Mittwoch, 15. Februar 2017
Berlinale 2017: Die portugiesische Wild Card "Colo"

© Alce Filmes
Das aufregende portugiesische Kino lebt. Teresa Villaverdes Film „Colo“ ist im Wettbewerb eine der positivsten Überraschungen. Unwahrscheinlich souverän erzählt die Portugiesin ganz ohne Pathos von der Last der Armut. Eine Filmkritik von Michael Müller

Wie stellt man im Kino Armut da? Die größte Qualität des portugiesischen Wettbewerbsbeitrags „Colo“ liegt wohl darin, dieses dumpfe, betäubende Gefühl der Verzweiflung auf eine bedrückende Weise ohne jegliches Pathos eingefangen zu haben.

Der Vater (João Pedro Vaz) legt sich, nachdem er mehrere Nächte umhergeirrt ist, auf sein Bett. Die Tochter bittet er, ihm eine gesalzene Tomate zu bringen. Es ist eine gigantische Tomate, wie man sie selten zu sehen bekommt. Der Vater isst sie nicht nur einfach, er saugt sich seinen verloren gegangenen Lebenssaft aus der Frucht. Er hat keine Ventile, um seinen Frust los zu werden. Jeden Tag bekommt er sein Scheitern erneut vor Augen geführt, weil kein Busgeld für die Tochter da ist, seine Frau weitere Jobs annehmen muss oder Kerzen angezündet werden, weil die Stromgesellschaft den Saft abgetreten hat.
Armut ist eine tödliche Krankheit
Das erzählt die Portugiesin Teresa Villaverde, die früh in ihrer Karriere Lorbeeren auf den wichtigsten Festivals der Welt einheimste, um dann von der Bildfläche zu verschwinden, ganz nebenbei in kleinen Gesten und fehlenden Selbstverständlichkeiten. Villaverde beschreibt vor allem feinfühlig und mit großem Respekt, indem sie der Familie Abstand zur Kamera gewährt. Sie verzichtet fast auf Großaufnahmen der Gesichter. Der Druck auf der Familie ist aber in jeder Szene zu spüren. Das funktioniert umso imposanter, weil anfangs möglich erscheint, dass der Vater an einer tödlichen Krankheit leidet. Weiter gedacht ist dem tatsächlich so.

Zwei Bilder haben sich auf ewig eingebrannt: Wie die Tochter (Shootingstar: Alice Albergaria Borges) mit ihrer Freundin in der Nacht am Ufer sitzt und die Kamera seitwärts vorbeifährt. Die Freundin hat der Tochter gestanden, dass sie schwanger ist. Im Gras teilen die beiden sich jetzt ein bisschen das Leid. Der andere Moment zeigt den Vater am Strand. Er hat mit dem Gedanken gespielt, einen Schulfreund mit einem Taschenmesser zu erpressen, weil dieser ihm keinen Job geben wollte. Nachdem der Schulfreund den Vater jedoch überwältigt hat und getürmt ist, zieht sich der Vater nackt aus und steigt in die Fluten. Selbstmord ist in dieser Wirklichkeit immer eine Option, mehr als eine Möglichkeit, sogar ein logischer Ausweg aus der Misere.
Aufregende Bildsprache
Was gibt es Schlimmeres für einen Vater, als seine Nutzlosigkeit für die Familie festzustellen. Er ist ein liebender Vater, den aber die scheinbar ausweglose Jobsituation zu Boden drückt. Einmal sitzt er in der Badewanne. Mit einem schmutzigen Eimer schüttet er sich das Badewasser über den Kopf. Er lässt den Eimer auf dem Kopf, als ob er sich vor der Welt verstecken will. Seine Tochter platzt ins Bad. Der Vater ist peinlich berührt und entschuldigt sich umgehend. Die Tochter sagt, es sei doch nichts passiert.

Villaverdes „Colo“ besitzt eine aufregende Bildsprache, steigert seine Intensität von Szene für Szene. Ein schleichendes Grauen erfasst den Zuschauer in den lang ausgespielten Szenerien von atemberaubender visueller Schönheit. "Colo" ist gleichzeitig noch ein Coming-of-Age-Film und ein Länderporträt der wirtschaftlich angeschlagenen Region. Es sind dem Film Preise zu wünschen.

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Berlinale 2017: Wettbewerb beschleunigt mit Kaurismäkis "The Other Side of Hope"

"The Other Side of Hope" © Sputnik Oy
Soweit so gut: Offenbar lasse ich in diesem Jahr häufig die schwächeren Wettbewerbsfilme aus und genieße die rar gesäten Highlights. Neuester Kandidat ist Kaurismäkis Film "The Other Side of Hope". Negative Space-Chefkritiker Michael Müller zieht Halbzeitbilanz.

Der Wettbewerb der Berlinale nimmt Fahrt auf. Es wäre auch schrecklich, wenn er es nicht täte, denn er ist bald vorbei. War Josef Haders Journalistenporträt „Wilde Maus“ zwar ziemlich unterhaltsam, aber ultrakonventionell erzählt, bedeutete „Felicite“ von Alain Gomis am Samstag schon eine ganz andere Klasse. Vor allem die zweite Hälfte des Films, der eine verzweifelte Mutter im Kongo dabei begleitet, wie sie versucht, das Geld für die Operation ihres kranken Jungen aufzutreiben, begeistert.

