Samstag, 23. September 2017
Geheimtipps für das Filmfest Hamburg
„People Power Bombshell: The Diary of Vietnam Rose“ | © Peliculas Los Otros
Von wieder ausgegrabenen philippinischen Erotikklassikern und russischen Endlos-Titeln als Empfehlung: Michael Müller stellt seine fünf Geheimtipps für das Filmfest Hamburg (5.-14.10.) vor.

Das ist ein Beitrag, der sich an den cineastischen Gourmet unter den Filmfans richtet. Es gibt natürlich offensichtliche Kandidaten, die ins Auge springen, wenn man das Filmfest Hamburg im Oktober besucht. Hier soll es aber nicht um Hollywood und potenzielle Oscarkandidaten wie „Battle of the Sexes“, Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ oder „The Florida Project“ gehen. Die hat man sowieso auf der Liste, wenn man sich für das aktuelle Kino interessiert. Es geht auch nicht um die bereits sehr geschätzten Auteurs wie Yorgos Lanthimos, François Ozon oder Tom Tykwer. Hier soll es um eine Handvoll Geheimtipps für das Festival in der Hansestadt gehen, die nach einem ersten intensiveren Studiums des Programms hängen geblieben sind.

„Cocote“
(Nelson Carlo de los Santos Arias)

In der aktuellen Oktober-Ausgabe des britischen Sight & Sound-Magazins hat der Kritiker Kieron Corless einen Rückblick auf das Festival von Locarno gewagt. Darin schwärmt er in den schillerndsten Farben von „Cocote“. Die westernartige Rachegeschichte aus der Dominikanischen Republik war sein Lieblingsfilm. Es geht um den evangelikalen Gärtner Alberto, der in seine Heimatstadt Santo Domingo zurückkehrt, weil sein Vater ermordet wurde. Corless schreibt: „Ein Film, der Moral und Gewalt, religiöse Rivalitäten und Rituale, Sprache und Identität untersucht. Mit seiner thematischen Fülle überwältigt er den Zuschauer durch seine kraftvolle, ursprüngliche und körperliche Erzählkraft.“

„People Power Bombshell: The Diary of Vietnam Rose“
(John Torres)

Ein echtes Kuriosum des Programms: Es gab das unvollendete philippinisches Erotikdrama „The Diary of a Vietnam Rose“ aus dem Jahre 1986. Dann brach der Aufstand gegen die Marcos-Diktatur aus und das Filmmaterial verschwand. 30 Jahre später fand es der philippinische Independent-Regisseur John Torres wieder und drehte den Film fertig. Allein die Art und Weise, wie Torres das mit Interviewschnipseln der alten Darsteller und neu gedrehten Szenen gemacht hat, klingt bereits atemberaubend. Über den logistischen Akt hinaus schaut „People Power Bombshell“ aber auch wie einer der quintessentiellen Filme unserer retrogerichteten Zeit aus.

„What Will People Say“
(Iram Haq)

Auf den ersten Blick erscheint die Geschichte von „What Will People Say“ altbekannt: Eine junge pakistanischstämmige Frau lebt in Norwegen in zwei Welten, konservativ in der Familie, liberal unter ihren Freunden. Das führt zu einem unvermeidlichen Konflikt. Aber Kritiker wie indieWIREs Eric Kohn, die dem Film in Toronto eine Chance gegeben haben, waren begeistert. Der Trailer sieht danach aus, als ob Regisseurin Iram Haq sehr genau wusste, was sie da macht. Außerdem soll Hauptdarstellerin Maria Mozhdah fantastisch sein.

„How Viktor 'the Garlic' Took Alexey 'the Stud' to the Nursing Home“
(Alexander Hant)

Manche Filme müssen aufgrund ihrer Titel gesehen werden, um die Originalität oder den Größenwahn zu überprüfen, welcher die Regisseure bei der Produktion befeuerte. Dieses überdreht klingende russische Roadmovie über eine Familienzusammenführung der gröberen Art hat zusätzlich den Großen Preis der Jury in Karlovy Vary gewonnen. Das tschechische Karlovy Vary, auch bekannt als Karlsbad, ist für mich sowieso ein ganz eigener Mythos. Das Festival sollte ursprünglich hinter Venedig und Cannes das große europäische A-Festival werden, bevor die Berlinale dazwischen grätschte. Der serbische Gewinner des Spezialpreises der Jury in Karlovy Vary, „Men Don't Cry“, läuft auch in Hamburg.

„Love Birds“
(Dover Kosashvili)

Wenn es um israelische Filme auf dem Filmfest Hamburg geht, wäre „The Cakemaker“ die naheliegendere Option, weil der bereits ein Crowdpleaser auf Festivals war. Den will ich auch sehen, weil ich eine Schwäche für das israelische Kino entwickelt habe. Aber noch etwas spannender finde ich „Love Birds“ von Dover Kosashvili, der ein länger verheiratetes Paar zeigt, bei dem die Liebestraditionen nicht mehr so recht funktionieren wollen. Das Filmfest Hamburg schreibt von einem Film mit „sinnlicher Stimmung und von seltener Intimität“.

Der Filmblog Negative Space wird das Filmfest Hamburg berichtend begleiten. Das Filmfest zeigt vom 5. bis 14. Oktober in seinem 25. Jubiläumsjahr 130 Filme in elf Sektionen aus 59 Ländern.

Link: - Filmfestprogramm komplett, - Lido-Weltpremieren

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Dienstag, 19. September 2017
Filmfest Hamburg komplettiert starkes Programm

Filmfest-Oscartipp „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ | © Twentieth Century Fox of Germany
Wer braucht schon Fatih Akin, wenn er aus dem Vollen des Weltkinos schöpfen kann? Das Filmfest Hamburg (5.-14.10.) hat heute sein komplettes Programm veröffentlicht.

Fatih Akin kommt nicht. Der Sohn der Stadt, den das Filmfest Hamburg mit groß gemacht hat, als es in den 1990er-Jahren seinen Debütfilm „Kurz und schmerzlos“ zeigte. Der Regisseur von internationalem Rang, der 2014 den Douglas-Sirk-Ehrenpreis auf dem Festival überreicht bekam. Der Mann, der mit seinem neuen Film „Aus dem Nichts“ Deutschland im Oscar-Rennen vertritt. So heißt es in jeder übernommenen Meldung der Deutschen Presse-Agentur zur heutigen Veröffentlichung des vollständigen Filmfestprogramms. Bei solch einem großen Auteur sagt man natürlich nicht Nein. Aber selbst wenn „Aus dem Nichts“ als Gala-Premiere mit Hauptdarstellerin Diane Kruger gezeigt worden wäre, hätten die filmischen Highlights anders geheißen. Ein bisschen weniger Blitzlichtgewitter auf dem Roten Teppich schadet gar nicht, weil die Organisatoren ein tolles, spannendes Programm zusammengestellt haben.

