Mittwoch, 13. Januar 2010
Wahnsinns-Projekt "Henri IV."
schwanenmeister, 19:46h
Umso mehr Player, umso mehr Spaß im Spiel, lautet meine Devise auf dem deutschen Kinomarkt. Es gibt den Giganten Constantin und viele kleine Independentfirmen. Die Ufa will dieses Jahr wieder auferstehen, was spannend wird. Und X-Filme kehren mit zwei Prestigeprojekten ihrer wichtigsten Regisseure zurück. Auch die deutschen Zweigstellen der amerikanischen Majors sammeln fleißig weiter die immer größer werdenden Krümel auf. Trotzdem bleibt das Feld überschaubar. Und der Cineast sehnt sich nach den so viel bunter erscheinenden Zeiten, die Manfred Barthel in seinen nostalgisch verklärten, aber nicht weniger lesenswerten Erinnerungen, "Als Opas Kino jung war", so gekonnt zelebrierte.
Ja, der lernwillige Cineast horcht auf, wenn er von den Plänen Regina Zieglers erfährt, die ihr Engagement auf dem Kinomarkt verstärken will. Denn die rothaarige Powerfrau erinnert ihn entfernt an die legendäre Ilse Kubaschewski, Chefin des Gloria-Filmverleihs und leidenschaftliche Zuschauerkönigin der 1950er-Jahre mit Heimatfilmen, Militärschwänken und Arztschnulzen. Beides sind sie herausragende Beispiele dafür, wie sich Frauen in einer von Machos dominierten Industrie durchsetzen können. Regina Ziegler startete zwar im Kino des so genannten Neuen Deutschen Films in den 1970er-Jahren, konnte aber ihr kleines Imperium vor allem durch das Fernsehen aufbauen: Heute vergeht kaum eine Woche, in der nicht mindestens ein TV-Movie läuft, in dem Ziegler die Finger im Spiel hatte. Die markantesten Eckpunkte ihrer Karriere machen die in den 1990er-Jahren weltweit sehr erfolgreich gelaufenen "Erotic Tales" und der letztjährige Emmy-geadelte Mehrteiler "Die Wölfe" aus.
Kinoprojekte schob Ziegler in den letzten Jahren immer verhaltener an, auch weil der Erfolg bei den meisten Produktionen ausblieb. Wer hat zum Beispiel schon die Komödie "Suche impotenten Mann fürs Leben" gesehen. Nun "boomt" aber deutsches Kino gerade mehr oder weniger. Und Ziegler Film ist wirtschaftlich bestens aufgestellt. Warum also nicht mal ein absolutes Traumprojekt angehen, einen Heinrich Mann-Roman etwa wie "Henri IV.", den man vor Ewigkeiten im Deutsch-Leistungskurs gelesen hatte. Dass die letzte erfolgreiche Heinrich Mann-Verfilmung aus den 1950er-Jahren stammt und "Der Untertan" hieß, ist einem dabei egal. Mit viel Mühe und Not kratzt man sich das gigantische Budget von 19 Millionen Euro zusammen, gestaltet den Film amphibisch, um auch von den öffentlich-rechtlichen Einrichtungen Unterstützung zu erfahren und packt oben drauf einen Haufen eigenes Kapital.
Über sieben Jahre hat Regina Ziegler mit Regisseur Jo Baier ("Wambo", "Der Laden") an diesem Traum gezimmert. International hat sie ihn angegangen, die Franzosen samt Geld und Schauspieler mit ins Boot geholt. In Tschechien drehen lassen. Quasi alles engagiert, was der deutsche Schauspielmarkt hergab: Joachim Krol, Andreas Schmidt, Sandra Hüller, Hannelore Hoger, Ulrich Noethen, Devid Striesow, Karl Markovics, Andre Hennicke und Wotan Wilke Möhring. Ein großes historisches Epos soll es werden. Und der Trailer macht schon was her. Was man sich aber auch ehrlicherweise fragen müsste: Wer soll sich das überhaupt anschauen? Ganz nach der Devise, wenn du es baust, werden sie schon kommen, schwimmt "Henri IV." zwischen "Die Päpstin" und Heinrich Breloers "Die Buddenbrooks". Der Constantin-Film hatte nur einen kleinen Vorteil: Er basierte auf einem Bestseller, den in den letzten zwei Jahrzehnten Millionen von Menschen gelesen hatten. Ich glaube, das kann man nicht von Heinrich Mann behaupten. Ich wüsste nicht mal, ob das Buch weiterhin auf den Lehrplänen der Deutsch-LKs vorkommt.