Aus den verzweifelten Taten der Mutter in der ersten Filmhälfte, bei denen sie sich – alle Schamgrenzen verdrängend – zum Beispiel vor den örtlichen Oligarchen auf den Boden schmeißt und bettelt, wird dann ein ganz anderer, fast meditativer Film. Dazu tragen die hypnotischen, zerdehnten Gesangsauftritte der Hauptdarstellerin bei, die Gomis mal in rotes oder grünes Licht taucht, sie in Gedanken abschweifen und wild träumen lässt.
Chilenische Superheldin ohne Superkraft
Der erste Favorit auf den Goldenen Bären kommt aus Chile. „A Fantastic Woman“ von Sebastian Lelio trifft keinen falschen Ton. Die Geschichte um die Transsexuelle Marina (Bärenkandidatin: Daniela Vega), die nach dem plötzlichen Tod ihres deutlich älteren Liebhabers, Schikanen und Demütigungen durch die Gesellschaft erdulden muss, ist makellos erzählt. Dabei ist sie keine Superheldin. Ihre Superkraft besteht darin, selbst in den emotional herausforderndsten Momenten der Arroganz und dem Hass ihren Stolz und ihre Würde entgegenzustellen.

Auch „The Other Side of Hope“ ist ein richtig guter Film, der jedem Wettbewerb eines A-Festivals gut zu Gesicht gestanden hätte. Was man auch daran merkt, dass er plötzlich fertig ist und man gerne noch etwas länger zugesehen hätte. Zu schade. Am besten einfach nochmal sehen. Der finnische Auteur Aki Kaurismäki orientiert sich bei seinem Humor bekanntermaßen an der Komödienschule von Buster Keaton. Umso ernster die Protagonisten schauen, umso weniger sie lächeln, umso witziger sind die Aktionen für die Zuschauer.
Wunschtraum Gastronom
Der finnische Handelsvertreter Wikström hängt sein früheres Leben an den Nagel: Den Ehering legt er bei seiner Frau wie einen Hotelschlüssel auf dem Tisch ab. Der Triumph bei einer Hinterzimmer-Pokerpartie ermöglicht ihm, seinem Lebenstraum nachzugehen, nämlich ein eigenes Restaurant aufzumachen. Nur dumm, dass er nichts von Gastronomie versteht. Hinzu kommt das Personal, dass die Gutmütigkeit des Mannes aufs Vortrefflichste auszunutzen versteht.

Khaled ist aus Syrien geflohen. Bis auf seine verschollene Schwester ist seine gesamte Familie in Aleppo umgekommen. Jetzt durchläuft er die Asylantragsmaschinerie in Finnland. Als sein Antrag abgelehnt wird, flüchtet er vor der Polizei in den Hinterhof des Restaurants, wo ihn der ehemalige Vertreter erst verprügelt, um ihn dann in seine Restaurant-Familie aufzunehmen.

Es war ein großer Coup, als Dieter Kosslick frühzeitig im Dezember verkünden konnte, dass der neue Kaurismäki nicht – wie gewöhnlich – in Cannes, sondern in Berlin aufschlagen würde. Es ist zwar keine Weltpremiere, weil der Film davor bereits in den finnischen Kinos angelaufen war, was nur der kleine Schönheitsfehler bei diesem tollen Wettbewerbsbeitrag ist.
Ein utopisches, liebenswertes Universum
„The Other Side of Hope“ ist nach "Le Havre" der zweite Teil der losen Hafen-Trilogie und als Tragikkomödie perfekt: In seinem Ton, seiner melancholischen Sehnsucht aller Protagonisten, die zugleich todtraurig und irgendwie glücklich wirken. Der Humor ist reichhaltig, meist visuell, häufig herrlich skurril. Als das Ordnungsamt gleich am zweiten Tag nach der Wiedereröffnung unter dem neuen Besitzer auftaucht, verstecken die Mitarbeiter Khaled in der Damentoilette. Das machen sie mitsamt seinem Staubsauger, der noch läuft, als die Beamten den Laden mehr oder weniger motiviert unter die Lupe nehmen. Nachdem der Spuk vorbei ist, kommt Khaled mit dem Restaurant-Hund aus der Toilette und erzählt, wie er ihn während seines Aufenthalts zum Islam bekehrt hat.

Der Ex-Vertreter ist auch so sympathisch, weil unter der anfänglich angedeuteten harten Schale des Durchschnittsfinnen eine zutiefst menschliche und hilfsbereite Persönlichkeit lauert. Fast lässt er sich mit Wohlwollen von seinen Mitarbeitern, der schon recht alten blonden Praktikantin, dem Koch, der nur Konservendosen öffnen kann und dem Kellner, der weiß, wo es die besten gefälschten Ausweise gibt, abziehen. In diesem utopischen, liebenswerten Universum wirken die finnischen Rassisten, der fette Glatzkopf und sein Gefolge, die Khaled terrorisieren, wie ein Fremdkörper. Am Anfang des Films werden sie von Obdachlosen verjagt, die gegen Diskriminierung mit ihren Fäusten einstehen.