Zu den bislang noch nicht bekannten Highlights des Filmfestes zählen Yorgos Lanthimos' dunkle Satire „The Killing of a Sacred Deer“, die 197-minütige Frederick-Wiseman-Doku „Ex Libris: New York Public Library“, der umfeierte Martin-McDonagh-Film „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ mit Frances McDormand (Bild) und die Claude-Lanzmann-Doku „Napalm“. Die 91-jährige Dokumentarfilm-Legende Lanzmann („Shoah“, „Der Letzte der Ungerechten“) wird persönlich nach Hamburg kommen.
Exquisite französischsprachige Sektion
Der erste Eindruck der kuratierenden Hand ist ein starker: Hier wurde aus den bedeutenden internationalen Festivals wie Rotterdam, Locarno, Venedig und Toronto sorgfältig ausgewählt. Das zeigt sich etwa an der französischsprachigen Sektion Voilà!: Darin laufen unter anderen der französische Oscar-Kandidat „120 BPM“, François Ozons Thriller „L'Amant Double“, der Cannes-Geheimtipp „Jeune Femme“ (aka „Montparnasse Bienvenue“), Guillaume Canets lustvoller Publikums-Hit „Rock'n Roll“ und Denis Côtés Muskelmänner-Doku „A Skin So Soft“. Allein mit dieser Reihe wäre man cineastisch für eine Woche abgedeckt und würde beschwingt abreisen. Und dabei sind potenzielle Entdeckungen wie die kanadische Bestseller-Verfilmung „Worst Case, We Get Married“ und das anarchische Roadmovie „Crash Test Aglaé“ noch gar nicht mit eingerechnet.
„Babylon Berlin“ & Lars Eidinger auf Russisch
Aber gerade auch bei deutschen Filmen sind Entdeckungen zu machen: Das gilt für die Weltpremiere von „Es war einmal Indianerland“ mit Emilia Schüle oder die Premiere auf großer Leinwand für die TV-Megaproduktion „Babylon Berlin“ von Tom Tykwer. Die ersten beiden Folgen werden gezeigt. In Hamburg gibt es Barbara Alberts Kostümfilm „Licht“ mit Shootingstar Maria Dragus gleich nach seiner Weltpremiere in Toronto zu bewundern. Und wer Lars Eidinger als Thronfolger Nikolaus Russisch parlieren sehen will, kann das bei der Weltpremiere von „Mathilde“ tun. Rapper Sido spielt im TV-Film „Eine Braut kommt selten allein“ und Jürgen Vogel ist „Der Mann aus Eis“, ein Urzeitmenschen-Abenteuer, das in Locarno fast ohne Dialoge für seine visuelle Ausdruckskraft gefeiert wurde.

Weiter machen könnte man mit Produktionen, die besonders kuriose Titel tragen. Als da wären die deutsche Komödie „Fühlen Sie sich manchmal leer und ausgebrannt?“, die auf dem Filmfest München gute Kritiken bekommen hat. In Hamburg läuft aber auch der russische Film „How Viktor 'The Garlic' Took Alexey 'The Stud' to the Nursing Home“ oder der Schweizer Essay-Film „Die Gentrifizierung bin ich: Beichte eines Finsterlings“. Von gefeierten amerikanischen Produktionen wie „The Florida Project“, „Battle of the Sexes“ und „The Rider“ oder der verheißungsvollen Sektion Asia Express (z. B. der philippinische Thriller „Town in a Lake“ oder der Gewinner des Goldenen Leoparden in Locarno, Wang Bings Alzheimer-Doku „Mrs. Fang“) ganz zu schweigen. Dazu haben sich angenehmerweise auch zahlreiche südamerikanische Filme in das Programm „eingeschmuggelt“. Auch ohne Fatih Akins „Aus dem Nichts“ wird das garantiert ein sehr lohnenswerter Jahrgang.

Der Filmblog Negative Space wird das Filmfest Hamburg berichtend begleiten. Das Filmfest zeigt vom 5. bis 14. Oktober in seinem 25. Jubiläumsjahr 130 Filme in elf Sektionen aus 59 Ländern.

Links: - Programm nach Sektionen, - Lido-Weltpremieren, - Girl Power in Hamburg

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Freitag, 15. September 2017
US-Lieblingskritikerin Amy Nicholson schreibt für Variety

Amy Nicholson auf der San Diego Comic Con 2016 | Foto: Gage Skidmore, Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0)
Das Branchenblatt Variety hat einen klugen Schachzug getätigt: Es hat sich die Schreibkräfte der überaus talentierten Filmkritikerin Amy Nicholson gesichert.

Das Karriererad dreht sich bei amerikanischen Filmkritikern immer schneller: War meine US-Lieblingskritikerin Amy Nicholson gerade erst hochmotiviert zu den MTV News gewechselt, arbeitet sie seit dem 13. September offiziell für das Branchenblatt Variety. Wenn ich den Film Comment-Kritikerspiegel aufschlage, sind es eigentlich nur die Wertungen der früheren L.A. Weekly-Chefkritikerin, die mich richtig interessieren. Sie hat in der Szene eine originelle, sehr unterhaltsame Stimme, weil sie sich im Trash wie in der Hochkultur zu Hause fühlt. Es wird ein Fest werden, wenn Variety sie auf die internationalen Filmfestivals wie die Berlinale oder Cannes schickt.

Negative Space hatte erst im Februar auf der Berlinale den Amy-Nicholson-Preis für Kickass Cinema ins Leben gerufen. Erster Gewinner war die Genreperle „Tiger Girl“ von Jakob Lass. Im vergangenen Jahr setzte Nicholson Yorgos Lanthimos' Film „The Lobster“ auf Platz eins ihrer persönlichen Top Ten. Sie ist ein steter Quell an Inspiration für die eigene Filmauswahl, weil sie nicht nur auf ausgetretenen Pfaden unterwegs ist, sondern die gesamte Bandbreite des Kinos abdeckt.

Auch betreibt sie immer noch den sehr empfehlenswerten The Canon-Podcast, bei dem sie die Hörer abstimmen lässt, ob ein präsentierter Klassiker oder eine wiedergefundene Perle in den podcasteigenen Filmkanon eingehen soll. Ihr Co-Moderator Devin Faraci, der wegen der Anschuldigung der sexuellen Belästigung auf Twitter durch eine Frau aus dem Podcast ausgeschieden war, macht aktuell wieder Schlagzeilen: Weil der Alamo Drafthouse-Betreiber Tim League Faraci still und heimlich nach einem Jahr Pause wieder mit an Bord des Fantastic Fest genommen hat, verabschiedete sich der langjährige Mitarbeiter und Filmkritiker Todd Brown aus moralischen Gründen.

Links: - Nicholson bei Variety, - Liste 2016, - The Canon

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Donnerstag, 14. September 2017
Amerikanerin Harrington neue Leiterin des Deutschen Filminstituts

Ellen M. Harrington | © Deutsches Filminstitut
Claudia Dillmanns Nachfolgerin im Deutschen Filminstitut und dem Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main ist gefunden: Die Amerikanerin Ellen M. Harrington kommt aus dem Umfeld der Academy Awards.

Ellen M. Harrington, derzeit Leiterin der Sammlungen am Academy Museum of Motion Pictures in Los Angeles, wird Direktorin des Deutschen Filminstituts in Frankfurt am Main. Die studierte Film- und Literaturwissenschaftlerin wird die Leitung des Instituts, zu dem auch das Deutsche Filmmuseum gehört, in Nachfolge von Claudia Dillmann zum 1. Januar 2018 übernehmen.

