Dienstag, 1. März 2011
Einmonatiges Quentin Tarantino-Festival

Johnny Cash in "Five Minutes to Live"
Wie könnte man seinen Ehrentag besser feiern, als im eigenen Kino einen Geburtstagsmonat auszurufen und das komplette Programm zu schmeißen? Zum Beispiel, indem man kurz vorher den Ehren-Cesar in Frankreich abräumt und auf Harvey Weinsteins Oscar-Party einfach ausplaudert, dass das nächste Drehbuch fertiggeschrieben ist. Die Gerüchte um Quentin Tarantinos Spaghetti Western werden die Internetgemeinde monatelang beschäftigen. Tarantino-Aficionados werden sich indes eher auf dessen Programm im New Beverly Cinema in Los Angeles stürzen und würden nur zu gerne seine Essays zu Douglas Sirk und Don Siegel lesen, die er versprach, exklusiv an den "Gremlins"-Regisseur Joe Dante zu verschicken. Und wenn dann "Kill Bill: The Whole Bloody Affair" am Ende des Monats seine US-Premiere feiern wird, sieht es auch gar nicht mehr schlecht für eine endlich würdige DVD/Blu-ray-Fassung des Meisterwerks aus.
CRACK HOUSE
REDNECK MILLER
Die Late-Blaxploitation "Crack House" mit Jim Brown zeigte Tarantino bereits als Teil eines Grindhouse Triple Feature auf dem QT-Fest 6. Die Hicksploitation "Redneck Miller" präsentierte er zu Ehren des 2007 geschlossenen Original-Alamo Dafthouse in einer regional bestimmten Redneck Night.
ESCAPE FROM ALCATRAZ (NEU)
I ESCAPED FROM DEVIL'S ISLAND (NEU)
Immer wieder ließ Quentin Tarantino seine Vorliebe für Don Siegels Werk durchscheinen, aber noch nie programmierte er einen seiner Filme auf seinen Festivals. Als Tarantino auf Edgar Wrights Festival The Wright Stuff II auftauchte und "Dirty Harry" noch diesen Januar gegenüber der Kritikerikone Pauline Kael verteidigte, war jedoch klar, dass da etwas kommen würde. Und schön zu sehen, dass Tarantino seinen eigenen kleinen Hausgott William Witney nicht vergessen hat.
SHAME OF THE JUNGLE
Den anarchischen, angenehm versauten Zeichentrickfilm von Picha & Szulzinger präsentierte Quentin als ergänzendes Midnight Movie zu einem Agentenfilm-Double Feature auf dem QT-Fest 6.
Ralph Bakshi Night
COONSKIN
HEY GOOD LOOKIN' (NEU)
Tarantino ist einer der ganz wenigen Filmfans, die ich kenne, die auch jenseits der berüchtigten Werke den Regisseur Ralph Bakshi schätzen. Den hochpolitischen Zeichentrickfilm "Coonskin" zeigte er bereits Ende der 1990er-Jahre als Einführung in einen ganztägigen Exploitation Marathon. Bakshi drehte "Hey Good Lookin'" genau zwischen seinen Klassikern "Lord of the Rings" und "Fire and Ice".
ROAD GAMES
THE ANDERSON TAPES (NEU)
2005 setzte Tarantino der Ozploitation ein Denkmal: Er programmierte auf dem QT-Fest 6 eine Australian Night und brachte auf diese Weise vergessene Freuden des Genrefilms von Down Under zurück auf die cinephile Speisekarte. Die Verbeugung vor dem Hitchcock-Schüler Richard Franklin war besonders einprägsam. Auch wenn Tarantino damals "Psycho 2" zeigte, wurde ebenso Franklins "Road Games" mit Jamie Lee Curtis und Stacy Keith zu einem Must-See. Von seiner Leidenschaft für "The Anderson Tapes" lese ich dagegen zum ersten Mal.
Grindhouse Night Revenge Triple Feature
THE NO MERCY MAN (NEU)
JOHNNY FIRECLOUD
SUMMERTIME KILLER
Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird. Dabei gibt es fast nichts Elektrisierenderes als einen kleinen Rache-Marathon auf der Leinwand. Der Ur-Rambo "Johnny Firecloud" war ursprünglich eine Verlegenheits-Ergänzung Tarantinos aus dem Print-Fundus des Alamo Drafthouse-Besitzers Tim League, entwickelte sich aber dank starker Zuschauerreaktionen zum Evergreen. Den Christopher Mitchum-Film "Summertime Killer" zitierte der Maestro an populärer Stelle in "Kill Bill". "The No Mercy Man" dagegen ist selbst für QT-Aficionados Neuland. Tarantinos Fundus an gritty 70's-Movies scheint unbegrenzt zu sein.
Rod Taylor Night
DARK OF THE SUN
HELL RIVER (NEU)
Die Filme eines Jack Cardiffs im Allgemeinen und das atemberaubende Men-on-a-Mission-Movie "Dark of the Sun" im Speziellen gehören vielleicht zu Tarantinos schönsten Entdeckungen über die Jahre. Auf dem QT-Fest 5 lief der unter dem deutschen Titel "Katanga" bekannte Rod Taylor-Film gemeinsam mit Sammo Hungs "Eastern Condors" und stellte eine Art Urkeimzelle für die Ideen hinter "Inglourious Basterds" dar. Umso gespannter bin ich auf "Hell River" aka "Der letzte Haufen der 7. Division", den das New Beverly Cinema auch nur mit einem deutschen Filmposter anwerben kann, weil der zu überwiegenden Teilen unter jugoslawischer Federführung entstandene Film bis heute keine DVD-Veröffentlichung in den USA erfahren hat.
WHITE LIGHTNING
THE LAST AMERICAN HERO (NEU)