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Dienstag, 14. Februar 2017
Berlinale 2017: Der besondere Film "Pieles"

© Internationale Filmfestspiele Berlin
Erst war das Berlinale-Publikum in Schockstarre, am Ende jubelte es dem jungen Spanier Eduardo Casanova zu. Sein außergewöhnlicher Debütfilm "Pieles" geht an Geschmacks- und Schmerzgrenzen. Ist das Voyeurismus oder Kunst? Eine Filmkritik von Michael Müller

Auf der Bühne steht Eduardo Casanova. Der 25-jährige Spanier mit den wasserstoffblond gefärbten Haaren hat am Tag zuvor die Weltpremiere seines Films „Pieles“ auf der Berlinale gefeiert. Er trage deswegen heute ein Justin-Timberlake-Shirt, weil er einen Hangover habe. Das Publikum lacht. Casanova spricht kein Englisch, aber viele im Publikum verstehen Spanisch. Dann macht die Übersetzerin ihren Job und Casanova kassiert nochmal Lacher der Zuschauer. Der Nachwuchsregisseur hat unverkennbar auch Alleinunterhalter-Qualitäten. In so jungen Jahren schon so souverän auf der großen Bühne zu agieren, beeindruckt. Und es macht skeptisch, wie ernst und aufrichtig er seinen Film meint.

Denn „Pieles“, was übersetzt „Häute“ bedeutet, ist harter Tobak. Das ist ganz sicher kein Film, der für jeden gemacht ist. Die Frage müsste sogar lauten, für welches Publikum er überhaupt gedacht ist. Eine Warnung für Zartbesaitete sei hier schon ausgesprochen. „Pieles“ ist ein besonderer Film. Er zeigt zum Beispiel ein Mädchen, bei der anatomisch etwas verkehrt herum ist. Anus und Mund sind vertauscht. Regisseur Casanova flunkert nach der Vorführung, dass er sich diese Erkrankung bei einer Tüte Gras ausgedacht habe. Wahrscheinlicher ist es, dass er die Idee bei der Zeichentrickserie „South Park“ geklaut hat. Auch das ist legitim.

Wenn das Mädchen gegen den Willen ihres Vaters in ein Cafe geht, nimmt sie für die Suppe einen Schlauch und einen Trichter mit. Ihr Vater schenkt dem Mädchen zum Geburtstag eine Einhornmaske für das gesamte Gesicht, die sie fortwährend auf der Straßen tragen soll. Wenn sie denn schon unbedingt rausgehen müsste ...
Ohne Beine, ohne Augen
Aber in Casanovas Episodenfilm sammeln sich verschiedene Besonderheiten: Etwa ein junger Mann, der davon träumt, sich die Beine abzuschneiden und eine Meerjungfrau zu werden. Es gibt eine Prostituierte, die weder Augen noch Augenhöhlen besitzt und sich anstelle dessen kleine Diamanten ins Gesicht setzt. Zu ihr trauen sich nur die absoluten Härtefälle mit den absonderlichsten sexuellen Vorlieben.

Es wird schon in der ersten Szene eines Pädophilen bei einer Puffmutter klar: Das ist ein Film, der keine Gefangene macht, der provozieren, wehtun, vielleicht sogar aufrütteln will. Das ist nicht Tod Brownings Horrorklassiker „Freaks“, bei dem tatsächliche Menschen mit körperlichen Besonderheiten wie etwa die Frau ohne Unterleib oder die „Nadelköpfe“ am Tisch sitzen und „One of Us“ intonieren.

Aber ehrlich gesagt geht „Pieles“ zumindest in diese Richtung, auch wenn viel mit Masken und Prothesen gearbeitet wurde. Es gibt zum Beispiel auch eine übergewichtige Dame, Kleinwüchsige und andere Menschen, die nicht dem klassischen Schönheitsideal der Filmindustrie entsprechen. Aber das Herz und die Sensibilität von Eduardo Casanova liegen näher beim frühen Todd Solondz, besonders bei seinem ultraharten Meisterwerk „Happiness“.
Mit Udo Jürgens ins Herz geschossen
Am Anfang und am Ende des Films erklingt die spanische Cover-Version von Udo Jürgens’ Schlager-Klassiker „Was ich dir sagen will“. Die Outfits der Darsteller und das Set-Design sind in Rosa und Violett gehalten. In bizarren Zeitlupenstudien flattert ein Penis und spanische Flaggen im Wind. Nur ist sofort klar: Casanova übt in seinem Debütfilm nicht, wie es der Kanadier Xavier Dolan seit einigen Jahren in den internationalen Wettbewerben tun darf. Es ist ein Frontalangriff auf unsere genormte Leistungsgesellschaft, eine beißende Kritik an der Geschmacksdikatur von immer utopischeren Schönheitsidealen. Das Ganze ist schmerzhaft komisch und eine emotionale Achterbahnfahrt, die nichts ausspart.

Die Grenzen von Gut und Böse sind in „Pieles“ aufgehoben. Ein Protagonist hat zum Beispiel ein Faible für deformierte Menschen. Seine Freundin, deren Gesichtshaut verschoben ist, macht mit ihm Schluss, weil er nicht sie, sondern nur ihre Hauterkrankung sexuell attraktiv findet. So bekommt die Floskel, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt, auch ganz neue Facetten.