„Ich freue mich sehr, dass wir mit Ellen M. Harrington eine herausragend qualifizierte Direktorin gefunden haben und nach Frankfurt holen können“, sagte die Verwaltungsratsvorsitzende des Deutschen Filminstituts, Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main: „Harrington bringt eine mehr als 20-jährige Erfahrung in einer der renommiertesten Filminstitutionen der Welt in ihre neue Position ein. Sie hat in allen für das Deutsche Filminstitut wesentlichen Bereichen – Archiv, Museum, Kino – in leitender Funktion gearbeitet. Ich bin überzeugt, dass das Deutsche Filminstitut samt Filmmuseum von ihrer Erfahrung profitieren wird, und freue mich sehr auf die Zusammenarbeit.“
And the Oscar goes to ...
Harrington arbeitet seit 1993 für die Academy of Motion Picture Arts and Sciences in Beverly Hills. Zuvor war sie für gemeinnützige Filminitiativen sowie in der Filmproduktion tätig. Sie war Direktorin für Ausstellungen und Filmveranstaltungen sowie Gründungsdirektorin des International Outreach Program der Academy, die auch die Oscars verleiht. Mit der Gründung des akademieeigenen Filmmuseums im Jahr 2013 wechselte sie als Direktorin für Ausstellungen und Sammlungen in den Planungsstab des Großprojektes und ist seit 2015 für Aufbau und Konzeption der Museumssammlung zuständig.

Im Lauf ihrer Karriere hat Harrington für die Academy und für Partnerinstitutionen rund 50 Filmausstellungen kuratiert sowie weitere 30 Ausstellungsübernahmen verantwortet. Sie hat außerdem für die Academy, für internationale Filminstitutionen und Festivals mehr als 500 Filmvorführungen realisiert, darunter Retrospektiven, Hommagen und Bildungsveranstaltungen. Mit dem Deutschen Filmmuseum arbeitete sie mehrfach zusammen, besonders intensiv im Rahmen der Ausstellung „And the Oscar goes to... 85 Jahre ‚Bester Film‘“, welche das Deutsche Filmmuseum 2012 in Frankfurt realisierte. Derzeit schließt Harrington in Zusammenarbeit mit dem Getty Museum ein großes Ausstellungsprojekt über lateinamerikanische Filmkultur der 1960er-Jahre bis in die Gegenwart ab.

Die polyglotte US-Amerikanerin, die fließend Französisch, Spanisch und Italienisch spricht, widmet sich in den kommenden Monaten zudem intensiv dem Erlernen der deutschen Sprache.

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Dienstag, 5. September 2017
Filmfest Hamburg: Frische Weltpremieren vom Lido

Der Neo-Noir „Angels Wear White“ | © 22 Hours Films
Das Filmfest Hamburg eröffnet mit dem Locarno-Crowdpleaser „Lucky“, der den 91-jährigen Harry Dean Stanton in der Hauptrolle hat. Dazu laufen frische Weltpremieren vom Lido.

Mit dem Film „Lucky“ von John Caroll Lynch wird am 5. Oktober in Anwesenheit des Regisseurs das 25. Filmfest Hamburg eröffnet. Weitere Programmhighlights kommen frisch aus dem Wettbewerb von Venedig: „Suburbicon“ von George Clooney und „Angels Wear White“ von Vivian Qu. Außerdem läuft der Film „Looking for Oum Kulthum“ von Shirin Neshat, der auch seine Weltpremiere am Lido feierte.

„Lucky ist ein zutiefst intimer und humorvoller Film über das größte aller Themen – über das Abschied nehmen. Damit hat er mein Herz gewonnen“, sagt Festivalleiter Albert Wiederspiel. Die Hauptrolle spielt die 91-jährige Hollywood-Legende Harry Dean Stanton („Straight Time“, „Paris, Texas“, „Pretty in Pink“). Erzählt wird die Geschichte des 90-jährigen Eigenbrötlers Lucky, der abgeschieden in der Wüste Arizonas lebt und nach einem Sturz feststellt, dass er unweigerlich am Ende seines Lebens angekommen ist. Mit „Lucky“ gibt der Schauspieler John Caroll Lynch sein Regiedebüt. Ihn kennt man optisch vor allem als treusorgenden Ehemann Norm von Frances McDormands Figur Marge Gunderson in „Fargo“. Der Film feierte seine Welturaufführung beim South By Southwest in Austin, Texas, und war beim Locarno Festival im August einer der Publikums- und Kritikerlieblinge.
Produzentin von „Black Coal, Thin Ice“ zurück
„Angels Wear White“ (Sektion: „Asia Express“) erzählt die Geschichte der zwölfjährigen Wen. Sie wird in einem Urlaubsort an der Südküste Chinas Opfer eines Verbrechens, welches die Hotelrezeptionistin Mia gesehen hat, die Tat aus Angst vor den Behörden jedoch verheimlicht. Das Filmfest Hamburg schreibt: „In ihrem Neo-Noir-Drama konzentriert sich die chinesische Regisseurin Vivian Qu auf die Perspektiven der komplexen weiblichen Figuren und liefert einen entlarvenden Blick auf patriarchale Strukturen.“ Es ist nach „Trap Street“ das zweite Werk der Chinesin, die Produzentin beim Berlinale-Gewinner „Black Coal, Thin Ice“ war. In Deutschland kennt man den wundervollen Neo-Noir eher unter dem Titel „Feuerwerk am hellichten Tag“.

„Suburbicon“ ist George Clooneys neueste Regiearbeit, für die er zusammen mit den Coen-Brüdern und mit Grant Heslov auch das Drehbuch schrieb. Nach einem Einbruch in seinem Haus, der tragisch endet, versucht Gardner Lodge (Matt Damon) zu retten, was zu retten ist. Zur gleichen Zeit wendet sich ein wütender Mob gegen eine farbige Familie. Der Film wird in Hamburg in der Sektion „Transatlantik“ gezeigt.

In ihrem Spielfilm „Looking for Oum Kulthum“ nähert sich die in Amerika lebende iranische Künstlerin Shirin Neshat der ägyptischen Sängerin Oum Kulthum, die als „Maria Callas des Orients“ gefeiert wird. Im Film ist es die iranische Künstlerin Mitra, gespielt von Hamburger Schauspielerin Neda Rahmanian, die ihren Traum wahrmacht und einen Film über ihr Idol Oum Kulthum realisiert. Der Film läuft in der Sektion „Freihafen“.

Das Filmfest Hamburg findet vom 5. bis 14. Oktober statt. Gezeigt werden über 120 neue Produktionen aus aller Welt.

Link: - Filmfest Hamburg 2017 in weiblicher Hand

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Montag, 4. September 2017
Lukas Foerster erhält Kracauer-Stipendium

Kracauer-Preis 2017 (Symbolbild) | © State Farm, flickr (CC BY 2.0)
Es trifft den richtigen: Filmkritiker Lukas Foerster erhält das Stipendium des Siegfried-Kracauer-Preises 2017. Er wird zur „Neuen Cinephilie“ forschen.