"Der Tiger hetzt die Meute" ist ein echter Klassiker des QT-Fest, war er doch schon auf der allerersten Veranstaltung im Jahr 1997 dabei, als Tarantino eine Good Ol' Boy Night zusammen mit den Filmen "Jackson County Jail" und "Dirty Mary, Crazy Larry" schmiss. "The Last American Hero" wiederum ist sehr spannend, weil noch unbeleckt und ein Film mit Jeff Bridges in den 1970er-Jahren. Alle, die jetzt den Dude in "Crazy Heart" und "True Grit" feiern, müssen zurückgehen in das Jahrzehnt, in dem Bridges wirklich ein Gigant war ("The Last Picture Show", "Fat City", "Thunderbolt & Lightfoot").
STONE
In einem seiner seltenen Fangoria-Interviews, was wie immer nur sehr wenig Beachtung fand, erklärte Tarantino, dass er für eine Kinokopie des australischen Biker-Films seinen rechten Arm hergeben würde. Da er körperteilemäßig immer noch komplett ist, muss davon ausgegangen werden, dass er für diese Angelegenheit einen Pakt mit dem Teufel eingegangen ist.
Paul Mazursky Night
BOB & CAROL & TED & ALICE
BLUME IN LOVE
Der kongeniale New Hollywood-Regisseur Mazursky war für Tarantino eine späte Entdeckung, die er durch eine nahestehende Freundin machte: Deren absoluter Lieblingsfilm war nämlich "Blume in Love"; und es war ihr liebevoller Blick, der Quentin zurückgehen und Mazursky noch mal neu entdecken ließ. Er pushte ihn dann unter anderem in einem äußerst prominent besetzten L.A.Weekly-Roundtable zum "Grindhouse"-Kinostart und in seiner Master Class in Cannes.
MAN FRIDAY (NEU)
COOLEY HIGH (NEU)
Ein brandneues Double Feature von Tarantino muss nicht unbedingt begeistern. Klar, klingt "Man Friday", ein 70's-Update der Robinson Crusoe-Geschichte mit Peter O'Toole und Richard Roundtree, nicht uninteressant, aber vom Hocker haut die Kombi auch nicht gerade. Und auch die Frage, ob "Cooley High" die vorweggenommene schwarze Antwort auf "Breakfast Club" war, bestimmt jetzt nicht meinen Alltag. Niedrige Erwartungen haben indes noch nie geschadet.
DRIVE-IN (NEU)
DAZED AND CONFUSED
"Drive-In" schwebt für mich im luftleeren Raum. Kenne niemanden der Beteiligten. "Dazed and Confused" dagegen ist vielleicht einer der ältesten Tarantino-Klassiker, wenn es um Filme geht, die er seit dem Beginn seiner Karriere regelmäßig gepusht hat. 1994 traf Quentin den "Dazed and Confused"-Regisseur Richard Linklater das erste Mal persönlich - in einer Midnight Show von Robert Altmans "Nashville". Daraus entwickelte sich eine Freundschaft. Und "Dazed and Confused" tauchte immer mal wieder auf Tarantinos Listen der absoluten Lieblingsfilme auf. Für ihn war das ganz einfach der "Rio Bravo" der 1990er-Jahre.
PRETTY MAIDS ALL IN A ROW
Eine der ganz großen Extravaganzen der 1970er-Jahre, Roger Vadims Cheerleader Movie mit Rock Hudson, wurde bereits 1999 auf dem dritten QT-Fest gemeinsam mit "Mother, Jugs & Speed" gezeigt.
CHARLEY ONE-EYE (NEU)
KID BLUE (NEU)
"Unter tödlicher Sonne" heißt der deutsche Verleihtitel von "Charley One-Eye". Und man kommt nicht umhin, festzustellen, dass das New Beverly-Festival im Zeichen von Richard Roundtree steht. Übrigens grandioses Poster! "Kid Blue" ist ebenso Frischfleisch und bietet einen frühen, nicht einen ganz frühen Auftritt von Dennis Hopper. Dazu gibt es Warren Oates, Peter Boyle und Ben Johnson - viel besser kann man einen Western nicht besetzen.
Grindhouse Night
THE HOT, THE COOL AND THE VICIOUS (NEU)
FEARLESS FIGHTERS
Die Appetizer für "Kill Bill: The Whole Bloody Affair": "Drei wild wie der Teufel" ist ein Späteastern, von dem ich noch nichts gehört oder gelesen habe. "Fearless Fighters" sieht nach etwas mehr abgefahrenen Spaß aus. Aber für dieses Double Feature bräuchte ich eine echte Kung Fu-Phase.
THUNDER ROAD
FIVE MINUTES TO LIVE (NEU)
Den Moonshinin'-Klassiker "Thunder Road" mit Robert Mitchum programmierte Tarantino meines Wissens noch nicht auf seinen Festivals, nannte ihn aber bereits als Lieblingsfilm. Und "Five Minutes to Live" mit Johnny Cash in der Hauptrolle schaut sehr spannend aus.
Shaw Brothers Night
THE AVENGING EAGLE
DUEL OF THE IRON FIST
Wenn ich mich richtig erinnere, hat "The Avenging Eagle" eines der unglaublichsten Enden der Filmgeschichte. Und Tarantino verglich den Regisseur Chung Sun mit Stanley Kubrick. "Duel of the Iron Fist" lief dagegen tatsächlich auf einem QT-Fest - und zwar dem allerersten - gemeinsam mit dem anderen Shaw Brothers-Klassiker "Seven Blows of the Dragon".
FRIDAY
Der Kiffer-Abhängfilm "Friday" mit Ice Cube und Chris Tucker wurde von Quentin durch die Platzierung auf der 2009er-Lieblingsfilmliste, die seine Favoriten aufzählte, seit er Filmemacher geworden war, geadelt. Etwas spät, der Herr!
THE FIGHTING FISTS OF SHANGHAI JOE
Der Klaus Kinski-Hit "Der Mann mit der Kugelpeitsche" lief auf dem QT-Fest 5. Oder er sollte gezeigt werden, was aber nie zu Stande kam. Jedenfalls gab es vor einigen Jahren die Intention Tarantinos, diese sehr spaßige Italowestern-Kung Fu-Verquickung der Welt zu präsentieren.

