIO 77, TOT ODER LEBENDIG (Mino Guerrini, 1966)
16.00 Uhr: DIE ROTE SONNE DER RACHE (Sergio Corbucci, 1972)
20.00 Uhr: DIE HÖLLE IN DER STADT (Renato Castellani, 1959)
22.45 Uhr: DANCE MUSIC (Vittorio De Sisti, 1984)

Samstag, 28.07.

14.00 Uhr: EIN SOMMER VOLLER ZÄRTLICHKEIT (Giorgio Stegani, 1971)
16.00 Uhr: VAMPIRE GEGEN HERAKLES (Mario Bava, 1961)
20.30 Uhr: ALLES IST MUSIK (Domenico Modugno, 1963)
23.00 Uhr: FREI, BEWAFFNET UND GEFÄHRLICH (Romolo Guerrieri, 1976)

Sonntag, 29.07.

13.00 Uhr: MIT DAMENBEDIENUNG (Lucio Fulci, 1962)
16.15 Uhr: DIE ABENTEUER DER TOTENKOPFPIRATEN (Domenico Paolella, 1961)
20.00 Uhr: DER LETZTE SCHNEE DES FRÜHLINGS (Raimondo Del Balzo, 1973)
22.30 Uhr: ROSSO – DIE FARBE DES TODES (Dario Argento, 1975)

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Montag, 18. Juni 2018
Netflix-Geheimtipp „Sunday's Illness“

„Sunday's Illness“: Auf den Spuren Fassbinders und Sirks

Auf Netflix gibt es aktuell die spanische Filmperle „Sunday's Illness“ zu entdecken. Das großartige Melodram fand leider zu wenig Untersützung auf der Berlinale.

Ramón Salazars schmerzhaftes Melodram hat seine Weltpremiere in der Panorama-Sektion der diesjährigen Berlinale gefeiert. Der Film hätte von der Qualität her aber auch durchaus im Wettbewerb laufen können. So gab es leider nur wenig und eher negatives Echo vom Festival. Es geht um die reiche Anabel (Susi Sánchez). Sie bekommt von der jüngeren Chiara (Bárbara Lennie) einen Besuch abgestattet. Chiara hat sich als Bedienstete ausgegeben, um Kontakt herzustellen. Sie behauptet, Anabels Tochter zu sein. Deswegen solle diese für acht Tage mit ihr kommen. Anabel lässt sich, nach dem Unterschreiben eines Vertrages, auf den mysteriösen Wunsch ein.

Die indieWIRE-Kritik des Festival-Trüffelschweins Eric Kohn, der nicht auf der Berlinale war, hat mich jetzt wieder auf den Film aufmerksam gemacht. „Sunday's Illness“ ist nämlich still und heimlich am 15. Juni auf Netflix veröffentlicht worden. Keine Ahnung, ob dieses eher langsam und behutsam erzählte Werk über eine komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung auf der Streaming-Plattform sein Publikum finden wird. Aber Kohns Referenzpunkte zu Douglas Sirk und Rainer Werner Fassbinder sind sehr passend. Das Ding ist überragend gespielt, geht wahnsinnig unter die Haut und hat einen besseren 99-Luftballons-Songeinsatz als „Watchmen“. Dicke Empfehlung, wenn man etwas jenseits des Mainstreams sucht.

Link: - Eric Kohns Review

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Samstag, 16. Juni 2018
Fantaspoa-Preis & Fantasia-Start für deutschen Genre-Geheimtipp „Luz“

© KHM / Dario Méndez Acosta, Tilman Singer
Die Hauptdarstellerin des berauschenden deutschen Horrorfilms „Luz“, Luana Velis, ist in Portugal als beste Schauspielerin ausgezeichnet worden. Auch ein kanadisches Genrefestival hat die Qualitäten erkannt und den Film für den Juli programmiert.

Diejenigen, die das Glück hatten, den deutschen Genrefilm „Luz“ auf der Berlinale im Februar zu entdecken, werden dieses sinnliche Erlebnis nicht mehr vergessen. Noch schöner ist es aber, dass inzwischen auch internationale Genrefestivals auf das Werk von Tilman Singer aufmerksam geworden sind.

„Luz“ hat jetzt sogar, nachdem der Blog Negative Space ihm bereits den Amy-Nicholson-Preis für Kickass Cinema verliehen hatte, seinen ersten Jury-Preis gewonnen: Hauptdarstellerin Luana Velis ist auf dem Fantaspoa in Portugal als beste Darstellerin ausgezeichnet worden. Gleichzeitig hat das prestigeträchtige kanadische Fantasia Festival den Film in sein Programm im Juli aufgenommen.
„Erinnert an besten Euro-Horror der 70er“
„A first feature that recalls the best of ’70s arthouse & Euro-horror. An experimental subversion of the familiar possession narrative by way of avant-garde theatre“, schreibt das Fantasia. Die Krönung wäre natürlich eine Programmierung auf dem amerikanischen Fantastic Fest und eine Einladung ins spanische Genremekka Sitges.