Das Jahresstipendium des Siegfried-Kracauer-Preises erhält Lukas Foerster für eine Essayreihe zum Thema „Neue Cinephilie“. Das teilte der Verband der Deutschen Filmkritik mit. Das Stipendium wird am 16. September 2017 im Rahmen des Festivals des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein verliehen.

Laut der Webseite Perlentaucher umfasst das Stipendium eine monatliche Förderung von 1.000 Euro. Dafür verpflichtet sich der Stipendiat sechs Essays zum Thema "Neue Cinephilie" zu schreiben und einen Blog zu führen. Die Essays und der Blog werden bei der Zeitschrift Filmdienst veröffentlicht. Einen Eindruck, was mit dem Begriff „Neue Cinephilie“ gemeint ist, kann man gewinnen, wenn man die 35. Ausgabe des Filmmagazins Revolver liest. Es geht wohl um die aktuelle Kritikergeneration, die sich der Wahrung der 16mm- und 35mm-Projektion verschrieben hat und regelmäßig in die Untiefen der deutschen und internationalen Filmgeschichte jenseits der Kanonklassiker abtaucht.

Lukas Foerster, der unter anderen für den Perlentaucher, Cargo und die taz schreibt, zählt zu den talentiertesten Filmkritikern seiner Generation. Negative Space hatte im Jahr 2014 das Glück, ihn als ersten Gast im blogeigenen Podcast begrüßen zu dürfen, der damals noch Movies & Sports-Podcast hieß. Auch wenn man selten einer Meinung mit Foerster ist, geht man aus seinen Texten und Gedanken eigentlich immer klüger hervor. Er hat einen ganz eigenen, extrem geschulten, ausnahmslos interessanten Blick auf die Filmgeschichte.
Jury lobt Bewusstsein für 35mm-Filmkultur
Die Jury hob bei den 15 Bewerbungen um das Stipendium hervor: „In Zeiten, in denen überall in der Publizistik gespart wird, begrüßen wir es, dass es diesen Preis gibt. Auffällig war bei den diesjährigen Bewerbungen fürs Stipendium, wie oft für Filmkritiker die Zukunft des Kinos von der 35mm-Vergangenheit her gedacht wird. Angesichts der erfreulichen Bandbreite von Alter, Werdegängen und Konzepten der Bewerber hätten wir gerne mehrere Stipendien vergeben. Die eingereichten Arbeiten überzeugten durch hohes Niveau, das umso überraschender ist angesichts der immer schwieriger werdenden beruflichen Aussichten und finanziellen Situation von Filmkritiker.“

Die dreiköpfige Jury, zusammengesetzt aus Vertretern der Sparten Filmproduktion, Filmverwertung und Filmkritik, entschied in einer gemeinsamen Sitzung über die Preisvergabe. Die Jury bestand 2017 aus der Filmregisseurin Lola Randl („Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer?“), der Vorstandsvorsitzenden des X Verleih, Manuela Stehr, und dem Filmkritiker Ekkehard Knörer, dem Gewinner des Kracauer-Preises 2016.

Links: - Kracauer-Preis für Ekkehard Knörer, - Lukas Foerster

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Montag, 4. September 2017
Computer sagt Nein - Drehbuchanalyse in Hollywood

Die häufigsten Wörter im "Casablanca"-Script? Rick und Ilsa
Hollywood träumt von der genauen Berechnung des Erfolgs. Mit dem Multiverse, wie es Marvel betreibt, ist man dem schon recht nah gekommen. Aber gibt es auch Computerprogramme, die den Erfolg von Drehbüchern vorhersagen können? Redakteur Jörn Schumacher gibt einen Überblick.

Jedes Jahr werden in der Gewerkschaft der Autoren in der Film- und Fernsehindustrie in den USA mindestens 50.000 neue Drehbücher eingereicht. Davon setzen die Studios in Hollywood allerdings nur rund 150 im Jahr um, so dass sie auch wirklich auf der Leinwand landen. Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Drehbuch veröffentlicht wird, gerade mal 0,003 Prozent beträgt. Da muss schon alles stimmen, wenn sich ein Studio tatsächlich entscheidet, ein paar Millionen in eine Produktion zu stecken. Das Drehbuch sollte zumindest eine gewisse Sicherheit bieten, dass am Ende auch etwas dabei herumkommt.

Noch eine andere nette Statistik: 90 Prozent der Filme aus Hollywood sind ein Verlustgeschäft. Den eigentlichen Profit machen gerade einmal 6 Prozent der Filme. Wie schön wäre es da, ein Werkzeug an der Hand zu haben, das einem vorhersagt, ob ein Drehbuch etwas kann. Eine Glaskugel vielleicht. Oder eine Software?

Kann ein kalter Computer die heißen Emotionen eines Filmes berechnen? William Goldman, zweifacher Oscar-Gewinner, schrieb in seinen Memoiren im Jahr 1983: „Keiner weiß alles.“ Soll heißen: Niemand kann vorhersagen, ob ein Film gut oder schlecht läuft, ob er an den Kassen viel oder wenig Geld einbringen wird.

Schauen wir uns einige Extrem-Beispiele an: Der grelle Spielfilm „Avatar“ hat in der Produktion 237 Millionen Dollar gekostet, aber satte 2,7 Milliarden Dollar eingebracht. Hingegen kostete die Disney-Produktion „Milo und Mars“ (2011) 175 Millionen Dollar, spielte aber nur 39 Millionen ein, der Verlust betrug über 130 Millionen Dollar. Andere Beispiele für große Flops der (Hollywood-)Filmgeschichte: „47 Ronin“ (Keanu Reeves) brachte einen Verlust von 100 Millionen Dollar ein. „Lone Ranger" (Johnny Depp) 95 Millionen Dollar. Merke: Populäre Schauspieler allein sind keine Garanten für den Erfolg eines Films.
Der Computer als Wahrsager
Immer wieder versuchen findige Leute, einen Computer so zu programmieren, dass er voraussagen kann, ob ein Drehbuch den Aufwand und die Kosten lohnt, die Kameras anzuschmeißen. Aber wie soll man ein Drehbuch, das aus Wörtern, Sätzen, Emotionen und Beziehungen zwischen Menschen besteht, einem Computer verständlich machen?

Nun, man muss das Drehbuch irgendwie quantifizieren. Sprich: in Zahlen übersetzen. Denn nur Zahlen versteht der Computer. Die britischen Computerwissenschaftler Fionn Murtagh und Stewart McKie von der University of London haben sich 2008 mit dem Drehbuchautor Adam Ganz zusammengesetzt, um genau das zu tun.

Ein typischer Film hat 40 bis 60 Szenen, in denen die Handlung sich in irgendeiner Weise ändert, in der sozusagen „Mini-Geschichte“ erzählt wird. Eine Szene dauert im Schnitt (mit vielen Ausnahmen) zwei bis drei Minuten. Eine Sequenz wiederum besteht aus 2 bis 5 Szenen. Und schließlich fasst ein Akt mehrere Sequenzen zusammen; er macht die Makro-Struktur eines Films aus. Im Grunde könnte ein einzelner Akt schon für einen ganzen Film ausreichen. Die Länge der Szenen bestimmt den Rhythmus und das Tempo des Films. Man kann durch Veränderung des Tempos auf den Höhepunkt des Films hinarbeiten: Entweder durch Verkürzung der Szenendauer, oder indem man die Szene mit dem Höhepunkt sehr viel länger macht als alle davor.