Das Erstaunliche an „Pieles“ ist, dass trotz der schrillen Inszenierung (hier bitte die Pedro-Almodóvar-Reminiszenzen einfügen) viele der Figuren funktionieren, man als Zuschauer mit ihnen leidet und fühlt und letztlich sogar das Gefühl entsteht, der Film hätte zu einem profunderen Umgang mit menschlichen Körpern beigetragen.

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Sonntag, 12. Februar 2017
Berlinale 2017: Doku-Perle "Aus einem Jahr der Nichtereignisse"

Willi dreht seine Runde © joon film
Willi Detert ist einer der Stars der noch jungen 67. Berlinale. Der fast 90-Jährige ist der Protagonist der sehr sehenswerten Dokumentation "Aus einem Jahr der Nichtereignisse". Eine Filmkritik von Michael Müller

André Bazin, der Ziehvater der Cahiers du Cinema und Schutzheiliger der Nouvelle Vague, gesteht dem Medium Film eine ganz besondere Bedeutung zu. In seinem Buch "Was ist Film?" erklärt er, dass die Erfindung des Films nur die logische Weiterentwicklung des menschlichen Strebens sei, unsterblich zu werden. So wie schon die Höhlenmenschen mit ihren Wandzeichnungen einen bleibenden Eindruck auf dieser Erde hinterlassen wollten, sei der Film das Medium, was diesem Menschheitstraum im 20. Jahrhundert am nähesten gekommen sei.

Gummilatschen im Gartenmatsch. Eine vor Überforderung aufquietschende Gehhilfe, die Willi Detert mit Entschlossenheit durchs Unterholz treibt. Geht nicht, gibt's nicht. Der fast 90-Jährige, der allein auf seinem Bauernhof in Norddeutschland lebt, ist der Hauptdarsteller der Dokumentation "Aus einem Jahr der Nichtereignisse". Wenn Willi will, kommt er auf seinem Hof noch überall hin, selbst da, wo das Kamerateam bereits aufgegeben hat. Und allein ist er nicht wirklich. Hat er doch seine Tiere, vor allem die Katze Muschi und die Erinnerungen an ein langes Leben.
Ein Mann von Welt
Die beiden deutschen Regisseure Hans-Christian Schmid und Dietrich Brüggemann warten geduldig vor dem Arsenal-Kino, um auch noch Plätze zu erhaschen. Die Vorstellung im Forum ist nahezu ausverkauft. Auf der Leinwand ist Willi auf Englisch untertitelt. Das gibt den "Nichtereignissen" ein internationales Flair – und hilft auch beim Verstehen. Das ist nicht nur Willis Dialekt und seiner charmant schnoddrigen Art geschuldet, sondern auch den technischen Umständen, unter denen diese Dokumentation entstanden ist.

Später erzählen die beiden Filmemacher der Doku, Ann Carolin Renninger und René Frölke, warum sie unbedingt mit einer Kamera drehen mussten, die am Stück nur eine halbe Minute aufzeichnen kann. Sie erklären auch die Schwarzbilder und die Tonaussetzer. Aber eigentlich will man das gar nicht mehr wissen. Das grobkörnige, unscharfe Zeitdokument spricht für sich. Es hat Willi Detert verewigt; seine Alltagsroutinen; den Besuch eines Geburtstags mit Marzipantorte; den Gang zur Gefriertruhe; das Kraulen seiner Katze; die Kriegserinnerungen an Monte Cassino. "Aus einem Jahr der Nichtereignisse" dampft das Leben auf das Wesentliche runter. Es ist ein kontemplatives Highlight der diesjährigen Berlinale.

Link: - Lukas Foerster über Aus einem Jahr der Nichtereignisse

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Berlinale 2017: "Tiger Girl" – Ein Film wie eine Naturgewalt

© 2017 Constantin Film Verleih GmbH / Fogma
Der erste richtige Einschlag der Berlinale war der deutsche Film "Tiger Girl" von Jakob Lass. Dagegen sah der Wettbewerb der ersten Tage eher blass aus. Eine Filmkritik von Michael Müller

Der stellvertretende Chefredakteur von Blickpunkt:Film, Thomas Schultze, hat seine Hintergrundgeschichte zu „Tiger Girl“ in der Berlinale-Ausgabe mit der Überschrift „Martial Arthouse“ betitelt. Das ist gar nicht verkehrt, obwohl es aus dem Presseheft stammt. Es ist ein interessantes Synonym für den neuen Jakob-Lass-Film „Tiger Girl“. Der walzt in seinem Unterhaltungslevel und seiner technischen Virtuosität über die Zuschauer wie eine Naturgewalt: „Tiger Girl“ ist energetisch, sexy, roh und voller Lebenslust.

