Sonntag, 16. Oktober 2011
Tarantinos heimlicher Darling: J. Lee Thompson
schwanenmeister, 23:19h
J. Lee Thompson ist ein britischer Regisseur, der eine fast vierzig Jahre währende, höchst erfolgreiche Filmkarriere vorzuweisen hat. Und er ist trotzdem ein Mann, auf den selten bis gar nicht in den letzten Jahren Loblieder gesungen wurden und der in der Filmgeschichte leider selbst mit seinen berühmtesten Filmen ("Die Kanonen von Navarone", "Ein Köder für die Bestie") im Schatten anderer Filmemacher (Carl Foreman, Martin Scorsese) stehen musste. Ein Name, der unauslöschlich mit den doch fast ausschließlich in fanboyhaften Actionzirkeln geschätzten Spätwerken eines Charles Bronson und den ganz späten, verkannten Teilen der „Planet der Affen“-Serie verbunden ist. Bezeichnenderweise war es auch "Death Wish 4: The Crackdown", der Quentin Tarantino und Edgar Wright im Audiokommentar der Double Dippin' 3-Disc Collector's Edition von "Hot Fuzz" auf den Briten brachte.
"Do you believe in Jesus? Well, you're gonna meet him!"
"Who the fuck are you?" - "Death!"Als die beiden Cinephilen gerade so ins Reden kamen und zwischen dem Bashen und Heiligsprechen von Michael Winner schwankten, fiel Tarantino ein, dass er ja aktuell die Autobiografie von eben jenem J. Lee Thompson gelesen hatte. Sein größtes Ärgernis war allerdings, dass Thompson nunmal über die Filme den Mantel des Schweigens legte, die ihn am meisten interessiert hätten. Der film junk, wie er es ausdrückte: Filme wie der wahnsinnige Weltkriegs-Thriller "Pass des Todes" mit Malcolm McDowell und Jason Mason. Aber welches andere exploitative Geraffel Tarantino meinte, wird mir erst jetzt in diesen Tagen klar. Denn der Regisseur Edgar Wright veröffentlichte in seinem Blog eine Liste von Filmen, die er noch nicht kennt und die ihm von Freunden und Bekannten vorgeschlagen wurden. Eine riesige Auswahl von Streifen also, von denen er vielleicht ein Dutzend demnächst im typischen Double Feature-Format im New Beverly Cinema von Los Angeles zeigen will.
Ein Platz im Tarantino-PantheonUnter den unzähligen Vorschlägen befinden sich auch acht - Wright behauptet engstirnig, es wären zehn - vom Kollegen Tarantino. Neben Obskuritäten wie "Get Crazy", QT-Klassikern wie "Hickey & Boggs" und "Eastern Condors" sowie Filmgeschichtsklassikern wie "Morocco", "El Dorado" und "The Westerner" stehen da ebenso die beiden J. Jee Thompson-Filme "The Reincarnation of Peter Proud" (aka "Der Mann, der zweimal getötet wurde") und "Return from the Ashes" (aka "Eine Tür fällt zu") auf der Liste. Der eine Film ist ein 1960er-Jahre-Thriller mit Maximilian Schell und Ingrid Thulin, der andere mitten in den 1970er-Jahren als Inzest-Mystery-Geschichte um Jennifer O'Neill ("Sette note in nero") entstanden. Von beiden lese ich das erste Mal. Aber es passt ins Bild, dass Tarantino hinsichtlich J. Lee Thompson gerade jetzt seine Ambitionen als Förderer unterstreicht. Zeigte er doch erst am 15. Oktober in der eigenen, unregelmäßig stattfindenen New Beverly Midnights-Reihe den ausschlaggebenden "Death Wish 4: The Crackdown".
Link: - Edgar Wright
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