Als zweites kann man die Wörter zählen, die in einem Drehbuch vorkommen. Da sind natürlich vor allem die Charaktere interessant, die man anhand ihrer Namen identifizieren kann.

Murtagh und McKie nahmen sich den Film "Casablanca" (1942) vor. Sie zählten: Er besteht aus 77 Szenen, und das Drehbuch enthält 6.710 Wörter. Der Algorithmus kann herausfinden, wie sich Konflikte zwischen Personen im Laufe des Plots verändern, indem er darauf achtet, wie häufig benutzte Wörter ihre Stellungen zueinander verändern. Die zwei häufigsten Wörter im Script von „Casablanca“ sind die Namen der Hauptfiguren: Rick und Ilsa. Die Software erkannte, wie sich diese beiden Wörter im Laufe der Handlung zueinander verhalten: Sie rücken immer wieder zusammen und driften dann wieder auseinander. Murtagh: „Es ist überraschend, wie gut das Ilsas widersprüchliche Gefühle widerspiegelt, wenn sie im Film abwechselnd von Rick angezogen wird und ihm dann auch wieder widersteht.“

Bei dieser Methode konzentriert man sich ja aber nur auf das nackte Drehbuch. Es fehlt die Magie der Kameraeinstellung, der Farben und der Kontraste, aber vor allem fehlt die auditive Komponente, die Musik. Autor Ganz erwidert, diese Aspekte seien in der Tat wichtig, aber die Produzenten hätten am Anfang ja nun einmal nur das Drehbuch, anhand dessen sie entscheiden müssen, ob sie ihr Geld investieren wollen oder nicht. „Drehbücher sind schon eine seltsame Sache“, sagt Ganz. „Sie werden bewertet, indem sie gelesen werden, aber wenn sie erfolgreich sind, werden sie nie wieder gelesen. Die Autoren können jede Hilfe gebrauchen, die sie bekommen können.“
Bowling kommt nicht so gut an
Auch der ehemalige Statistikprofessor namens Vinny Bruzzese wollte eine mathematische Vorhersage für Filme entwickeln. Er gründete die Firma „Worldwide Motion Picture Group“, und für 20.000 Dollar quetscht er ein Drehbuch auf Wunsch eines Kunden durch seinen digitalen Fleischwolf, um anschließend einen 20- bis 30-seitigen Bericht auszusprucken, der vorhersagt, wieviel Erfolg an den Kinokassen zu erwarten ist. Oder: an welchen Stellen das Drehbuch umgeschrieben werden sollte. Das Prinzip dahinter: Das Drehbuch wird verglichen mit ähnlichen Filmen, die bereits erschienen sind und achtet auf deren Erfolge, außerdem schließt er Umfragen unter 1.500 Personen mit ein, die die Filme bewertet haben.

Und so kann Bruzzese Aussagen treffen wie: „Dämonen in Horrorfimen können Menschen angreifen oder heraufbeschworen werden. Wenn der Dämon angreift, bekommt man wahrscheinlich höhere Einnahmen im ersten Wochenende nach dem Filmstart, als wenn der Dämon heraufbeschworen wird.“ Bruzzese fügt hinzu: „Also fort mit den Ouija-Brettern!“ Übrigens: Szenen, in denen Bowling vorkommt, kommen eher nicht so gut an, sagt die Statistik. Also besser nicht ins Drehbuch einbauen!

Der Drehbuchautor Ol Parker („The Best Exotic Marigold Hotel“) ist angesichts dieser Berechnung seiner Arbeit entsetzt: „Das ist mein größter Albtraum. Das ist der größte Feind der Kreativität.“ Der Filmproduzent Scott Steindorff wiederum findet Bruzzeses Arbeit super und hat seine Dienste für den Film “Der Mandant” (2011) in Anspruch genommen. Er ist überzeugt: „Eines Tages wird das jeder machen.“

Aber schon Befragungen nach Test-Screening können ziemlich in die Irre führen: Nach Bewertung des Test-Publikums etwa hätte “Fight Club” floppen müssen, doch er brachte über 100 Millionen Dollar weltweit ein. Übrigens: Ob die großen Hollywood-Studios die Software verwenden, bleibt wohl weiter ein Geheimnis. Anfragen der New York Times an sechs Studios wurden nicht beantwortet.
Der Computer, Dein Anlage-Berater
Auch der Marketing-Professor Josh Eliashberg analysierte mit Kollegen 281 Filme, die zwischen 2001 und 2004 herauskamen. Ihre Software war in der Lage, natürliche Sprache zu analysieren, außerdem setzte sie auf Befragung von Zuschauern. Um das System zu eichen, verwendeten sie 200 Filme. Anschließend ließen sie für 81 Filme vom System eine Vorhersage treffen, wie erfolgreich sie laufen würden. Ihr Modell lag in fast zwei Drittel der Fälle sehr gut. Von den 81 Filmen verwiesen sie auf 30, die besonders gut laufen würden. Und tatsächlich: Wenn die Filmstudios nur diese Filme produziert hätten, hätten sie 5,1 Prozent ihrer Investition sicher wieder reinbekommen – garantiert – und das ist für Investoren in der Filmindustrie sonst kaum zu haben. Zum Vergleich: Hätte man einfach zufällig 30 Filme ausgewählt und produziert, wären 18,6 Prozent der Investitionen futsch gewesen.
400.000 Eigenschaften eines Films berechnet
Eine israelische Firma namens Vault setzt ebenfalls auf künstliche Intelligenz, um dem Prinzip Hollywood auf die Schlichte zu kommen. David Stiff, Begründer von Vault, sagt, ihre Software analysiere bis zu 400.000 Eigenschaften eines Films. Das kann so etwas sein wie die Menge an Gewalt, die gezeigt wird. Der Algorithmus liegt angeblich mit einer Genauigkeit von 65 bis 70 Prozent richtig, wenn es um die Vorhersage des finanziellen Erfolgs eines Filmes geht. Am wichtigsten ist laut dem Israeli das Thema des Films. Nehme man das Thema bei der Vorhersage heraus, sinke die Vorhersagemöglichkeit drastisch.

Lag die Software denn auch schon einmal richtig falsch? Der Unternehmenschef antwortet, sein System habe zum Beispiel vorhergesagt, dass „Terminator Genesis“ (2015) ein großer Erfolg werden würde. Aber der Streifen war mit 90 Millionen in den USA verdienten Dollar eher mau. (Immerhin war er weltweit sehr erfolgreich und spielte 221 Millionen Dollar ein).
Bei „Passengers“ lag der Computer richtig
Die Firma „ScriptBook“ bietet für schlappe 100 Dollar einem Drehbuchautor die Möglichkeit, sein Drehbuch von der Software „Script2Screen“ testen zu lassen. Die Hersteller versprechen, dass eine Prognose abgegeben werden kann über den ungefähren finanziellen Erfolg des möglichen Films, eine Bewertung der Storyline und der Zielgruppen. Die Sofware greift zurück auf eine Datenbank mit Drehbüchern von Filmen aus den Jahren zwischen 1970 und 2016.