Lass hat nach seinem Debütfilm „Love Steaks“ den nächsten Schritt gemacht, wobei es fast mehr ein eleganter Sprung ist. Er hat sich bei seiner Geschichte um zwei junge Berliner Damen, die gegen die Konventionen und die Obrigkeit rebellieren, aus der German-Mumblecore-Ecke katapultiert. „Tiger Girl“ befindet sich jetzt in einem Zwischenraum, den es in Deutschland eigentlich gar nicht gibt, nämlich im cineastisch berauschenden Mainstream. Das heißt nicht, dass das von Constantin Film produzierte Werk ein garantierter Hit wird. Dass er es aber verdient hätte, von einer größeren Öffentlichkeit gefeiert zu werden, steht außer Frage.
Verdient sich seine Italowestern-Momente
Vanilla (Maria Dragus) ist viel zu lieb. Sie widersetzt sich nie, weicht immer allen Konflikten aus. Als sie bei der Polizeiaufnahmeprüfung scheitert, versucht sie es zur Überbrückung mit einer Ausbildung zur Sicherheitskraft. Aus ihrem höflichen Dornröschenschlaf weckt sie Tiger (Ella Rumpf) auf. Die überlebt so mehr oder weniger auf der Straße – auch wenn sie ein stilechtes Wohnmobil hat –, indem sie das System anarchisch unterwandert. Einmal erklärt sie zum Beispiel einen Schrankenautomaten eines Parkplatzes für außer Betrieb und kassiert kurzerhand so die Parkgebühren. Tiger ist eine Mischung aus Punk, Pippi Langstrumpf und Tyler Durden.

„Tiger Girl“ ist aber eben nicht wieder ein dreister, zwanzig Jahre zu spät kommender deutscher „Fight Club“-Klon, sondern er lässt an ganz andere Vergleiche denken: Walter Hills „The Warriors“, „Hitcher – Der Highway-Killer“, manchmal sogar „Uhrwerk Orange“, vor allem in den atemberaubenden, pointierten Zeitlupenstudien. Wenn die beiden Mädels durch die Straßen Berlins ziehen, Passanten aufmischen und die Kamera auch mal den auf dem Kopf stehenden Blickwinkel eines Baseballschlägers einnimmt, dann sind das vor allem auch visuelle Qualitäten, die den Vergleich zulassen. Es spricht für das Genregespür des Regisseurs Lass, dass es zwei waschechte Italowestern-Momente im Film gibt, es aber kein schlichtes Zitate-Kino ist. Die Figuren, die Situationen und die Könnerschaft hinter der Kamera füllen diese Bilderschule mit neuem Leben.
Hauptmann von Köpenick des 21. Jahrhunderts
Der Film zelebriert die Anarchie nicht nur, mit der Tiger Vanilla ansteckt. Er setzt sich auch kritisch mit ihr auseinander, zeigt neben den spaßigen Seiten des Regelbrechens auch die zerstörerische Kraft, die – wie ein entfesselter Golem – nicht mehr eingefangen werden kann. Lass zerlegt die anarchische Grundhaltung von Tiger in seine destruktiven Bestandteile. Zumal Gewalt hier auch dank der epochalen, Eastern-verdächtigen Soundeffekte brutal weh tut. Aber natürlich rüttelt der Film auch an der Obrigkeitshörigkeit der Deutschen, dem Fetisch für Uniformen. Ein "Hauptmann von Köpenick" des 21. Jahrhunderts.

Es gibt mehrere Realitätsebenen: Der Film hat die Abenteuer der beiden Protagonistinnen, die lange von der Realität geschont werden. Hier schwebt und fliegt die Kamera, da pumpen Hip-Hop-Songs die Atmosphäre auf. Gleichzeitig erzählt der Film auch den tristen Alltag in der Sicherheitsschulung mit viel Humor und vor allem einem Ausbilder (Orce Feldschau), der für diese Rolle geboren wurde. Es ist dieser Wechsel aus Hyperrealität und beinahe dokumentarischer Genauigkeit, der den Reiz von „Tiger Girl“ ausmacht.

Beide Hauptdarstellerinnen sind Glücksgriffe. Ella ‚Tiger’ Rumpf besitzt eine unbezahlbare Qualität für das Sprechen deutscher Dialoge: Sie improvisiert, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Das klingt alles echt, roh, aber nicht ohne eine gewisse Poesie und nach viel Sprachrhythmus. Vor allem sind die Gedanken nicht ohne eigene Moral. Aber genau so sollte sich deutsches Genrekino im besten Fall immer anfühlen: frisch, lebendig und frei.

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Samstag, 11. Februar 2017
Berlinale 2017: Die doppelte Huppert zur Eröffnung

Lolita Chammah in "Barrage" © Red Lion
Vor lauter Filmeschauen gibt es kaum Zeit zur Reflexion: Für den Isabelle-Huppert-Film "Barrage" lohnt es sich aber, kurz inne zu halten. Eine Filmkritik von Michael Müller

Für Dieter Kosslicks Eröffnungsfilm "Django" war ich zu spät angereist. Die eher lauwarme Rezeption in der Fachpresse ließ mich dann diese Auslassung eher leicht verschmerzen. Mein Eröffnungsfilm war die doppelte Huppert. Mutter und Tochter sind gemeinsam auf der Leinwand in der französischen Co-Produktion "Barrage" zu sehen, bei der die Länder Luxemburg und Belgien mitfinanziert haben. Laura Schroeders Film, der in der Forum-Sektion läuft, bietet Isabelle Hupperts erste Rolle seit ihrem triumphalen Doppelschlag aus dem vergangenen Jahr mit "Things to Come" und "Elle".

Dem ersten eigenen Festivalfilm kommt eine besondere Bedeutung zu. Er setzt bekanntlich die Erwartungshaltung und Stimmung, für das, was da noch kommen wird. "Barrage" eröffnete verheißungsvoll.