Was ich aber weiß, ist, dass der französische Hauptdarsteller Julien Boisselier in Deutschland so gut wie unbekannt ist. Aber gut, er könnte durchbrechen und ein Star werden. Und ich weiß, dass deutsche Hauptdarsteller wie Noethen oder Hoger schon gar nicht ein Massenpublikum ansprechen werden. Aber vielleicht tun sie es ja dieses Mal. Regina Ziegler ist mit diesem Traumprojekt ein großer Erfolg zu wünschen. Aber warum musste dieser Traum gerade Heinrich Mann heißen? "Henri IV." wird zuerst auf dem European Film Market der Berlinale zu sehen sein und am 18. März Deutschlandpremiere feiern.
Link: - Trailer, - Zieglers Filmografie
Ja, der lernwillige Cineast horcht auf, wenn er von den Plänen Regina Zieglers erfährt, die ihr Engagement auf dem Kinomarkt verstärken will. Denn die rothaarige Powerfrau erinnert ihn entfernt an die legendäre Ilse Kubaschewski, Chefin des Gloria-Filmverleihs und leidenschaftliche Zuschauerkönigin der 1950er-Jahre mit Heimatfilmen, Militärschwänken und Arztschnulzen. Beides sind sie herausragende Beispiele dafür, wie sich Frauen in einer von Machos dominierten Industrie durchsetzen können. Regina Ziegler startete zwar im Kino des so genannten Neuen Deutschen Films in den 1970er-Jahren, konnte aber ihr kleines Imperium vor allem durch das Fernsehen aufbauen: Heute vergeht kaum eine Woche, in der nicht mindestens ein TV-Movie läuft, in dem Ziegler die Finger im Spiel hatte. Die markantesten Eckpunkte ihrer Karriere machen die in den 1990er-Jahren weltweit sehr erfolgreich gelaufenen "Erotic Tales" und der letztjährige Emmy-geadelte Mehrteiler "Die Wölfe" aus.
Kinoprojekte schob Ziegler in den letzten Jahren immer verhaltener an, auch weil der Erfolg bei den meisten Produktionen ausblieb. Wer hat zum Beispiel schon die Komödie "Suche impotenten Mann fürs Leben" gesehen. Nun "boomt" aber deutsches Kino gerade mehr oder weniger. Und Ziegler Film ist wirtschaftlich bestens aufgestellt. Warum also nicht mal ein absolutes Traumprojekt angehen, einen Heinrich Mann-Roman etwa wie "Henri IV.", den man vor Ewigkeiten im Deutsch-Leistungskurs gelesen hatte. Dass die letzte erfolgreiche Heinrich Mann-Verfilmung aus den 1950er-Jahren stammt und "Der Untertan" hieß, ist einem dabei egal. Mit viel Mühe und Not kratzt man sich das gigantische Budget von 19 Millionen Euro zusammen, gestaltet den Film amphibisch, um auch von den öffentlich-rechtlichen Einrichtungen Unterstützung zu erfahren und packt oben drauf einen Haufen eigenes Kapital.
Über sieben Jahre hat Regina Ziegler mit Regisseur Jo Baier ("Wambo", "Der Laden") an diesem Traum gezimmert. International hat sie ihn angegangen, die Franzosen samt Geld und Schauspieler mit ins Boot geholt. In Tschechien drehen lassen. Quasi alles engagiert, was der deutsche Schauspielmarkt hergab: Joachim Krol, Andreas Schmidt, Sandra Hüller, Hannelore Hoger, Ulrich Noethen, Devid Striesow, Karl Markovics, Andre Hennicke und Wotan Wilke Möhring. Ein großes historisches Epos soll es werden. Und der Trailer macht schon was her. Was man sich aber auch ehrlicherweise fragen müsste: Wer soll sich das überhaupt anschauen? Ganz nach der Devise, wenn du es baust, werden sie schon kommen, schwimmt "Henri IV." zwischen "Die Päpstin" und Heinrich Breloers "Die Buddenbrooks". Der Constantin-Film hatte nur einen kleinen Vorteil: Er basierte auf einem Bestseller, den in den letzten zwei Jahrzehnten Millionen von Menschen gelesen hatten. Ich glaube, das kann man nicht von Heinrich Mann behaupten. Ich wüsste nicht mal, ob das Buch weiterhin auf den Lehrplänen der Deutsch-LKs vorkommt.
Was ich aber weiß, ist, dass der französische Hauptdarsteller Julien Boisselier in Deutschland so gut wie unbekannt ist. Aber gut, er könnte durchbrechen und ein Star werden. Und ich weiß, dass deutsche Hauptdarsteller wie Noethen oder Hoger schon gar nicht ein Massenpublikum ansprechen werden. Aber vielleicht tun sie es ja dieses Mal. Regina Ziegler ist mit diesem Traumprojekt ein großer Erfolg zu wünschen. Aber warum musste dieser Traum gerade Heinrich Mann heißen? "Henri IV." wird zuerst auf dem European Film Market der Berlinale zu sehen sein und am 18. März Deutschlandpremiere feiern.
Link: - Trailer, - Zieglers Filmografie
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