„Scriptbook“ wirbt mit einer perfekten Vorhersage, die sie vor kurzem machten: Ihre Software hatte das Drehbuch des Filmes „Passengers” analysiert und kam zu dem Ergebnis, der Filme würde 118,1 Millionen allein an amerikanischen Kinokassen einbringen. Das Ziel wurde fast erreicht: Laut „Box Office Mojo“ spielte der Film 100 Millionen Dollar ein. Auch eine durchschnittliche Zuschauerbewertung prognostizierte der Algorithmus: 7,3 von 10 Punkten sagte er voraus. Die tatsächliche Bewertung bei IMDB liegt bei 7,1.

Wer es mal selbst versuchen möchte: Es gibt viele Drehbücher im Internet zum Herunterladen, zum Beispiel bei der „Internet Movie Script Database“ (IMSDb): http://www.imsdb.com. Und wer jetzt selbst Lust bekommen hat, sich an einem eigenen Drehbuch zu versuchen, dem helfen viele kostenlose Programme.

Link: - Was der Trashfilm über seine Konsumenten aussagt

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Mittwoch, 30. August 2017
Venedig-Ticker 2017

Alexander Paynes Film "Downsizing" mit Matt Damon und Christoph Waltz

Neben Cannes und der Berlinale zählt das Festival von Venedig zu den bedeutendsten Festivals der Welt. Absteigend aufgelistet finden sich hier deshalb die Venedig-Filme 2017 aus allen Wettbewerben, die mich persönlich am meisten interessieren. Die eigene Vorfreude wie auch das Kritiker-Feedback vor Ort sorgen für die Abstufungen, die ich mit Sternen von fünf bis zwei kenntlich mache. Der Ticker wird täglich upgedatet. Das Festival läuft vom 30. August bis zum 9. September.

NEU: Fredrick-Wiseman-Doku "Ex Libris", israelischer Löwenfavorit „Foxtrot“, Guillermo del Toros Monsterfilm "The Shape of Water"

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★★★★★

"The Shape of Water" (Guillermo del Toro)
Deutscher Kinostart: 15.02.2018

[Wettbewerb] - Venedig-Festivalchef Alberto Barbera sagte gegenüber dem Branchenblatt Screen Daily, "The Shape of Water" sei der beste del-Toro-Film, den er seit "Pan's Labyrinth" gedreht habe. Der Film erzählt in den 1960er-Jahren von einer Liebesgeschichte zwischen einer stummen Reinigungskraft (Sally Hawkins) und einer fremdartigen Wasserkreatur (Doug Jones), die vom US-Militär festgehalten wird. Die Amerikaner hoffen, das Geschöpf als Waffe im Kalten Krieg einsetzen zu können. Es ist das erste Mal seit "Pan's Labyrinth" der Fall, dass del Toro wieder in den Wettbewerb eines A-Festivals eingeladen wurde.

Der überhaupt nicht leicht zu begeisternde Herausgeber des britischen Filmmagazins Sight & Sound, Nick James, ist ein bisschen aus dem Häuschen: Demnach beginnt der neue del-Toro-Film wie Jean-Pierre Jeunets "Delicatessen", wandelt sich dann aber zu klassischem Hollywoodkino und schafft das auf seine ganz eigene geniale Art. Der Boston Globe-Kritiker Ty Burr twittert, del Toro habe den Monsterfilm mit der Romantik und Seele des Musicalgenres angereichert: „Ein reiner und schwelgerischer Filmgenuss“, lautet sein Fazit.

Für Stephanie Zacharek vom Time Magazine ist "The Shape of Water" der schönste Liebesbrief, den sich ein Filmmonster je erträumen könnte. TimeOut-Chef Dave Calhoun twittert, der Film sei auf eine herrliche Weise exzentrisch und fantasievoll. Der selten in Wallung geratene Kritikerpapst Michel Ciment, der Herausgeber des französischen Filmmagazins Positif ist, zückt die Höchstwertung.

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★★★★½

"Downsizing" (Alexander Payne)
Deutscher Kinostart: 18.01.2018

[Wettbewerb] - Der amerikanische Regisseur Alexander Payne ("About Schmidt", "Election"), der sich vier Jahre seit seinem letzten Film Zeit genommen hat, eröffnet mit der Science-Fiction-Satire "Downsizing" das Festival von Venedig. Der Film mit Matt Damon, Kristen Wiig und Christoph Waltz über Menschen, die wegen der Überbevölkerung geschrumpft werden und fortan in Miniaturstädten leben dürfen, ist gleichzeitig der offizielle Startschuss für das Oscar-Rennen 2018. Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, müsste sich "Downsizing" direkt in die Führungsgruppe um "Dünkirchen" und "Call Me by Your Name" einreihen.

Variety-Chefkritiker Owen Gleiberman schwärmt von "Downsizing" in den höchsten Tönen und bezeichnet ihn als "Live-Action-Pixar-Film auf Acid". Ein anderer schöner Vergleich von Gleiberman ist, dass "Downsizing" wie der Hollywood-Kinderklassiker "Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft" sei, aber gedreht von einem scharfzüngigen und todernst dreinschauenden Sozialstatiriker. John Bleasdale von CineVue bescheiningt Payne sogar Kaufmaneske Qualitäten. Der Guardian-Kritiker Xan Brooks twittert von einem "liebevollen und wilden Film-Giganten", in dem vor allem Matt Damon und Christoph Waltz mit ihren Schauspielleistungen glänzen können.

Total Film-Kritiker James Mottram nennt den Film "brutalwitzig und nachdenklich stimmend". Mein englischsprachiger Lieblingskritiker im Festivalzirkus, Lee Marshall, sagt auf Twitter, "Downsizing" sei zwar deliziös, aber auch mit Fehlern behaftet. Die graue Eminenz vom Hollywood Reporter, Todd McCarthy, behauptet dagegen, dass es sich um Paynes bis dato besten Film handelt. Auch Peter Travers vom Rolling Stone spricht von einem "visionären Meisterwerk".

Der Auteur Alexander Payne ist ein amerikanisches Nationalheiligtum. Mit zwei Filmen am Anfang seiner Karriere hatte er sich diesen Ruf bereits zurecht verdient gehabt: "Election" und "About Schmidt" sind schwarze, geschliffen scharfe Satiren über das Leben. Sie sind so genau beobachtet, geschrieben und gespielt, so dass sie mindestens zu den besten Komödien der vergangenen 20 Jahre zählen. Und selbst Paynes schwächere Werke wie sein Debütfilm "Citizen Ruth" oder "The Descendants" mit George Clooney sind originell und erfrischend genug in ihrer Herangehensweise an schwierige Themen wie Abtreibung oder Sterben, um im Gedächtnis zu bleiben.