Der Name Schroeder bürgt für Qualität. Vor allem, wenn der Umlaut nicht ausgeschrieben wird. Eberhard Schroeder war nämlich einer der spannendsten und kreativsten Sexploitation-Regisseure der Report- und Schulmädchen-Filme der 1970er-Jahre. Er verfilmte Guy de Maupassant („Madame und ihre Nichte“) und brachte sich mit Gas um, als sein erster ernsthafter Film ohne nackte Haut floppte („Als Mutter streikte“). Die Luxemburgerin Laura Schroeder ist mit Eberhard wohl weder verwandt noch verschwägert. Aber sie ist eine Schroeder, über die in der Zukunft noch viel geschrieben und gesprochen werden wird. Immerhin vereint sie in ihrem zweiten Spielfilm Isabelle Huppert mit ihrer Tochter Lolita Chammah. Auch da: Was für ein Name! Französischer geht es kaum.
Patchwork unter der Lupe
„Barrage“ ist ein Familiendrama, das die Familiengrenzen auflöst. Umso weniger der Zuschauer von den genauen Verhältnissen und Hintergründen der drei Protagonistinnen weiß, umso besser funktioniert der Film. Denn „Barrage“ gewinnt durch seine Andeutungen und dadurch, dass der Zuschauer die offen gelassenen Hintergründe zu Ende denkt. Elisabeth (Isabelle Huppert) kümmert sich um die kleine Alba (Thémis Pauwels). Diszipliniert arbeiten die beiden gemeinsam an der Vorhand des aufstrebenden Tennistalents. Der Tagesablauf des Mädchens ist perfekt auf Schule und Tenniskurse abgestimmt, bis Catherine (Lolita Chammah) wieder in ihr Leben tritt.

Die Patchwork-Familie befindet sich auf der Berlinale unter dem Vergrößerungsglas. Auch der Film "Back for Good" aus der Perspektive deutsches Kino untersucht etwas gröber und plumper das Erziehungskonzept über verschiedene Generationen und wechselnde Bezugspersonen hinweg. Sowohl "Barrage" als auch "Back for Good" spielen mit dem Image des nach Hause kommenden Menschen, der sich hinter Fassaden und Masken zu verstecken versucht. Die Wahrheiten sind zu schmerzhaft, als dass sie direkt thematisiert werden könnten. Catherine steht einmal im Supermarkt vor einer Auswahl Sonnenbrillen. Nachdem sie eine aufgezogen hat, ahmt sie lustvoll einen Popsstar auf der Bühne nach. In fremden Rollen fühlt sie sich wohler als in der eigenen Haut.

Schroeders Film lebt von seinen drei Hauptdarstellerinnen. Unvermeidbar ist natürlich der optische Vergleich der Huppert mit Lolita Chammah. Aber Chammah versteckt sich schauspielerisch nicht. Sie ist die eigentliche Hauptrolle, die einige wunderbare Tanzmomente und fast zärtliche Szenen mit der kleinen Alba hat. Chammahs Figur des gefallenen Engels fasziniert wegen ihrer Ambiguität. Bis zum Schluss ist nicht ersichtlich, ob sie sich um die Familie kümmern, sie testen oder zerstören will. "Barrage" ist ruhig erzählt; mit sicherer Hand für einen zweiten Spielfilm; der Film ist aber vor allem bittersüß gefärbt und ob seiner Talente vor und hinter der Kamera verheißungsvoll.

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Mittwoch, 8. Februar 2017
Couragierter Berlinale-Startschuss

Wettbewerbsbeitrag "Félicité" © Andolfi
Am Donnerstag eröffnet das Biopic "Django" die Filmfestspiele von Berlin. Es könnte die politischste Berlinale seit langem werden. Ob das gut ist, wird sich zeigen müssen.

Festivalleiter Dieter Kosslick spielte den Ball ganz flach, als er auf der Pressekonferenz zur offiziellen Verkündung des Berlinale-Programms das Motto des Festivals festlegte. Eigentlich sei es nur der Titel der Nebenreihe "Berlinale Talents", aber eigentlich könnte das Wort auch für die gesamte Veranstaltung stehen: Courage. Kosslick hatte es bis zum Schluss gewissentlich vermieden, über den neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump zu sprechen. Aber letztlich konnte er nicht widerstehen. Nur wollte er keine großen Reden schwingen, sondern lieber sein Programm sprechen lassen.