Im Horrorfilm „Luz“ geht es um die junge chilenische Taxifahrerin Luz, die mit letzter Kraft in eine Polizeidienststelle stolpert. Ein Dämon ist ihr auf den Fersen und fest entschlossen, seiner Geliebten endlich nahe zu sein. Parallel dazu treffen sich die mysteriöse Nora, die Luz noch aus ihrer Zeit im katholischen Mädcheninternat kennt, und der Psychotherapeut Rossini in einer Bar.
Einem Fiebertraum gleich
Dem gemeinsamen Abschlussfilm an der Kunsthochschule für Medien in Köln haben Regisseur Singer und Production Designer Dario Méndez das Flair eines wundervoll schmierigen 1970er-Jahre-Exploitationfilms gegeben. Die Bilder sind körnig, scheinen zu schwitzen und zu atmen, wirken lebendig und liebevoll. Sie erinnern an italienische Giallo-Meister wie Dario Argento, Sergio Martino oder Duccio Tessari.

Auf der Berlinale schrieb Negative Space: „Das auf 16mm gedrehte Werk ist eine pure Filmerfahrung, einem Fiebertraum gleich, das sinnlich mit den Wahrnehmungsebenen spielt. Danach ist man sich nicht sicher, was man gerade gesehen hat. Nur, dass es intensiv, wild und anders war, weiß man sofort. In Erinnerung bleiben Zuckerkristalle auf den Lippen, getrocknetes Blut im Nacken, wundersame Lichter, die über den Mund weitergegeben werden – und eine Polizeidienststelle, in der durch die Imagination des Zuschauers und die Anregungen der Macher alles möglich scheint. In seinem kleinen Finger an dieser Horrorfilm mehr Genrekönnerschaft als der gesamte Rest des Berlinale-Programms zusammengenommen.“

Links: - Fantaspoa | - Berlinale-Kritik | - Teaser

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Mittwoch, 13. Juni 2018
Eröffnet Tim Burtons „Dumbo“ die Berlinale 2019?

© Walt Disney

Tim Burtons Realverfilmung des Disney-Klassikers „Dumbo“ wäre das perfekte Abschiedsgeschenk für Berlinale-Festivaldirektor Dieter Kosslick.

Das letzte Mal war der amerikanische Bildermagier Tim Burton im Jahr 1997 im Wettbewerb der Berlinale vertreten. Genau genommen lief sein Film „Mars Attacks!“ außer Konkurrenz. Aber es gibt zumindest Geschichte zwischem dem Ausnahmeregisseur und dem wichtigsten deutschen Filmfestival. Walt Disney hat am Mittwoch den ersten Teaser-Trailer zu Burtons neuem Film „Dumbo“ veröffentlicht. Er würde sich perfekt als Eröffnungsfilm der letzten Berlinale unter Festivaldirektor Dieter Kosslick eignen.

Die Realverfilmungen der Disney-Zeichentrick-Klassiker sind boxofficetechnisch totale Selbstläufer. Selbst wenn „Dumbo“ qualitativ misslungen wäre, wovon nach den ersten Bildern und Momenten nicht auszugehen ist, ist er sozusagen kugelsicher gegen das eventuell negative Kritikerecho. Der amerikanische Kinostart ist mit dem 29. März nahezu perfekt gelegen. Einen ganz ähnlichen Starttermin hatte der Berlinale-Eröffnungsfilm von diesem Jahr, Wes Andersons „Isle of Dogs“.
Burton zeigt alte Qualitäten
Burton schuldet der Berlinale nichts. Aber er war 2010 Jurypräsident in Cannes. Der im August 60 Jahre werdende Regisseur aus Burbank, Kalifornien könnte gegenüber dem Berliner Festival eine Geste zeigen. Schließlich ist es der letzte Vorhang für Dieter Kosslick. So kritisch dieser auch von Teilen der deutschen Presse betrachtet wird, so viel hat Kosslick für das Festival und den deutschen Film geleistet. Ihm wäre solch ein bombastischer Blockbuster mit Superstars wie Colin Farrell, Eva Green, Michael Keaton, Danny DeVito und Alan Arkin zu gönnen.

Zumal Burton gerade mit seinem letzten Film, „Die Insel der besonderen Kinder“, wieder zu alten Stärken zurückgefunden hat. Die Fabel um den großohrigen Außenseiter-Elefanten, der fliegen kann, ist wie gemalt für den schüchternen Regisseur, der Außenseitern wie Edward mit den Scherenhänden, Bettlejuice, Ed Wood und dem Pinguin magische Filme kredenzt hat. Die ersten kurzen Szenen des Teasers, vor allem mit dem animierten Elefanten, wirken fast zärtlich inszeniert – mit einem unglaublichen Einfühlungsvermögen. Ja, das könnte wieder ein richtig großer Wurf werden.

Dagegen spricht, dass Disney „Die Schöne und das Biest“ 2017 zwar am 16. März weltweit starten ließ, aber nicht daran dachte, ihn auf der Berlinale zu zeigen. Da gab es vorab am 23. Februar eine exklusive Weltpremiere in London.
Auch zu Ehren von Fritz Langs „Metropolis“
Der Negative Space-Blog wünscht sich „Dumbo“ als Eröffnungsfilm für die Berlinale 2019! Damit gewinnen alle: Das Festival, die Zuschauer, die Kritiker, die Presse, die Attraktivität des Programmes, der Rote Teppich, das Studio und letztlich auch Tim Burton. „Dumbo“ in der Stadt zu zeigen, in der auch Fritz Langs „Metropolis“ und viele der expressionistischen Horrormeisterwerke des frühen Kinos entstanden sind? Das wäre doch ganz cool, Tim, oder? ;)

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