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★★★★

"Zama" (Lucrecia Martel)

[Out of Competition] Neun Jahre ist der letzte Film ("The Headless Woman") der umfeierten Lucrecia Martel her. Jetzt scheint sie mit "Zama" selbst für abgehärtete Cineasten eine echte Herausforderung darzustellen: Guardian-Kritiker Xan Brooks nennt den Film der Argentinierin ein "fremdartiges, sinnliches Wunder" und vergibt die Höchstwertung. Guy Lodge von Variety hat einen "herausfordernden, formal begeisternden Kolonial-Alptraum" gesehen. Es geht um eine spanische Kolonie im 18. Jahrhundert an der Küste Paraguays.

"Ex Libris: New York Public Library" (Frederick Wiseman)

[Wettbewerb] Ein Dokumentation über die öffentliche New Yorker Bücherei von dem Bostoner Festivaldarling Frederick Wiseman ("National Gallery", "At Berkeley"). Robbie Collin vom Daily Telegraph ist begeistert: "Eine geniale Abhandlung über Wissen als universelles Menschenrecht und auch eine heimliche Symphonie New Yorks." Dave Calhoun von TimeOut stimmt in die Hymne mit ein. "Ex Libris" laufe über vor Liebe für Wissen, Bücher, Gespräche und Debatten.

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★★★

"Foxtrot" (Samuel Maoz)

[Wettbewerb] Der Regisseur Samuel Moaz gewann im Jahr 2009 den Goldenen Löwen von Venedig für seinen klaustrophobischen Panzerfilm „Lebanon“. „Foxtrot“ ist erst der zweite Film des Israelis, aber schon wieder ist er im Rennen um den höchsten Preis der Mostra ganz vorne mit dabei. „Foxtrot“ übt scharfe Kritik am israelischen Militär, das in den Augen des Films seine junge Bevölkerung für die eigene politische Agenda verheizt. Moaz erzählt in einer kompliziert dreiteiligen Handlung vom Tod eines jungen israelischen Soldaten und was dieses Schicksal für die Hinterbliebenen bedeutet. „Preisverdächtiges Kino auf einem furchtlosen Level“, findet der Variety-Kritiker Jay Weissberg.

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Donnerstag, 24. August 2017
Akins "Aus dem Nichts" ist der deutsche Oscar-Kandidat

Der internationale Verleihtitel von "Aus dem Nichts" lautet "In the Fade"

Mach's noch einmal, Fatih: Der deutsche Regisseur Fatih Akin hat die Ehre, Deutschland wieder in der Oscar-Kategorie "bester fremdsprachiger Film" zu vertreten. Mit seinem Film "Aus dem Nichts" ist er vor allem wegen Hauptdarstellerin Diane Kruger nicht chancenlos.

Der Film "Aus dem Nichts" von Fatih Akin ist der offizieller deutsche Kandidat für die Oscar-Kategorie "bester fremdsprachiger Film". Das gab das Unternehmen German Films, das jährlich die Wahl des deutschen Beitrags organisiert, am Mittwochmittag bekannt. Akins Film gewann mit seiner Hauptdarstellerin Diane Kruger im Mai den Darstellerinpreis bei den Filmfestspielen in Cannes. Im Jahr 2007 vertrat der Regisseur mit "Auf der anderen Seite" bereits Deutschland im Oscar-Rennen. "Aus dem Nichts" folgt auf "Toni Erdmann", der es dieses Jahr unter die fünf besten fremdsprachigen Filme schaffte.

Zur Begründung der Auswahl des Rachefilms, der um ein Hamburger Bombenattentat mit NSU-Bezug kreist, hat die neunköpfige Jury geschrieben: "It's at the same time a drama, a court movie and a thriller. Fatih Akin relates law and justice, revenge and pain – with complexity, unsparingly, and with a stirring narrative. The film gives a political issue a human face and unfolds with a ripple effect from which the audience cannot escape, from the first to the very last minute."
Offene Rechnung "Inglourious Basterds"
Magnolia Pictures hat die Verleihrechte von „Aus dem Nichts“ für Nordamerika gekauft und will den Film noch dieses Jahr in die US-Kinos bringen. Mit der Schauspielauszeichnung für Kruger in Cannes und ihrer Geschichte um die verpasste Nominierung für „Inglourious Basterds“ könnte der neue Fatih-Akin-Film zumindest nicht chancenlos im Oscar-Rennen um eine Nominierung als bester fremdsprachiger Film sein.

Deutschland gewann den Oscar für den besten fremdsprachigen Film in den vergangenen Jahren zwei Mal: im Jahr 2006 für "Das Leben der Anderen" und im Jahr 2002 für "Nirgendwo in Afrika". Neben "Toni Erdmann" schafften aber auch andere deutsche Spielfilme den prestigeträchtigen Achtungserfolg, nominiert worden zu sein: "Das weiße Band", "Der Baader-Meinhof-Komplex", "Sophie Scholl" und "Der Untergang".
Wer ist die Konkurrenz?
"Aus dem Nichts" setzte sich gegen zehn andere deutsche Kandidaten durch. Darunter befanden sich Valeska Grisebachs "Western", Chris Kraus' "Die Blumen von gestern" und Sven Taddickens "Gleißendes Glück". Auch Schweden gab diese Woche seinen Oscar-Kandidaten, nämlich den Palmengewinner "The Square" von Ruben Östlund, bekannt. Die Schweiz schickt ihren Film "Die göttliche Ordnung" über das Frauenwahlrecht ins Rennen.

Von seinem Land noch nicht bestimmt, aber sicherlich auch nicht chancenlos wäre der ungarische Berlinale-Gewinner "On Body and Soul". Das gilt auch für Aki Kaurismäkis finnische Flüchtlingskomödie "The Other Side of Hope", das chilenische Drama "A Fantastic Woman" sowie "Ana, mon amour" aus Rumänien. Aus Cannes scheinen der französische Beitrag "120 Beats per Minute" und der russische Beitrag "Loveless" nicht unwahrscheinlich.

Links: - Liste aller Oscar-Kandidaten, - Deutsche Shortlist

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Montag, 21. August 2017
Filmfest Hamburg in weiblicher Hand

Maria Dragus in Barbara Alberts "Licht" | © Christian Schulz / Geyrhalter Film
Das Programm des Filmfestes Hamburg nimmt weiter Formen an: Die Macher feiern in der zweiten Welle von Filmen vor allem Regisseurinnen.

Im zweiten Stoß an Programmtiteln des Filmfestes Hamburg stehen Frauen im Mittelpunkt. In ihrem Spielfilm "Licht" erzählt die österreichische Regisseurin Barbara Albert eine Parabel über die Macht der Musik zur Zeit Mozarts in Wien. Das Filmfest Hamburg findet: "Aufwendig inszeniert und mit großem Einfühlungsvermögen, beschreibt das Historiendrama die schicksalhafte Geschichte des Wunderheilers Franz Anton Mesmer (Devid Striesow) und seiner berühmtesten Patientin, Maria Theresia Paradis (Maria Dragus), eine 18-jährige, früh erblindete Pianistin, die mit Schrecken bemerkt, dass sie mit zunehmender Sehkraft ihre musikalische Virtuosität verliert." Der neue Albert-Film feiert seine Weltpremiere im September in Toronto.