Die Berliner Filmfestspiele, die immer schon das politischste der drei großen A-Festivals waren, entstanden aus der Motivation heraus, in einer trüben Zeit den Menschen das "Schaufenster der freien Welt" zu präsentieren. So ist es über die Jahrzehnte geblieben. Und es wird einer der narrativen Stränge sein, die das Festival selbst wie auch die Journalisten bespielen werden. Sexismus, Rassismus, Homophobie, Kolonialismus und die gesellschaftlich Abgehängten werden Themen sein. Den aktuellen politischen Entwicklungen wird ein weltoffenes, liberales Kino entgegengesetzt. Die Frage wird aber auch sein: Reicht es, wütend zu sein, zu protestieren und aufzubegehren? Oder findet die Auseinandersetzung auch die passenden ästhetischen Formen und Mittel. Gut gemeint, ist eines der schlimmsten Prädikate, die einem Film angeheftet werden können.
Winter Is Coming
Von den Namen her ist alles angerichtet. Es muss klar sein: Das wird nicht die Berlinale der Superstars und Hollywoodfilme sein. Kosslick hätte sehr gerne Martin Scorseses Film "Silence" und den Denzel-Washington-Film "Fences" außer Konkurrenz im Wettbewerb gezeigt. Aber die Termine passten nicht. Die Namen, über die wir in den kommenden anderthalb Wochen sprechen und schreiben werden, heißen Călin Peter Netzer, Hong Sangsoo, Alain Gomis, Aki Kaurismäki oder Sebastián Lelio. Es läuft zumindest James Mangolds X-Men-Film "Logan" als Weltpremiere im Wettbewerb. Mit seiner irritierenden kammerspielartigen Düsternis scheint er dort auch hinzugehören. "Winter is coming", heißt es in der immer noch besten aktuellen TV-Serie "Game of Thrones". Es soll am ersten Berlinale-Wochenende wahnsinnig kalt werden.

Die Berlinale eröffnet am Donnerstag mit dem Biopic "Django" über die Jazzlegende Django Reinhardt, die als Sinti wegen ihrer Herkunft von den Nazis verfolgt wurde. Kosslick dachte für die Eröffnung auch laut über das Biopic "Der junge Karl Marx" von Raoul Peck nach. Jener Peck, der als aussichtsreicher Oscar-Kandidat für den besten Dokumentarfilm mit "I Am Not Your Negro" an den Start geht. Der sozialdemokratisch geprägte Festivalchef glaubt, dass Marx' Hauptwerk "Das Kapital" nichts von seiner Aktualität bis heute eingebüßt hat. Das lässt sich nun auch filmisch mit August Diehl in der Berlinale-Special-Reihe überprüfen.
Kann es sein, dass Weibsvolk anwesend ist?
Auch ein wichtiges Narrativ werden Filme von Frauen sein. Auf sie liegt im Wettbewerb ein besonderes Augenmerk. Was haben Filmemacherinnen wie Teresa Villaverde, Sally Potter, Agnieszka Holland, Ildikó Enyedi oder Gurinder Chadha nach teils langen filmischen Pausen zu erzählen. Braucht es automatisch fünfzig Prozent Regisseurinnen in der wichtigsten Reihe eines A-Festivals. Oder sollen gleich alle Preise an weibliche Filmschaffende gehen, so wie es der Bayerische Filmpreis dieses Jahr in der Regiekategorie andeutete, um die Jahrzehnte der Missachtung wieder auszugleichen. Wettbewerbe von A-Festivals können teils noch chauvinistischer sein als die Filmindustrie an sich. Da wird mit harten Bandagen gekämpft.

Ein weiterer Fokus wird auf den deutschen Filmen liegen. Es wird gemunkelt, Volker Schlöndorff könnte mit "Rückkehr nach Montauk" zu alter Stärke zurückfinden. Was macht die Berliner Schule? Wer schaut alle vier Filme von Heinz Emigholz im Forum und wer findet die Zeit für die viereinhalbstündige Fassbinder-Miniserie "Acht Stunden sind kein Tag". Was macht die Perspektive Deutsches Kino? Und wer hat auch den Max-Ophüls-Preisträger "Siebzehn" auf seiner Most-Wanted-Liste ganz oben dabei. Es wird Zeit, dass es losgeht.

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Montag, 6. Februar 2017
Trailer zu Bärenfavorit "A Fantastic Woman"


Erster Trailer zum chilenischen Wettbewerbsbeitrag "A Fantastic Woman" bestätigt die hohen Erwartungen. Er feiert am Sonntag seine Weltpremiere auf der Berlinale.

Abgesehen von Luca Guadagninos Film "Call Me by Your Name" ist es das vielleicht am heißesten erwartete Werk der Berlinale: "A Fantastic Woman" von Sebastián Lelio. Produziert von den Oscar-Größen Pablo Larraín und Maren Ade. Auf den Spuren von Fassbinders "In einem Jahr mit 13 Monden". Während ich beim Rumänen Cãlin Peter Netzer immer skeptischer werde, ob sein neuestes Werk an das Meisterwerk "Mutter & Sohn" anknüpfen kann, begeistert mich bei Lelio jedes weitere Detail. Was für ein atemberaubend schönes Poster der Film hat, was für eine Dringlichkeit und Selbstsicherheit in den Trailer-Szenen steckt.

Link: - Most-Wanted-Liste 2017

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Sonntag, 5. Februar 2017
Experte: Kaurismäki gewinnt Goldenen Bären

"The Other Side of Hope" © Sputnik Oy
Die alljährliche Young-Liste ist raus: Der Hollywood Reporter Neil Young hat die Chancen der Wettbewerbsbeiträge der Berlinale ausgewürfelt. Er traut den Sieg in der Hauptkategorie Finnland zu.

Es ist sowohl eine Tradition als auch eine Spielerei: Im Vorfeld der Berlinale errechnet der Filmkritiker des Hollywood Reporter, Neil Young, die Gewinnchancen der Wettbewerbsbeiträge der Berlinale. Sein Favorit ist der neue Aki-Kaurismäki-Film "The Other Side of Hope". Zum ersten Mal zeigt der eigentliche Stammgast in Cannes ein Werk im Berliner Wettbewerb. Kaurismäki wurde ursprünglich einmal im Forum der Berlinale entdeckt. Young begründet seine Rangfolge nicht. Aber es ist anzunehmen, dass die vorhandene Flüchtlingsthematik in "The Other Side of Hope" solch eine politische Entscheidung rechtfertigen würde.

