Samstag, 8. Januar 2011
Wiederbelebung des deutschen Films?
Man wollte letztes Jahr gar nicht mehr hinsehen, so schlecht schlugen sich die deutschen Produktionen in der zweiten Jahreshälfte. Selbst sicher geglaubte Blockbuster wie "Konferenz der Tiere" und "Otto's 11" blieben weit hinter den Erwartungen der Chartsanalysten zurück. Es war ein Katastrophenjahr, das zeigte, dass die deutsche Filmindustrie noch nicht die Breite an amortisierenden Projekten erreicht hatte, um regelmäßig oben mitspielen zu können. Weiter zeigte sich, dass der 3D-Bonus Hollywoods in kürzester Zeit die Konkurrenz aufgerieben hatte. Bernd Eichinger und seine Constantin machten dann etwas, was von vielen (mich eingeschlossen) als eine Art Kapitulation begriffen wurde, nämlich wackelige Produktionen ins nächste Jahr zu verschieben.

Unter anderem "Die Superbullen", die zweite Fortsetzung des "Voll normaaal"-Franchise, das in den 1990er-Jahren Kultstatus erlangte und auf dem Höhepunkt des Ballermann-Craze Eichinger eine goldene Nase verdiente. Gemeinsam mit dem neuen "Werner"-Abenteuer wurden die Zelte 2010 abgebaut. Und es zahlt sich jetzt aus: Dem zweiten, samstäglichen InsideKino-Trend nach packen es Tommie und Mario als "Superbullen" auf Platz zwei der Kinocharts mit geschätzten 190k Zuschauern. Bei "nur" 254 Kopien ergibt das einen Fabelschnitt, der sich der magischen 1000er-Grenze nähert, die deutschlandweit volle Häuser garantiert. Nicht schlecht für ein Franchise, das mit Ausnahme von Eichinger alle abgeschrieben hatten. Das wird ihn auch in seinem Bestreben bestärken, die "Manta, Manta"-Fortsetzung mit Til Schweiger zielstrebig auf die Beine zu stellen.

Nur einige Zahlen zum letzten Jahr: Keine deutsche Produktion in der Jahres-Top Ten; das gab es das letzte Mal 2001. Der erfolgreichste deutsche Spielfilm hieß "Friendship!" und hatte knapp 1,6 Millionen Zuschauer. Das letzte Mal, dass kein deutscher Film die 2 Millionen-Besuchermarke knacken konnte, war 1995, als die TV-Komödie "Stadtgespräch" auf einen ähnlich niedrigen Wert kam. Und überhaupt: Zuschauertechnisch war 2010 extrem bescheiden. Die 3D-Zuschläge retteten die Bilanzen der größeren Kinos. Aber in einem Jahr, wo der letzte "Harry Potter"-Teil nicht einmal die 6 Millionen-Besuchermarke nehmen konnte und ein Film wie "Sherlock Holmes" mit gerade einmal 1,7 Millionen Zuschauern in die Jahres-Top Ten kam, kann hauptsächlich von Enttäuschungen geschrieben werden.

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