Die Regisseurin Chloé Zhao zeigte bereits ihr Debüt "Songs My Brothers Taught Me" beim Hamburger Filmfest im Jahr 2015. Dieses Jahr präsentiert die gebürtige Chinesin ihren Film "The Rider", der in Cannes mit dem Art Cinema Award ausgezeichnet wurde. Das Filmfest schreibt: "Zhao entführt darin den Zuschauer auf eine melancholische Reise ins amerikanische Heartland und erzählt sehr bewegend und mit großer Sensibilität von einem einst gefeierten Rodeo-Star, der nach einer schweren Kopfverletzung auf der Suche nach einer neuen Identität ist." Der Village Voice-Filmkritiker Bilge Ebiri nannte "The Rider", der in der Directors' Fortnight lief, den besten Cannes-Film 2017.
"Little Miss Sunshine"-Team zurück
Der brasilianische Dokumentarfilm "Baronesa" von Juliana Antunes handelt vom Alltag zweier Frauen in den Favelas der brasilianischen Millionenmetropole Belo Horizonte. Das Filmfest Hamburg findet: "Ihre Gespräche öffnen einen weiblichen Blick auf ein von männlicher Gewalt dominiertes Milieu, das trotz aller Härte eine raue Schönheit besitzt." Männer spielen im Film nur eine Nebenrolle, auch die Filmcrew bestand fast ausschließlich aus Frauen.

Dem Thema Gleichberechtigung widmen sich Valerie Faris und Jonathan Dayton. Das Ehepaar hinter "Little Miss Sunshine" präsentiert mit "Battle of The Sexes – Gegen jede Regel" ihren zweiten gemeinsamen Spielfilm. Im Zuge der sexuellen Revolution und dem Aufschwung der Frauenbewegung wird 1973 in den USA der Schaukampf zwischen der weltweiten Nr. 1 des Frauentennis, Billie Jean King (Emma Stone), und dem Ex-Tennis Champion Bobby Riggs (Steve Carell) als "Battle Of The Sexes" angekündigt und mit 90 Millionen Zuschauern weltweit zum meist gesehenen Sportevent der Fernsehgeschichte.

Wim Wenders erhält in diesem Jahr auf dem Filmfest den Douglas-Sirk-Preis. Zu diesem Anlass wird sein neuer Film "Submergence" mit Alicia Vikander und James McAvoy gezeigt. Die ersten Filme, die für das Programm im Juli bekannt gegeben wurden, klangen bereits vielversprechend: Der Gewinner der Goldenen Palme in Cannes, "The Square" von Ruben Ostlünd, ist dabei. Ebenso werden vier weitere Cannes-Weltpremieren zu sehen sein: "Jupiter's Moon" von Kornél Mundruczó, der umfeierte französische Film "Jeune femme" sowie der neue Francois-Ozon-Film "L'amant double" und der US-Film "The Florida Project".

Das Filmfest Hamburg findet vom 5. bis 14. Oktober statt. Gezeigt werden über 120 neue Produktionen aus aller Welt.

Links: - München-Entdeckungen, - Locarno-Entdeckungen

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Berlinale: Wieland Speck gibt Panorama-Leitung ab

V. l. n. r.: Wieland Speck, Paz Lázaro, Michael Stütz und Andreas Struck | © Ali Ghandtschi / Berlinale 2017
Die neue Leiterin der Berlinale-Sektion Panorama heißt Paz Lázaro. Gemeinsam mit ihren Kollegen Michael Stütz und Andreas Struck kuratiert sie zukünftig das Programm, das Wieland Speck in den vergangenen 25 Jahren geprägt hat.

Der langjährige Leiter der Berlinale-Sektion Panorama, Wieland Speck, wird seine Kompetenz künftig als Berater des Programms einbringen. Ab 1982 hatte Speck an der Seite von Manfred Salzgeber das Panorama - seit 1980 eine eigenständige Sektion - mit aufgebaut und es als renommiertes Programm im Arthouse-Bereich etabliert. Berlinale-Chef Dieter Kosslick hat jetzt Paz Lázaro zu seiner Nachfolgerin als neue Leiterin der Sektion berufen. Gemeinsam mit Michael Stütz und Andreas Struck wird sie das Panorama-Programm kuratieren.

Alle drei haben lange an der Seite von Speck gearbeitet: Lázaro war seit 2006 Programmmanagerin der Sektion. Michael Stütz, bislang im Panorama für die Programmkoordination verantwortlich, wird künftig zusätzlich zur Koordination des Teddy Award die Sektion als Programmmanager und Kurator mitgestalten. Andreas Struck, seit 2006 unter anderem Programmberater im Panorama, wird neben der kuratorischen Arbeit die Kommunikation des Panorama-Programms redaktionell verantworten.
Spanierin mit Produzentenerfahrung
Lázaro, die 1972 in Sevilla geboren wurde, studierte spanische und englische Philologie sowie Soziologie. Sie arbeitet seit 2000 bei der Berlinale und ist seit 2006 Programmmanagerin der Sektion Panorama. 2007 wurde sie in das Auswahlkomitee für den Wettbewerb berufen. Sie gehört außerdem dem Team der Berlinale-Delegierten für iberoamerikanische Filme und dem Auswahlkomitee der Berlinale Special Series an. Bevor sie Filmfestival-Kuratorin wurde, arbeitete Lázaro in der Filmproduktion, vorwiegend in Spanien, sowie in der Theaterproduktion, unter anderem mit Constanza Macras und der Dorky Park Company.

„Ich danke Wieland herzlich für seine fantastische Arbeit beim Panorama. Er hat für den anspruchsvollen Independent-Film eine Plattform geschaffen, die ihn erfolgreich mit dem internationalen Markt verbindet“, sagte Festivalchef Kosslick: „Ich freue mich ganz besonders, dass er uns künftig mit seiner Expertise und Erfahrung beim offiziellen Festivalprogramm zur Seite stehen und das Jubiläumsprogramm des Panorama 2019 kuratieren wird.“

Speck übernahm 1992 die Leitung des Panorama. In den vergangenen 25 Jahren hat er das Profil der Sektion geprägt und dem 1987 mit Manfred Salzgeber gegründeten Teddy Award als weltweit erstem und bislang bedeutendstem Filmpreis für queeres Kino internationale Anerkennung verschafft.

Der britische Filmhistoriker Peter Cowie hat das Panorama in Berlin vom Stellenwert her mit der Un Certain Regard-Reihe in Cannes verglichen: Es sei die angesehene Sektion für Filme, die ihren Weg aus welchen Gründen auch immer nicht in den offiziellen Wettbewerb gefunden hätten. In den vergangenen zwei Jahrzehnten war es vor allem ein Forum für das Queer Cinema. Das Panorama entdeckte Regisseure wie Gus van Sant und Pedro Almodóvar für das Weltkino. Im Februar feierte hier die spanische Genre-Sensation "Pieles" ihre Weltpremiere. Auch der bislang beste Film des Jahres, "Call Me by Your Name", lief direkt nach Sundance als internationale Premiere.

Link: - Wettbewerbs-Tipps 2017

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