Auf den Plätzen des Hollywood Reporter folgen "Félicité" vom französisch-senegalesischen Regisseur Alain Gomis und der Film des Südkoreaners Hong Sang-soo, "On the Beach at Night Alone". Das könnte eine Wunschvorstellung bleiben, weil beide Regisseure aufregende Auteurs sind, deren Werke von den Cineasten am heißesten erwartet werden. Traditionell spräche für solche Talente eher der Alfred-Bauer-Preis, den es für neue Perspektiven auf die Filmkunst gibt.

Weit oben befinden sich auf Neil Youngs Liste auch Werke, von denen man zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht weiß, was man von ihnen halten soll: Der portugiesische Film "Colo" von Teresa Villaverde, "On Body and Soul" von Ildikó Enyedi, der chinesische Zeichentrick "Have a Nice Day" von Liu Jian und der brasilianische Film "Joaquim" von Marcelo Gomes. Allesamt Filme, auf die man auch am meisten gespannt ist.
Wie Young im vergangenen Jahr spekulierte
Keine Chancen auf den Goldenen Bären räumt Young zum Beispiel Sabus toll aussehendem Auftragskillerfilm "Mr. Long" ein. Höchstwahrscheinlich, weil der Film zu viel Genreaffinität ausstrahlt. Die Chancenlosigkeit gilt ebenso für die "Beuys"-Doku von Andres Veiel, den Eröffnungsfilm "Django" und Josef Haders Regiedebüt "Wilde Maus".

Im vergangenen Jahr sagte Young dem Film "Soy Nero" um einen Mexikaner, der für eine Green Card in den Krieg zieht, den Goldenen Bären voraus. Der Film war toll, wurde vom Feuilleton aber eher mit Schulterzucken goutiert und erhielt letztlich keinen einzigen Preis. Auf Platz zwei landete damals Mia Hansen-Løves Film "Things to Come", der bekanntlich den Silbernen Bären für die beste Regie gewann. Für einen anderen seiner Favoriten, "A Lullaby to the Sorrowful Mystery", gab es immerhin den Alfred-Bauer-Preis.

Links: - Young-Liste 2017, - Young-Liste 2016

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Mittwoch, 1. Februar 2017
Poster des Panorama-Films "Tiger Girl"

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Montag, 30. Januar 2017
Eröffnungsfilm der Perspektive Deutsches Kino: "Back for Good"-Poster

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Sonntag, 29. Januar 2017
Max-Ophüls-Festival-Gewinner "Siebzehn" auf Berlinale

Siebzehn - Trailer from SEVEN Film and Postproduction on Vimeo.

Traditionell läuft der Gewinner des Max-Ophüls-Festival am Publikumstag der Berlinale. Den diesjährigen besten Spielfilm "Siebzehn" sollte man sich vormerken.

Am Berlinale-Publikumstag, dem 19. Februar, zeigt die Perspektive Deutsches Kino den Max-Ophüls-Festival-Gewinner "Siebzehn". Der österreichische Film von Monja Art, der den Wettbewerb in Saarbrücken gewonnen hat, erhielt mit Elisabeth Wabitsch auch den Preis für die beste Nachwuchsschauspielerin. Die Handlung dreht sich um die 17-jährige Paula, die in Niederösterreich auf dem Lande erste Erfahrungen mit Sex und Liebe macht. Deutscher Verleih ist Salzgeber.

Die Jury-Begründung: "Sensibel und entschlossen inszeniert, erzählt dieser wunderbare Film von der ersten oder auch der zweiten Liebe, tiefen Sehnsüchten, der inneren Unsicherheit und der Suche nach der eigenen Identität. Es ist überaus erstaunlich, dass man diese wiederkehrenden Geschichten vom Erwachsenwerden so erfrischend und emotional mitreißend neu erfinden kann."

Rüdiger Suchsland sieht im Deutschlandradio den Debütspielfilm "Siebzehn" in einer qualitativen und perspektivischen Reihe mit Werken wie "Toni Erdmann" und "Wild" aus dem vergangenen Jahr. Monja Arts Film sei formal gewagt und mit beeindruckenden Jungschauspielern besetzt. Patrick Wellinski aus der Vollbild-Redaktion findet, dass sich "Siebzehn" mutig und klug von ähnlich gelagerten Coming-of-Age-Filmen absetzt. Hier wandere das Begehren allein durch Blicke.

Das Max-Ophüls-Festival in Saarbrücken ist eine der Talentschmieden des deutschsprachigen Films. Zu den Gewinnern der vergangenen Jahre zählen Filme wie "Love Steaks" (Jakob Lass), "Rammbock" (Marvin Kren), "Michael" (Markus Schleinzer), "Schläfer" (Benjamin Heisenberg), "Muxmäuschenstill" (Marcus Mittermeier) und "Das weiße Rauschen" (Hans Weingartner).

Link: - Perspektive Deutsches Kino 2017

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