Links: - New Beverly Cinema, - Hofberichtserstattung

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Moin :-)
Kennst Du einige Filme aus dem Programm?
Ich such sie mir gerade bei den üblichen Online-Händlern zusammen. ;-)

Übrigens, hab Hans W. Geißendörfer heute auf WDR5 gehört. ...sehr interessant.

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Ich empfehle dir "Road Games", "Dark of the Sun", "White Lightning", "Stone", "Blume in Love" und "Pretty Maids All in a Row". Mit denen kann man eigentlich nichts falsch machen. Sind allesamt über die Jahre echte, prägende Lieblingsfilme geworden. Klassiker wie "Dazed and Confused" oder "Friday" solltest du ja kennen. Mich persönlich interessiert am meisten der Rod Taylor-Film "Hell River". Nie davon gehört oder gelesen gehabt. Wegen Rod Taylor aber absolute Pflicht. Und im Gegensatz zu den USA gibt es den in Deutschland sogar auf - minderwertiger - DVD zu kaufen. Und ich werde das Ganze dazu nutzen, alte Videoleichen wie "The Anderson Tapes" oder "Escape from Alcatraz" wieder auszubuddeln.

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Hab gestern "Hell River" aka "Der letzte Haufen der 7. Division" gesehen, auf DVD (Kriegsfilm-Box zB Amazon), in einer (schlechten) VHS-Qualität.
Der Film ist aber wirklich sehenswert!!! ....gerade für alle die Inglourious Basterds mögen/lieben.

...muß jetzt unbedient andere Rod Taylor-Filme nachholen.

PS: Brioni Farrell als Anna ist auch ein Hingucker :-)

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Jaja, Rod Taylor-Filme nicht kennen, sich aber Cineast schimpfen - geht gar nicht. ;)

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Guilty as charged ;-)

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